Vor kurzem erst hat George Lucas Star Wars an den Disney-Konzern verkauft und schon kündigte Disney an, in den nächsten Jahren Teil 7, 8 und 9 von der Weltraumsaga drehen zu wollen. Die Frage, die sich jedem großen Star Wars Fan dabei natürlich aufdrängt: Welche Trilogie des Erweiterten Universums (wenn man davon ausgeht, dass Disney die neue Star Wars-Chronologie der Comics und Bücher einhält, was wünschenswert wäre) könnte besser zum Verfilmen geeignet sein, als die von Timothy Zahn.
“Erben des Imperiums” spielt ca. 5 Jahre nach der Schlacht um Endor. Bisher waren die Kräfte des Imperiums ständig auf dem Rückzug und bis auf einige imperiale Kriegsherren und die ehemalige Geheimdienstchefin Isard (siehe zu diesen Gegnern Stackpoles und Allstons X-Wing Romane), schien die ehemalige Führungselite des Imperators besiegt oder vertrieben worden zu sein. Doch ein letztes As hatte der Imperator noch vor seinem Tod tief in den imperialen Ärmel geschoben, einen letzten Krieger und Vollstrecker von bestechender Intelligenz und Führungsstärke: Grandadmiral Thrawn, ein dämonisch-charismatischer Taktiker und Analytiker, der den imperialen Streitkräften wieder neue Hoffnung gibt. Da er als einziger unter den hohen Flottenkommandanten ein Alien war, operierte seine Gruppe hauptsächlich abseits des imperialen Kerns in den unbekannten Regionen. Doch nun ist er zurück, mit einer Fülle von Strategien, mit denen er die Neue Republik an den Rand einer neuen Existenzkrise drängt …
Lea und Hand erwarten derweil Zwillinge und Luke muss langsam daran denken, Lea und später ihre Kinder in der Macht zu unterweisen – aber noch immer hat er Angst vor dem Versagen; davor, dieselben Fehler zu begehen, die Obi-Wan einst bei seinem Vater machte. Da scheint eine neue Mentorpersönlichkeit aufzutauchen: der Jedi-Meister Joris C’boath – kann Luke von ihm lernen, wie ein Jedi sich verhalten muss, wie er ausgebildet wird und was seine Aufgaben sind?
Und irgendwo ist da auch noch die ehemalige Hand des Imperators, eine Frau, attraktiv wie intelligent, die einen so großen Hass auf Luke Skywalker hegt, dass er sich rational nicht erklären lässt und deren Schicksal dennoch eng mit dem des Jedi und letztlich mit dem Schicksal der neuen Republik verbunden zu sein scheint …
Kaum ein anderes Nicht-Film Werk hat so breite, zentrale Spuren in der Welt von Star Wars hinterlassen. Nicht nur hat George Lucas Zahns Idee vom Stadtplaneten Coruscant als Regierungsplaneten aufgegriffen und ihn in Episode I-III als solchen verwendet (ebenso wie alle anderen nachfolgenden Star-Wars Autoren), auch in beinahe jeder zweiten Publikation danach finden sich Anspielungen, Charaktere und Geschichten aus diesem Roman wieder und auch in PC-Spielen (In “Empire at War” und “Forces Of Corruption” kommen 3 Charaktere und mindestens 5 Planeten mit ihren lokalen Bedingungen vor, wie sie Zahn entworfen hat) und offiziellen Guides nehmen Zahns Romane einen wichtigen Platz als Quelle und Maßstab ein. Charakter wie Mara Jade und Talon Karrde sind zu festen Mitgliedern des Kosmos geworden.
Kein Wunder: kaum ein anderer Star-Wars Autor hat so phantastische und doch glaubwürdige und langlebige Figuren geschaffen – vielleicht mit Ausnahme von Stackpole, wobei der eben eher die einfachen Soldaten zeigt, während Zahn einen Blick für Persönlichkeiten hat, die eine so besteichende Aura und eine gut ausbalancierte Authentizität in ihrem Wesen aufweisen, als wären sie schon immer Teil der zentralen Star Wars Partitur gewesen.
Auch vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen, hat Zahn mit den drei Romanen Großes geleistet. Er schafft es, aus der Star Wars Materie sowohl Spannung als auch übergreifendes Interesse an den vielen (sehr vielen) Ebenen, Schauplätzen und Arten der Geschichte zu gewinnen. Zwischen politischen Intrigen, langfristigen und kurzfristigen militärischen Taktiken, kruden Plänen, persönlichen Konfrontationen und Beziehungen und plötzlichen Handlungsumschwüngen, sind die Romane allesamt sowohl Pageturner als auch (auf Star Wars Ebene) literarisch ein erlesener Genuss. Kurz gesagt: Timothy Zahn war in diesen Büchern nicht nur erfindungsfreudig und bemüht, die Handlungsstränge komplex und doch unterhaltsam aufzubauen, er hat zusätzlich bewiesen, dass das klassische Star Wars Feeling, dieses ganz besondere, das uns die Filme mit ihrer Sagahaftigkeit bescheren, auch in einem Roman geschehen kann und dass dieses Erlebnis in gewissem Sinne sogar ein paar mehr Apskete haben kann, als ein Film (z.B. mehr innercharakterliche, gefühlsmäßige Ansichten).
Also, wie schon oft in Rezensionen zu diesem Buch gesagt: Lesen, lesen, lesen!