20 Jahre, so erfährt man, hat Sandra Richter an dieser Geschichte, pardon, Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur gearbeitet. Das Ergebnis ist ein Wälzer, dem der erfahrene Leser schon vorab ansieht: das wird entweder ein Vergnügen oder eine Tortur. Denn so fesselnd die Geschichte der deutschen Literatur und ihrer mannigfaltigen Wege in den Wirren der Weltgeschehnisse sicherlich ist, leicht könnten fehlgeleitete Akribie und schlechter Stil eine solche Grand Tour zum stumpfsinnigen Bildungsmarathon verkommen lassen.
Doch dies ist, zumindest in weiten Teilen, nicht der Fall. Vielmehr ist Richter eine wunderbare und immer wieder überraschende Darstellung geglückt, die nicht nur Lust auf die Lektüre einiger Klassiker der deutschen Literatur macht, sondern ein ganz neues Bild auf die Wirkmacht und die Transformation literarischer Werke wirft.
Wertherschokolade und Germanophilie im Russland des 18. Jahrhunderts – noch nie davon gehört? Na dann schlagen sie mal schnell diesen Wälzer auf, er wird ihnen unter den blätternden Fingern dahinschmelzen. Wenn mal ein Kapitel nicht so fesselt, ist das Auslassen, so finde ich, erlaubt. Aber viel gibt es auch nicht, was hier zum Überspringen verleitet.