“Jedermann klagt über sein schlechtes Gedächtnis, aber niemand über seinen schlechten Verstand.”
Man spricht oft von Büchern, die “ihren Reiz nicht verlieren” oder “immer noch aktuell (oder zutreffend) sind.” Nun, bei La Rochefoucaulds Aphorismen ist dies allerdings der Fall; ihnen bleibt ihre 300 Jahre alte Geltung und Wahrheit weiterhin.
“Unser Glück liegt nicht in den Dingen, sondern in deren Bewertung durch uns; und der Besitz dessen, was wir lieben, macht glücklich, nicht dessen, was andere liebenswert finden.”
Obwohl manchmal zynisch und fast schon übertrieben auf der Suche nach Hintergedanken, war La Rochefoucauld sicherlich einer der wichtigsten Moralisten seiner Zeit. Seine feine Polemik, kombiniert mit ironischen und sarkastischen, sowie belebenden und flotten Annoncen, kann uns bis heute noch bezaubern und lehren, was wir im Leben an Offensichtlichem bisher übersehen haben.
Rochefoucauld wusste um seine Grenzen (“Wer seinen Verstand kennt, kennt nicht immer sein Herz”) und gerade Liebe und Leidenschaft, zwei seiner häufigsten Themen, bewahren in seinen Betrachtungen trotz aller Empirik und Satirik einen liebevollen Anklang. Und weise weiß er stets zu sein, obwohl (und weil): “Es ist leichter, für andere weise zu sein als für sich selbst.”
Eine Zitatsammlung, die keine eklatanten Lücken aufweisen will, kommt um La Rochefoucauld nicht herum. Einige seiner trefflichsten Sätze scheinen auf jede Zeit, übergreifend, münzbar zu sein und verlieren und erschöpfen sich nicht, da sie weder pessimistisch, noch überironisch sind – wenn ihnen eine Bezeichnung geben müsste, so wäre es: moralisch.
“Die Wahrheit stiftet nicht so viel Gutes in der Welt wie ihr Schein Böses.”