Monthly Archives: February 2015

Zu den gesammelten Gedichten von Cees Nooteboom im ersten Band der Werkausgabe


Aus Schwarzem Gold fliegen Vögel auf
und entbinden ihre Flügel.
Das immer blinder gemalte Auge sieht es
und schreibt.”

Der holländische Schriftsteller Cees Nooteboom ist vor allem für seine Reiseberichte und Novellen bekannt; und er hat mit „Allerseelen“ und „Rituale“ auch zwei bedeutende Romane geschrieben. Dass in dem feinfühligen, versierten Erzähler auch ein Dichter steckt und dass dieser Dichter beweist der erste Band der Werkausgabe, in dem nahezu das ganze lyrische Schaffen von Nooteboom versammelt ist (ausgenommen der neuste Gedichtband „Licht überall“ und weitere Ausnahmen, siehe unten)

“Wir kennen die poetische Poesie, die gemeinen Gefahren
von Mondsucht und Singstimme. Bloß balsamierte Luft,
es sei denn, man macht daraus Steine, die glänzen und schmerzen.”

Nootebooms lyrisches Werk geht bis zu seinen Anfängen zurück. 1956, ein Jahr nach seinem Prosadebüt Philip und die anderen, entstand ein schmaler Gedichtband, der leider ebenso wie die Gedichte nach 2003 (welche im letzten Band der Werkausgabe “Poesie und Prosa 2005-2007” gepackt wurden) hier nicht enthalten ist; 1959 folgten dann die “Kalten Gedichte”, die, ebenso wie das vier Jahre darauf folgende “Schwarze Gedicht”, noch sehr expressionistisch sind; kantige und wie abgewaschene Regungen und Bilderwelten, die aber schon eine gewisse Stärke im Ausdruck haben.

“Der weg zerfällt am verweinten gebirge.
nun stirbt die goldene sonne in ihrem gefolge
das rot färbt alle Bäume.”

“doch der Wind reitet vorbei auf kopfscheuen pferden
der mond wählt einen ängstlichen Weg in die Wolken
nur ab und zu fallen silberne Splitter herunter”

Im weiteren Verlauf lässt sich eine Verbindung zum lyrischen Werk von Jorges Luis Borges ziehen, mit dem Nooteboom eine demütige, geradezu erlesen-feine Sprache teilt, die sich wie aufs Verwalten verlegt; besonders stark habe ich mich bei dem auch als Einzelband veröffentlichten Werk “Das Gesicht des Auges” an diese Art erinnert gefühlt.

Von Borges trennt ihn wiederum seine nicht intelligibeln, sondern existenziellen dichterischen Themen. Bei Nooteboom geht es nämlich oft auch um das Schreiben selbst, oder um das Lesen und dazwischen um die Möglichkeiten von Erkennen, Einfangen und Ausdrücken; das verknüpft er gerne mit einem anderen Thema von ihm: mit Relativität und Zeit, zwei Themen, die auch Borges oft beschäftigten.

“Ich lese deine Gedichte in Broome,
auf der anderen Seite der Welt.
Nicht Besonderes. Es gibt nur eine
und die ist rund.”

“Ich, der ich gelernt habe,
dass die Zukunft ein Motor ist,
der noch nie gelaufen ist,
dass alle Sprachen dasselbe verschweigen
und all meine einmaligen Träume
im Kino zu sehen sind.”

Doch bei all dem, was ich bereits gesagt habe und was man leicht an den Beispielen erkennen kann, ist Nooteboom zusätzlich noch ein Dichter mit zwei Gesichtern. Seine klareren und poetischen Werke waren für ihn kein Grund auch andere, kryptisch-hermetischere Lyriken zu schreiben; Gedichte in denen fast in jeder Zeile zwei Wörter aufeinander losgelassen werden, in denen Kontraste dominieren, in denen der Sinn ein Zauberwürfel in Form eines Prismas ist.

“Doch drüben, wo der Tod ist, an Land,
liest der Wind in der Zeitung der Zeit,
dort reden Tote in ihren weiten Schemen
von Ewigkeit und Einsamkeit.”

“Die besten Dichter haben uns einige gute Gedichte hinterlassen, haben ein paar Zeilen zum Beweis der Poesie vorzuweisen und sind niemals darauf verfallenen eine zweidimensionale Zeile zu verfassen.” Wenn dieser Satz von Ezra Pound stimmt, dann ist Nooteboom ein großer Dichter. Für mich auch deswegen, weil er poetisch ist, aber sich dennoch nie ganz in einer einzelnen Poesie niedergelassen hat; man liest stürmische Zeilen, bekommt aber vom Autor ein Schiff, mit dem man darauf fahren kann; man bekommt Weisheiten serviert, man wird aber auch leicht abgewandt in welche eingefädelt. In diesem Sinne ist eigentlich jede Etappe dieser gesammelten Gedichte lesenswert.

“So wie die Lilie einschläft
in ihrem Hotel, die Nacht vor Kriegsbeginn,
während unten der Portier
die Rechnungen schreibt.

So werden Jahre Zeit.”

3 Blätter zur Dichtung von Guillaume Apollinaire


I – Alkohol

“Heftiger Absinth, das schönste Ungeheuer das nach Lorbeer schmeckt ist voller Trauer.”

“Nun durchstreifst du Paris ganz allein in der Menge
Herden muhender Autobusse rollen an dir vorbei
Die Angst um Liebe schnürt dir die Kehle zu
Als ob du nie mehr geliebt werden solltest
Wenn du in früheren Zeiten lebtest gingst du ins Kloster
Ihr schämt euch, wenn ihr euch dabei ertappt ein Gebet zu sprechen
Du findest dich lächerlich und dein Gelächter prasselt wie Höllenfeuer
Die Funken deines Gelächters vergolden den Grund deines Lebens
Es ist ein Bild, dass in einem düstern Museum hängt
Und manchmal gehts du hin, es von nahem zu sehn”

Mehr ein Mythos als ein Buch, ein reich verziertes, riesiges Tor, dass nicht zum Eintreten, sondern zum Betrachten gedacht ist: die Sammlung „Alkohol“ von Guillaume Apollinaire, erschienen 1913, heute als der erste große Gedichtband des Jahrhunderts gefeiert.

Sie bleibt ein Mythos noch während man liest – und das ist das Einzigartige an Apollinaires Dichtung: ihr Verve, ihre Unabhaltbarkeit, ihr Brechen und Bersten, das auch noch Flügel bekommt. Dichtung, die ganz und gar Essenz und Willkür ist, Wortkragen, fest umgeschlagen; seine Verse sind wandelnde Fugen der Welt, ein Hohn und doch ein Segnen, jede Zeile wie ein Schluck. Dem zollt auch die Form ihren Anteil, man findet kein einziges Satzzeichen – neue Sätze sind, oft mitten im Vers beginnend, im Deutschen allerhöchstens noch an großen Wortanfängen ablesbar; als würden die Gedichte leben und sich schier nicht beschränken, gleich der Welt, die sich gerade, um Apollinaire herum, rasend verändert, während neue Strömungen der Literatur zusammenfließen und explosiv sind.

“Milchstraße lichte Schwester drüben
Der weißen Bäche Kanaans
der weißen Körper die sich lieben
Uns tote Schwimmer lässt dein Glanz
Zu immer neuen Nebeln stieben

Ich denke ein paar Jahre zurück
Es war April bei Morgenhelle
Des Jahres Liebesaugenblick
Da sang aus voller Manneskehle
Ich meine Liebe und mein Glück.”

Die Melancholie, sagt man, ist der größte Freund des Trinkers; Gold und Rot sind die wichtigsten Farben. Diese Gedichte sind beides, melancholisch und wie aus Gold und Rot (gegossen über Spiegel, Fotos, Fassaden) auf denen sich der Glanz vieler verschiedener Farben spiegelt. Sicher: Oft braucht es ein-zwei Anläufe eines dieser Gedichte zu lesen und manchmal kann man auch nicht anders, als sie einfach zu “trinken”. Man merkt schon, dass mich die riesige Metapher, der Mythos dieses Buches überrannt hat; aber es ist schwer, dies nicht geschehen zu lassen – zu viel Nacht, Wein, Reben, Gewalt und Flair ist in diesem Band zusammengeflossen. Er kann zärtlich sein, beobachtend, flanierend, tödlich und traurig, prunkvoll und still.

“Der Mai der schöne Mai schmückt die Ruinen mild
Mit Efeu Heckenrosen und wildem Weine
In Uferweiden spielt und wühlt der Wind vom Rheine
In Rebenblüten nackt und plauderhaftem Schilf”

Es soll jemand anderem überlassen bleiben, oder jedem selbst, diese Gedichte zu deuten, ihre religiösen Motive und unterschwelligen Sehnsüchte zu analysieren. Ich habe es gar nicht erst versucht; die leicht polierte Schönheit und abgeschreckte Kühnheit mancher Verse reicht mir.
Auf jeden Fall sind die Alcools ein Abenteuer für sich. Ein dichterischer Auswuchs, der einen prachtvollen Baum abgibt; es lohnt, seine Früchte zu kosten.

II – Wintern im Ehemals, Apollinaire

“Ich kenn Leute von allen Allüren
So schlecht wie ihr Schicksal sind sie nicht
Wie welke Blätter sich rühren
Zuckt ihnen im Aug halberloschenes Licht
Ihre Herzen gehen wie die Türen.”

Als die Zeitschrift “Das Gedicht” 1999 die 100 bedeutendsten internationalen Dichter kürte, landete der Mann, der die Begriffe Surrealismus und Symbolismus geprägt hatte, auf dem zweiten Platz. Sicherlich, so nah an die Sonne hätte ich Apollinaire nun nicht gesetzt. Aber ohne Zweifel ist er einer der bedeutendsten Dichter und auf jeden Fall einer der wichtigsten Erneuerer der Poesie.

“Lange blickt er hin auf die Küsten blasser und blasser
Am Horizont von Spielzeugschiffen bewacht
Und es schien als habe ein ganz kleiner Strauß auf dem Wasser
Der ziellos dahintrieb das Wasser zum Blühen gebracht”

Nach den Alcools hat Apollinaire nur noch Bildgedichte veröffentlicht und ein paar nachgelassene Gedichte gibt es auch noch. Sein schmales Werk ist eigentlich ein großes, schwül-gebrochenes Gedicht an das Leben und die unmögliche Erhöhung, ihren Versuch; eine große Sonate, wenn man so will, allerdings eine, die einen schon beim ersten Ton in eine Art Rausch versetzt. Dem entspringt dann wiederum ab und zu eine große Zärtlich- und Verletzlichkeit. Ihn zu lesen ist, als würde man einem Sturm lauschen: Manchmal ohrenbetäubend, dann wieder nur ein taubes Tosen, dann ein Abflauen, mit kleinen Böen und dann alles zusammen. Und dann vielleicht etwas Stille.

“Am Ufer eines Sees
ließ man zum Vergnügen
Flache Steinchen
Übers Wasser springen das kaum tanzte”

III – Unterm Point Mirabeau oder “Die Schattenkerze ist vom warmen Golde prächtig.”

“Unter Point Mirabeau fließt die Seine dahin
Unsere Liebe auch
Ist Erinnern Gewinn
Aus traurigem Sinn wird fröhlicher Sinn

Komm Dunkel Stunde eile
Die Tage gehn ich verweile”

Guillaume Apollinaire, der eine Vorliebe für alle Arten des Schönen und des Morbiden hatte, war ein polemischer und auch ein engagierter Dichter, aber mehr als das alles, war er schlicht ein Dichter, angefüllt von dieser Idee selbst. Seine teils surrealen, dann wieder mythischen, dann wieder barocken und schließlich romantischen Dichtungen gehorchen nur der eigenen, vollkommen Essenz und Ausrichtung. Sie sind Gesänge, die durch Katakomben irren, Bittverlesungen in ausgebrannten Kapellen, Klaviere in einem Sarg, Fahnenstangenaufraffungswörter.

“Die Schafe ziehn dahin im Schnee
Wollflocken zwischen Silberflocken
Soldaten ziehn und wann den je
Gehört mein Herz mir wieder stockend
Und wechselhaft und weiß ich je

Weiß ich wohin es geht dein Haar
Kraus wie das Meer bei frischem Wetter
Weiß ich wohin es geht dein Haar
Und deine Hände Herbstes Blätter
Der voll von unsern Schwüren war

Hin schritt ich an des Flusses Seite
Ein altes Buch in Händen noch
Gleich ist die Seine meinem Leide
Sie strömen unversieglich beide
Wie lang ist diese Woche doch”

Jedes Wort ist ein letzter Tropfen und der Geschmack ist gleichsam dicht und verführerisch, aber auch etwas fahl, etwas bitter. Wahrscheinlich sind es ein paar der unmittelbarsten Dichtungen, die es gibt.

“Schicksale, nimmer zu durchschauen
In Wüsten von Geschichte schwer
Könige in des Wahnsinns Klauen
Ein frostdurchbebtes Sternenheer
In euren Betten falsche Frauen”

Die Gedichtauswahl von Ludwig Greve “Sie lacht und andere Gedichte”


“Die dunkle Stunde
macht das Unscheinbare gewaltig;
es schöpft Atem.”

Kaum ein Ton ist in der Literaturkritik ein größeres Wagnis, als das Anstimmen der Lobeshymne. Und das noch nicht einmal, weil in unserem Zeitalter der Superlative jedes Lob und jedes freundliche Worte scheinbar und ambivalent bleibt, der Skepsis leichte Beute und der Reflexion ein willkommenes Versuchstier, sondern vor allem, weil ein Verriss aus dem subjektiven Missfallen schöpfen kann, unverhohlen oder nicht; ein Lob dagegen, das ja meist auch eine Empfehlung sein soll, muss versuchen, das subjektive Vergnügen so zu erweitern und darzustellen, dass auch ein anderer potenzieller Leser für die Anziehung/Wirkung des Werkes empfänglich wird; man versucht also, eine allgemeine Ahnung von der Schönheit/Wirkung/Bedeutung/Transzendenz des Werkes zu konstruieren, hervorzurufen, zu beschwören, zu vertiefen.

“Birnbaum, Apfelbaum, immer noch streift ihr
unserer Augen Joch
mit spielenden Blättern, die feucht und gewölbt
wie Zungen die Sonne schmecken,
wir aber haben die Stirn,
dem Heer Gedanken blindlings zu folgen –
zerstreut es in eure Fülle!”

Ludwig Greve, geb. 1924, gest. durch Ertrinken 1991, ist einer dieser unpolitischen, urteilsfreien, langsam ins Vergessen wandernden Dichter, von denen es in der deutschen Literaturlandschaft zugegebenermaßen nicht viele, aber doch einige gibt. Ja, man kann sogar, mit vorsichtigen und keineswegs eine feste Deutung bringenden Fingern, eine dünne Tradition ausmachen, die sich um Namen wie Peter Huchel, Marie Luise Kaschnitz, um Karl Krolow und Sarah Kirsch und bis in heutige Tage um Johannes Kühn windet. Es ist eine stille Tradition, eine Tradition der leichten Wiedergabe, der Naturerscheinungen und lebensländlichen Eingängigkeit, gekrönt von minimalpoetischen, aber sehr intensiven, nahen Dimensionen.

“Auf einmal gerinnt die Welle
und schwillt aus dem grauen Meer ein Hai,
der schiefen Maules mich anfällt –
aber vorm Ufer langsam sich bäumend,
wirft sie schaumige Mähne, neigt
den Körper dann wie zur Tränke
und auf der Wölbung des nassen Rückens
funkelt ihr Reiter, Tag.”

Doch wäre es eine verhängnisvolle Vereinfachung, würde ich Greve nur als einen Lyriker dieser Tradition und ihrer unscheinbaren Existenzialität ausstellen; denn Greve war auch Jude und viele seiner Gedichte haben auch das zeitweilige Exil und die Auseinandersetzung mit den Lebensschatten seiner Vergangenheit (u.a. starben seine jüngere Schwester und sein Vater während der Flucht in Italien) zum Thema. In diesen Gedichten geht Greve nie auf Konfrontationskurs, sein Ton wirkt wie immer berufend unaufgeregt, mit einer Leichtigkeit nach der Ode, dem Schema jeder Zeile greifend, egal wie schwer das Thema ist. Doch jede Zeile wiegt dann trotzdem schwer, nicht in Sachen Gemüt, sondern rein physisch. Als wären die Zeilen Balken auf Balken ein Bau, in dessen Inneren ein Stück Erfahrung zusammengeballt wird, dass Stück für Stück, in Luftzügen, aufleuchtenden Bildern und dumpfen bis hellen Tönen, aus den Lücken zwischen den Brettern erscheint.

“Verlor vor ihnen, die sie erinnern,
Zeit das Erobererrecht?
Sie fügt sich zur Oberfläche,
auf der die Vertriebenen einander bewohnen.”

Zum Einstieg eignet sich der Sammelband “Sie lacht und andere Gedichte” sehr gut. Er enthält Gedichte aus allen Perioden und außerdem hält er eine gute Balance zwischen den Daseinsgedichten Greves und den Gedichten, die auch Dokumente sind. Abgerundet wird das Ganze durch eine Rede, die er 1979 vor Studenten gehalten hat, mit dem Titel “Warum schreibe ich anders”, in dem er wunderbar profan und doch mit vielen kleinen, erhellenden Gedanken, seinen Werdegang als Dichter beschreibt, die Arbeit mit seinem persönlichen Erleben verknüpft und auch ein paar Ideen zu seiner Poetik, völlig undogmatisch, preisgibt.

“Sonntags führen die Straßen zu nichts;
die große Maschine, von Haaröl glänzend,
läuft leer und die Pause füllt Sonne –
der Bodensatz zwischen den Häusern ergrünt.”

“Aber die Trümmer sind noch Schatten: nicht
erleuchtet, blinzle ich ins Licht.”

Neben dieser Rede schätze ich persönlich vor allem Greves Gabe bei der Abwandlung von Beobachtung in Erlebnis, was bei Naturmomenten, und -schauspielen, aber auch ganz allgemein bei Betrachtungen, Momentaufnahmen, die ein Ding einen Tick tiefer erschließen und in ein poetisches, dem Erlebnis geweihtes Objekt verwandeln, großartige Eindrücke hervorruft. Es ist eine Eindrücklichkeit, die über die bloße Ausschmückung hinausgeht und zu einem Moment von Erkenntnis führt; man erkennt die Schönheit des Gegenstandes und seinen Mangel an Selbstverständlichkeit, den wir ihm so blindäugig immer wieder aufladen. Das funktioniert bei Schultern

“Die Schultern, gewölbt, den Stolz zu beirren,
sind kühl wie Steine, die lange im Wasser lagen,
doch, hebst du den Arm, dein eigen.”

… Bäumen …

“Die Bäume, nackt wie Liebende,
breiten die Arme;
Verlassene, die im Wind der Fülle
die Treue halten; doch wachsen
die Städte schneller.”

der sogar beim Schnee:

“Noch ist Tag, sein Hauch bewölkt
den kalten Spiegel, er ruft sein Bild aus der Tiefe
und lautlos antwortet Schnee,
rieseln Flocken, geistern im Rauch,
wie schöner Tage Asche,
doch am Lebendigen, wenn sie es schwärmend berühren,
erlischt die winzige Helle.”

Ich kann Ludwig Greve nur jedem ans Herz legen der ein reifes, dichtes und doch ohne viel poetisches Kalkül gewachsenes Werk lesen will. Er wird die Versenkung finden, aber auch die Aufklarung und wird sich immer zwischen diesen beiden Aspekten bewegen, der Dunkelheit und dem, was zu Tage tritt, immer wieder, nicht von der Hand zu weisen; zwischen Worten, ganz nah an Schmerz und Dokumentation, aber auch fern, in eine, Blick liegend, der sich nicht enthält, aber auch nicht näher herangeht, einfach schaut. Es ist ein Werk, dass wenig Raum für Fragen lässt, für Antworten, aber viel für die Enterhaken von Bildern und auch viel für Unauslotbarkeit, dazwischen schwingt es hin und her.

“Aller Erinnerung
sind jetzt die Gärten gewachsen.”

“Ich weiß, das Leben/ ist ein ständiges Lebewohl.” Zu späten Gedichten von Jaroslav Seifert


“Noch heute – und das ist viele Jahre her -,
wenn ich die Augen schließe
und gegen die dünne Dunkelheit meiner Lider blicke,
erscheinen mir die lächelnden Gesichter
derer, die ich einst geliebt.
Sie sind jedoch schon blaß
wie das Licht der Sterne an einem Winternachmittag,
wenn die Dämmerung anbricht.”

Trotz einer langen literarischen Tradition hat die tschechische Poesie bisher nur einen Nobelpreisträger hervorgebracht, der auch gleichzeitig der einzige tschechische Nobelpreisträger für Literatur überhaupt ist: Den Dichter Jaroslav Seifert, letzter einer großen Dichtergeneration, die sich in den Jahren zwischen den Kriegen mit neuen poetischen Vorstellungen hervortat, geboren 1901, gestorben 1986. Sein Werk lässt sich in viele, sich teilweise sehr voneinander abhebende Perioden aufteilen, wobei die Bandbreite von experimenteller bis zu – wie in diesem Band präsentierter – sehr schlichter Lyrik reicht.

“Auf die Stadt fielen Rußflocken
und in den Straßen zog der Rauch,
dem Herbstnebel ähnlich,
doch bis an die Zähne bewaffnet.”

Krieg und Gedichte und die Liebe – drei Themen die Seifert gegen Ende seines Lebens (dieser Band hier ist die Übertragung eines Originalbandes der 1983 herauskam) sehr beschäftigten, natürlich weil sie ihn alle auch sehr geprägt hatten. Der Krieg ist in den paar Gedichten, in denen er seine eigenen Erlebnisse beschreibt eher unterschwellig anwesend, als eine Drohung, als ein Widerstand. Die Liebe dagegen ist eine stets sehr zärtlich angespielte Melodie, die Seifert zurückhaltend und schön zu variieren weiß.

“Wie oft habe ich die Hände ausgebreitet,
um wenigstens die Luft zu umarmen,
durch die sie soeben gegangen war,
als sie ihr süßes Lächeln
ins Nebenzimmer trug.”

“Die allergeheimsten Träume,
die den Schlafenden in der Dunkelheit umfangen,
hatten die Farbe deiner Augen.
Sie waren blau.”

Das letzte große Thema, das Dichten und die Herkunft der Dichtung, nimmt eine ganz besondere Rolle in dieser Sammlunge in. 3 der besten Texte handeln von dem Moment, in dem der Dichter von der Eingebung getroffen wird, in dem das Unwillkürliche plötzlich zu Worten sich masert. Schön ist, dass Seifert keine zu hohen Sphären betritt, sondern glasklar und leicht einnehmend, aber auch schlicht und wehmütig von diesen Erinnerungen berichtet. Einmal beschreibt er, wie ihm auf einer Bank einige zauberhafte, großartige Verse einfielen. Er rannte nach Hause. Doch dort kamen sie ihm dann nicht mehr in den Sinn. Und das Gedicht schließt mit den Worten:

“Und die Verse jenes zauberhaften Morgens
suche ich bis heute.”

Erinnerungen. Am Ende eines Lebens geht es viel darum, was noch geblieben ist, was man nicht ausradieren kann, vielleicht sogar um manches, das mit den Jahren immer klarer oder in seinen Konturen immer glatter geworden ist. So ist dieser Band rückwärtsgerichtet. Prag und die Jugend, der Krieg und das Dasein im Jahrhundert, werden alle durch das Schilfrohr der letzten Lebensjahre, als ein geradezu namhaftes und doch verschwiegenes Abenteuer betrachtet, eine Zeit, so lang und so groß, und doch so klein.

“Meine leichtsinnigen Schritte in den Gassen,
meine rosigen Abenteuer
und Liebschaften und alles andere
sind bestreut mit leichter Asche,
wenn die Zeit verbrennt.”

“Aus unserem sorglosen Leben
flogen die Nächte davon
wie verwelkte Rosenblätter
und fielen in die dunklen Pforten der Vergangenheit
von wo sie zurückkehrten
als durchsichtige Erinnerungen.”

Jaroslav Seifert ist ein wundervoller Dichter, ein unproblematischer und völlig klarer Erzähler, der seine ruhige Sprache perfekt mit einem Klang umgeben kann. Wenig in diesen Versen wirkt herausragend, aber auf diese Weise gelingt dem ganzen Gedicht der Sprung in die Vorstellung des Lesers, als Handreichung des Dichters selbst, als Aufzeichnung einer einhelligen Empfindung. Wer die Lyrik als eine unwillkürliche Kunst schätzt, die eine Aufnahme des Lebens in dich tragen, der sollte Jaroslav Seifert unbedingt lesen.

“Schon jahrelang schlägt mir an der Wand
eine alte Uhr
und blickt zurück auf die Zeit
meines Lebens,
die so schwindelerregend dahineilt.”

Zum 22. Band von “DAS Gedicht” mit dem Swing vom Ding


“Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.”
Joseph Freiherr von Eichendorff

“Die Dinge sind die Antwort der Schönheit auf das Sein.” Francis Ponge

Auf Dinge zu kommen ist nicht schwer, denn wenn man von dem nicht geringen, aber doch sehr kleinen Wunder absieht, dass die Oberfläche dieses Planeten mit Leben bevölkert hat, so ist alles im Universum ein Ding, ein Gegenstand, eine Sache. Der Dichter Lars Gustafsson (der für diese Ausgabe von der GEDICHT-Redaktion kurz interviewt wurde und dessen Person und neuster Lyrikband dabei kurz vorgestellt werden) schrieb einmal (zu finden ist das Zitat in einem älteren Band, Jahrhunderte und Minuten, im Gedicht “Lebende und Tote”):

“All das, was Leben nachahmt, scheitert
und täuscht uns nicht.

Doch um diese Dinge, Kristalle,
Spielsachen und Trompeter

steht ein Ausdruck von Trauer, von Wehmut.
Und -der- ist nicht nachgeahmt.

Wir erkennen ihn sofort.
Und erinnern uns an uns selbst.”

Gegenstände, Dinge, sind Oberflächen, die, wenn sie zu unser Dasein ausmachen, Anteil daran nehmen, für uns etwas an sich haben, das über sie selbst hinausweist, ungeahnte Tiefen in sich selbst zu tragen beginnen, offenbaren, in die wir oft unsere Vorstellungen von Leben und Erinnerung, von Bleiben und Verstehen füllen. Sie sind uns im Grunde nicht fremd, weil wir doch Beziehungen mit ihnen eingehen, Symbiosen und Leidenschaften. Lebendiges, das ist Beschleunigung, jedes Ding dagegen ist ein Ruhepunkt, gibt Möglichkeit für eine ganz bestimmte Entfaltung; sie haben alle einen Umkreis mit ganz einzigartiger, vielfältiger Wirkung, in seiner Identität und Integrität so unangreifbar und doch können wir ihn ganz für uns einnehmen.

Bei der Begegnung mit Dingen gibt es viele Möglichkeiten: Anrufung und Betrachtung, Einschätzung und Verfremdung, Bestimmungen und Ungewissheiten, das alles ist hier zu finden, ein einziger Swing, Blues, Walzer und Punk, der die Seiten zum Orchester jedes Dinglieds macht.

Da gibt es Liebeserklärungen:

“Für dich du verkannter
missratene Verse fressender Freund
echter Dichter:

für dich mein geliebter
Aktenvernichter.”

und ebenso der Blick auf das Unscheinbare, das niemals abhanden gekommene, aber auch nie ganz entdeckte. Wie jener Poller am Hafen, ein Ding von jener Art, die uns allen immer wieder begegnet, schütterstahlgrauklatschnass, der “auf dem Kai/ der stille Star” ist, wie er all die schweren Ketten und Taue festhält.

Wenn Gedichte gelingen, erwecken sie etwas zum (ins) Leben und es ist ganz gleich, was es ist, es kann noch so abstrakt sein, Gefühl, Bewegung, Person oder eben ein Ding. Sehr oft gelingt dies hier, es genügt schon die sparsamste Erwähnung und schon befinden wir uns, allein durch die wortreich hervorgehobene Beschwörung der Dinge, in einer verlassenen Werkstatt:

“Sägen rosten unschlüssig dahin.
Der Stiel des Hammers liegt gebrochen am Boden.
Apathisch blinzeln Schrauben und Nägel
aus vermoderten Kisten […]

Hier findet man sie nicht, die Bewegung der Zeit.

Nur wenn ein Stück Putz von der Decke fällt,
setzt sie sich, mühsam ächzend,
für einen Augenblick in Bewegung.”

Dinge haben Atmosphäre und das ist ihre Magie, ihr Leben, mehr brauchen sie kaum, um uns für immer in ihren Bann zu ziehen, unsere Welt an ein paar Rändern, in ein paar Rädern, auszumachen. Ganz egal, ob sie die Idee eines Dings sind, das durch viele einzelne Dinge verkörpert wird (wie Zigaretten, Kaugummiautomaten) oder wirklich ein einzelner fester Gegenstand sind, der uns begleitet, mit unserer eigenen Sympathie immer wieder konfrontiert wird oder uns irgendwann entfällt und fehlt. Letzteres geschieht, gehört dazu, weil Dinge auch immer im Gebrauch sind, was manche mehr und manche weniger verändert. Was wir mit Dingen erleben, erleben wir auch mit uns, es kettet uns an sie, aber manches Ding harrt lange verlässlich aus und wird erst ganz am Ende wertgeschätzt.

Andere sind nicht nur Dinge, sondern Welten. Spielzeuge, die “die Male/ kindlicher Liebe tragen”, das ist fast schon eine Idee für die Ewigkeit. Solange es Kinder gibt und Dinge, die für Kinder zum Zweck des Spielens gemacht werden und mit denen Kinder dann auch spielen, kann man diese Male, dieses Spielzeug, überall, auf dem Dachboden jedes menschlichen Herzens finden, ewige Entdeckung und ewiges Erbe, wie das Schlaflied, das Lullabye, über das der amerikanische Rockmusiker Billy Joel einst sang: “Someday we’ll all be gone/ But lullabies go on and on./ They never die/ That’s how you and I/ will be.”

“Wieviel Dinge,
Feilen, Schwellen, Atlanten, Becher, Schlüssel,
die uns als stumme Sklaven dienen, die

blind sind und dazu sonderbar verschwiegen.
Wenn wir vergessen sind, werden sie dauern
und nie wissen, dass wir gegangen sind.”
(Aus einem Gedicht von Jorge Luis Borges)

Profan scheinen die Dinge, aber wie schmal der Grat zwischen profan und heilig ist, das kann man mit einem Blick in jedes menschliche Leben erfahren, denn in jedem einzelnen ist diese Grenze von Bedeutung. Was uns begleitet, das mögen wir teilweise für selbstverständlich nehmen, aber da ist oft etwas, zu dem wir eine besondere Beziehung pflegen, weil Dauer und Zeit uns vielerlei an Eindrücken, Gefühlsregungen und Gedanken entreißen, aber was wir über einige Zeit an Erlebnissen mit einigen Dingen anhäufen, es ist wie darin bewahrt; sie sind ein Behältnis für das sonst sehr leicht verstreute; ein Spiegel für das, was wir gerne an uns und von uns sehen oder was uns zumindest einen sehr wahren Blick auf uns erhaschen lässt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Prokurist in einem der Gedichte auf die Frage, was er jetzt, mit der Pensionierung, in Zukunft vermissen werde, weder “Erfolge/ noch Ehrungen” angibt, “nicht Kollegen oder Kunden./ Er nannte einzig/ den Gullideckelschlitz.” Was sich hinter diesem Ding für eine Geschichte verbirgt, will ich nicht vorwegnehmen. Sie ist nicht spektakulär, aber schön und nicht ohne ein Ahnung von Gewicht, wie die meisten Dinge; über viele von ihnen kann man abschließend sagen:

„was wichtig ist:
das hier ist wahr
ein winziges Denkmal
gegen die große Demenz”

Die Auswahl der Ginsberggedichte aus dem Rowohlt Verlag


“Denn wir können zusammen
die Schönheit der Seelen sehen
verborgen wie Diamanten
in dem Uhrwerk der Welt”

Allen Ginsberg, Poet und zerfleischender Hymniker, beteiligt an den Proklamationen von freier Liebe, von Drogenkonsum und Anarchie und in seinem Leben dem jüdischen, buddhistischen und atheistischen Glauben abwechselnd zugetan – sein Name dürfte selbst unbelesenen Leuten ein Begriff sein. Seine Haupt- und Blütezeit waren die 50er und 60er Jahre, die Zeit der aufkommenden Beat-Generation, an deren Konzeption und Entstehung er selbst, zusammen mit Jack Kerouac und William S. Burroughs, großen Anteil hatte (auch wenn Ginsbergs literarische Vorbilder nicht in irgendeinem ästhetischen Programmheft standen. Sie waren klassischer und hießen Whitman, Rimbaud, Dante und William Blake); jedoch: er war ein sehr viel versierterer und vielfältigerer Dichter, was oft vergessen wird.

“Hipster mit Engelsköpfen, süchtig nach dem alten himmlischen Kon-
takt zum Sterndynamo in der Maschinerie der Nacht”

“und die einäugige Vettel,
die bloß auf ihrem Arsch sitzt und am Webstuhl des
Schöpfers die geistigen Goldfäden durchschnipst”

Die zwei gewaltigen, bekannten Gedichte führt man fast schon mit ihm Mund, wenn man auf Ginsberg zu sprechen kommt: zunächst Howl (dt. Das Geheul), ein Abgesang und doch gleichzeitig auch eine Beschwörung, Anrufung; darin die Abgründe in der amerikanischen „fast and easy“ Nachkriegsgesellschaft, die zerschmetterte Traumrealität, das Zerfasern, abgehend, die verlorenen Geister und Genies im Schritt, im Blick; das in die Drogen flüchten, die Haltlosigkeit des Stadt- und Überschusslebens, mit großflächig-lyrischem Vollzug und kochender Phantasie beschrieben, nah an den Menschen, irgendwo zwischen Scheiterhaufen und Wehmutszonen. Ein Gedicht, das so viel Appell hat und so wenig einer ist, das von Generationsrandflächen spricht, die zerbrachen,

“oder
von den besoffenen Taxis der Absoluten Realität überfahren
wurden”.

Und dann das zweite, formal noch radikalere, im Inhalt aber eher sehr berührend-zerrissene Gedicht “Kaddish”, in dem Ginsberg die Krankheit seiner Mutter, ihre Neurosen, Ängste und Schizophrenien aufarbeitet und beschreibt und den Versuch ihr immer wieder zu helfen. Diese Werke gehören, zusammen mit “The Waste Land”, Garcia Lorcas “Dichter in New York”, Walt Whitmans „Song of myself“, zu den eindrucksvollsten und dichtesten Lang-Gedichten des vergangenen Jahrhunderts.

“und das absolute Herz des Lebensgedichts, das sie sich aus dem Leib
rissen, bietet Nahrung für tausend Jahre”

Dieser Band ist jedoch auch eine Chance den anderen Ginsberg zu entdecken. Den Ginsberg der schrieb:

“Was als Begierde
begann

wird weiser
enden.”

Ein Ginsberg, der über die Liebe, die nächtliche Verlorenheit schreibt, über das Altern und den Tod, über den Ruhm und die Fragen, die bleiben. Der reimt und Sätze von seltsam klarer Verrücktheit und Wahrheit schreibt, die nichts zu entstellen braucht.

“Sei freundlich zu den Helden,
die ihre Namen
in der Zeitung verloren haben.”

Sehr bewegend seine einfachen Liebesgedichte, die in der einsprachigen Rowohlt-Auswahl ebenfalls zu finden sind; die hautnahe Schilderung eines Straßenraubs, bei dem Ginsbergs Gedanken sich urplötzlich auf sein Leben erstrecken und doch nur in dem kleinen Gegenstand pochen, der sein Verstand ist – in der Bedrohung wiegt er fast ein Nichts, wiegt nichts mehr auf, was Ginsberg eindrucksvoll beschreibt. Oder auch sein Gedicht “Der richtige Löwe”, eine wunderbar surreale metamorphe Lebensdröhnung.

“Ich kam nach Hause und fand einen Löwen in meinem Wohnzimmer
stürzte raus auf die Feuertreppe, schrie Löwe! Löwe!
Zwei Stenotypistinnen rauften sich die Haare und knallten das Fenster zu
Ich eilte heim nach Paterson und blieb dort zwei Tage.
[…]
“Ich ging zu meinem alten Liebhaber wir betranken uns mit seiner Freundin
Ich küsste ihn und verkündete ich hätte einen Löwen, meine Augen funkelten gefährlich,
Wir landeten kämpfend auf dem Boden ich biss in seine Braue & er warf mich raus
Zum Schluss saß ich w-ichsend in seinem Jeep auf der Straße und stöhnte „Löwe“. ”

Vor dem “Geheul” von Ginsberg ist man fast stumm und taub, “Kaddisch” gräbt sich tief und tiefer; vieles andere in Ginsbergs Werk lässt einen etwas hören, was vielfach nach Songs, Geschichten und einfachen Stimmen, die das Leben intensivieren und doch einfach nur spüren wollen, klingt. Zu viel könnte man hier noch sagen, was zögernd, unbestimmt, überbegeistert oder verloren wirken könnte. Viel könnte man ausschweifend zitieren, aber ich hoffe, dass es die paar kleineren Beispiele auch tun.

Es sei gesagt: Ginsberg, das ist nicht nur “Howl” und “Kaddish”, das ist nicht nur Exzess und brodelnde Phantasie – auch, aber nicht nur. Es sind Ginsbergs Kathedralen, aber er hat auch einige schöne Kirchen gebaut, manchmal ebenso abspenstig, manchmal zärtlich verständig.

“Währenddessen ging ich auf Broadway stellte mir Endlosigkeit vor als Gummiball ohne Raum dahinter”