Monthly Archives: September 2020

Über das System “Deutschland GmbS”


Gegenwartsbewältigung

„Der Hang zur Realitätsflucht hat in Deutschland lange vor den Nationalsozialist*innen begonnen, und mit ihrer Niederlage verschwand er nicht. Vielmehr profitierte die Nazi-Propaganda von einer tiefsitzenden Bereitschaft, lieber das zu glauben, was man sich wünscht, als das, was vor den eigenen Augen geschieht. Diese Form von politischem Irrationalismus scheint auch heute aktuell zu sein, was sich auch an Begriffen wie Heimat oder Leitkultur zeigt. Statt die Realität der Bedrohung von rechts anzuerkennen, antwortet man mit dem Verweis auf eine idealisierte deutsche Vergangenheit.“

Realitätsfluchten, das wäre ein weiterer guter und angemessener Titel gewesen für dieses Buch. Natürlich nicht, weil der Autor darin aus der Realität flüchtet, sondern weil er eine umfassende Realitätsflucht beschreibt – mit Begriffen, in Ideen und leider auch mit/in politischen Konzepten. Die Menschheit steht in unserer Zeit vor vielfältigen, weltumspannenden Herausforderungen, unter denen der Klimawandel und die Schaffung menschenwürdiger und gerechter Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme nur die größten und wichtigsten sind; jüngst gesellte sich akut noch eine Pandemie hinzu.

Diese unterscheidet sich jedoch von den anderen Herausforderungen dadurch, dass sie umfassend angegangen wurde – wohl leider, weil sie alle Menschen betrifft, also vor Wohlstand und Privilegien nicht haltmacht (wenn auch die Chancen sicher größer sind, eine Infektion zu überleben, wenn man reich und privilegiert ist). Wo sind die umfassenden, konsequenten Maßnahmen gegen den Klimawandel? Wo waren die umfassenden, konsequenten Maßnahmen nach der Aufdeckungen der Morde des NSU? Nach den Anschlägen von Halle und Hanau?

Sie erschöpften sich zumeist in Versprechungen und Beteuerungen; man flüchtete sich aus der Realität in die weihevolle Bequemlichkeit von Betroffenheit und den Bekenntnissen, dass derlei keinen Platz in diesem Land habe, etc. Dass zumindest letzteres nicht stimmt, weist Max Czollek in seinem neuen Buch „Gegenwartsbewältigung“ auf eindrucksvolle Art und Weise, umfassend, nach.

Klar ist/ergibt sich aus diesem Buch: Wir leben nicht in einer Deutschland GmbH, sondern in einer Gemeinschaft mit beschränkter Solidarität (GmbS). In dieser Gemeinschaft gibt es (angeblich) eine Leitkultur, von der keine*r eine Ahnung hat, worin genau sie bestehen soll (also flüchtet man sich in Sturkopfgeburten wie etwa die „christlich-jüdische Tradition des Abendlandes“, eine Wendung, zu deren Dekonstruktion Czollek kaum drei, vier Seiten benötigt und der er später noch eine jüdisch-muslimische Leitkultur entgegenstellt, die tatsächlich mehr Substanz hat/haben könnte), in die aber alle Fremdkörper integriert werden müssen.

Das ist unumgänglich, den sonst geht unverzüglich die Heimat verloren – nicht, weil schon wieder ein Feld zubetoniert wird oder die ansteigenden Temperaturen Flora und Fauna zu schaffen machen, sondern durch ein paar Leute, die anders aussehen als man selbst (oder, anders gesagt: die ihrem Aussehen nach zu einer Gruppe gehören könnten, zu der einem/r Vorurteile/Bedrohungsszenarien einfallen) – ich fühle mich, angesichts dieser Absurdität, an eine Wendung aus den Asterix und Obelix-Comics erinnert: „Ich hab ja nichts gegen Fremde, aber diese Fremden sind nicht von hier.“

„Als Politiker*in des 21. Jahrhunderts spricht man nicht mehr vom deutschen Volk, sondern von Heimat – und zwar von CDU über SPD bis zu den Grünen. Das wird mit einer so kuhäugigen Naivität vertreten, als handelte es sich beim Heimatbegriff gar nicht um ein tradiertes politisches Konzept, sondern um die Erinnerung an eine irreale, mit dem Weichzeichner einer Sissi-Verfilmung behandelte Kindheit bei irgendeiner Klappermühle am rauschenden Bach. […] In seinem eingangs zitierten Essay »Der ewige Faschismus« identifizierte der italienische Semiotiker Umberto Eco 1995 Merkmale faschistischer Ordnungen. Gleich als Erstes verweist er auf einen »Kult der Überlieferung«, bei dem der fortwährende Bezug auf eine vermeintlich positive Vergangenheit die Gegenwart aufwertet. Ich denke, derartige Selbstsuggestion spielt auch für das Verständnis von Gesellschaft und Politik im postnationalsozialistischen Deutschland eine entscheidende Rolle. Die aktuelle Idealisierung der deutschen Geschichte und Kultur ist hoffentlich kein Vorbote eines neuen Faschismus. Aber sie ist ein Zeichen dafür, dass ein Teil dieser Gesellschaft seinen eigenen emotionalen Bedürfnissen auf den Leim geht. […] Konzepte werden nicht dadurch gut, dass sie sich gut anfühlen. Im Gegenteil verdeckt das Angenehme häufig die Gefahren, die es gesellschaftlich produziert. […] Die Immunisierung durch die Erinnerungskultur ist die Voraussetzung für ein nostalgisches Denken, das in der Gegenwart realisieren möchte, was in der Vergangenheit nie existiert hat.“

Czollek beschreibt und dekonstruiert die Ideen dieser Gemeinschaft mit beschränkter Solidarität, ihre fatalen Leitgedanken, Illusionen, Konstruktionen und deren Folgen für das Leben und Wirken von Minderheiten – und stellt dem Ganzen die Konzepte und Wirklichkeiten post-migrantischen, queeren, jüdischen, afrodeutschen und sonstigen gegenwartsbewältigenden Denkens und Handelns gegenüber.

Ich kann hier leider nicht auf alle Aspekte und Ideen, die Czollek ausführt, eingehen und empfehle eh, wenn Sie bereits interessiert sein sollten, das Lesen dieser Rezension sofort einzustellen und sich das Buch zuzulegen.

Als besonders gelungen möchte ich dennoch die Dekonstruktion des Begriffs „muslimisch“ hervorheben, in der Czollek die Geschichte eines ganzen Paradigmenwechsels eingefangen hat. Mir hat dieser Begriff noch nie ganz eingeleuchtet, vor allem weil er einfach von Anfang an nach Generalverdacht und eben nicht nach einem Begriff klang, der EINEN gemeinsamen Nenner von einer sonst sehr heterogenen Gruppe von Menschen beschreibt; und ich will ja schließlich auch nicht pauschal verdächtigt werden für alles, was weiße, in westlichen Industrieländern geborene Männer je oder auch nur in den letzten 30 Jahren getan haben (*schauder*). Mit dieser Bemerkung in eigener Sache will ich mir keinesfalls auf die Schulter klopfen. Denn wie schon das vorherige Buch „Desintegration“, hat mich auch „Gegenwartsbewältigung“ mit einigen Dingen konfrontiert, die ich zwar nicht mitgetragen, aber dennoch toleriert/nicht auf dem Zettel/unterschätzt hatte.

Als letztes bleibt noch hervorzuheben, dass „Gegenwartsbewältigung“, nicht zuletzt, glänzend geschrieben ist: pointiert und bissig-sarkastisch wie ein Kabarettprogramm, informativ und auf den Punkt wie eine Nachrichtensendung, aber auch immer wieder im besten Sinne eigensinnig, was für mich die entscheidende Qualität ist, die ein Essay haben sollte. Czollek findet das richtige Maß an Zynismus, um seine Leser*innen wachzurütteln und das richtige Maß an Kampfgeist und Anschaulichkeit, um sie auch über den ersten Schrecken hinaus mit seinen Ideen in Kontakt zu bringen.

Diese Ideen könnten zu neuen Gesellschaftsentwürfen führen, wenn man sie als Chancen der Gegenwartsbewältigung erkennt. Ich wünsche es ihnen. Denn wir brauchen kein „Germany first“, wir brauchen eine Gesellschaft, deren Vielfalt geschützt und nicht zur Eingliederung verdammt wird. Mit diesem Wunsch soll nicht kaschiert werden, dass ein kleiner Teil der Migrant*innen Probleme macht (will heißen: Gesetze bricht oder überkommene Vorstellungen von Geschlechterrollen hat, etc.), aber wie Volker Pispers 20 Jahre nicht müde wurde zu betonen: „das weiß auch ein Großteil der Migrant*innen, dass ein kleiner Teil der Migrant*innen Probleme macht. Aber ein nicht gerade kleiner Teil der Nicht-Migrant*innen macht auch Probleme. Glauben Sie man kann die Neo-Naziglatzköpfe noch irgendwie in dieses Land »integrieren«?“

„Ich habe gezeigt, wie ein Übermaß an Anpassung an die deutsche Gesellschaft nicht nur zu einem höheren Maß an Teilhabe für Juden und Jüdinnen führte, sondern zugleich auch ihre Fähigkeit einschränkte, der staatlichen Verfolgung zu widerstehen. Daraus schließe ich […], dass das Fortbestehen der Differenz die Grundlage ist für die Wehrhaftigkeit der Demokratie, die Arten und Weisen also, in denen viele Teile der Zivilgesellschaft unterschiedlich bleiben. […] Obwohl die Menschen und Bewegungen die Basis der wehrhaften Demokratie bilden, behaupten Vertreter*innen eines Denkens der Leitkultur und Integration weiterhin, die größte Bedrohung der deutschen Gesellschaft gehe von ihrer Vielfalt aus. Das zeugt von einer völligen Verkennung der Gegenwart.“

 

Bestechende Biographie über den (ohn)mächtigsten Kaiser der Habsburger


Karl V

Mit dem Begriff Meisterwerk kann man schnell mal um sich werfen – ebenso mit dem Begriff der bedeutenden Persönlichkeit. In diesem Fall aber trifft beides zu: Karl V. war eine bedeutende (und darüber hinaus auch wahrlich: tragische) Figur seiner Zeit und der Weltgeschichte und Heinz Schillings Buch ist ein Meisterwerk der biographischen Literatur.

Dies mag darin begründet liegen, mit welch hohen Maß an (zwar nie überbordenden, aber doch zentralen) Verständnis sich der Autor seinem Gegenstand annimmt. Ich habe schon viele Biographien gelesen, in denen die Autor*innen immer ein wenig mit ihrer Beziehung zur beschriebenen Person zu ringen schienen – und dieses Ringen für Objektivität oder gar Professionalität hielten.

Schilling dagegen beweist, dass nicht eine erkennbare Position zum Gegenstand, sondern Gewissenhaftigkeit und Hingabe für Details letztlich immer noch die beste Methode sind. Gemeint ist nicht etwa die immense, psychologisierende Hingabe eines Stefan Zweig (wobei die auch in mancherlei Hinsicht etwas für sich hat) oder die fatal vom Weg abkommende Hingabe mancher Biograph*innen, die ihre Objekte vor irgendeinem Vorwurf schützen, ihre Geschichte umschreiben wollen, sondern eine behutsame Hingabe, die die Person Karl V. nicht überhöht oder gar die Leser*innen blendet, wohl aber die Geschehnisse und den Charakter gänzlich auszuleuchten versteht.

Die Spannung, die aus diesen genauen Schilderungen entsteht, ist umso bemerkenswerter, da das Buch, beinahe von vorne herein, bekennt, dass es eine Geschichte des Scheiterns erzählt. Eines Scheiterns wohlgemerkt, hinter dem auf der einen Seite Hoffnungen von einer grandiosen Zukunft und Einigkeit und auf der anderen Seite Umbrüche auf beinahe jeglichem Gebiet, von der Religion über die Gesellschaft bis zur Wirtschaft, stehen.

Schilling gelingt es, von einer Geschichte des Hauses Burgund ausgehend und bis zu dem Rückzug Karl V. vom Thron, das Wesen einer ganzen Welt, einer Epoche, im Spiegel eines Mannes, der in ihr zu wirken versuchte, zu zeigen. Das ist große Kunst und sehr lesenswerte Literatur.

Mal wieder ein bestechender Roman von Julian Barnes


Die einzige Geschichte

Julian Barnes hat die Gabe Romane zu schreiben, nach deren Lektüre man das Gefühl hat, man könne nicht so weitermachen wie bisher. Vielleicht ist dies das ultimative und letztendliche Potenzial des Romans, ein Versprechen, das die besten Werke dieser Gattung stets einlösen müssen.

Barnes Bücher sind aber dennoch etwas Besonderes, denn seine Prosa ist zusätzlich, vor allem in „Die einzige Geschichte“, ein kleines anatomisches Wunder: in ihr fallen Empfindung und Verstand in vielerlei Hinsicht zusammen, zumindest liegen sie oft sehr nah beieinander. Dass diese Nähe nicht in Klischees kulminiert oder sich in eine Flucht vor jedem Anschein von Klischee hüllt, macht sie noch beeindruckender. Eine direkte Folge dieser Vermengung von Geist und Gefühl ist einerseits die Zugänglichkeit von Barnes Romanen (für alle Leser*innengruppen) und andererseits eine Komplexität, die sich aus dem unerschöpflichen Konfliktpotenzial der beiden Regungen ergibt.

In „Die einzige Geschichte“ spielt außerdem (wie schon in dem großartigen Roman „Vom Ende einer Geschichte“), die Erinnerung, ihre Beschaffenheit, Verlässlichkeit und Konditionierung, eine wichtige Rolle. Der Ich-Erzähler Paul erinnert sich, mit einem Abstand von 50 Jahren, an den Beginn seiner ersten großen Liebe zu der Mitte 40jährigen Susan (er ist zu diesem Zeitpunkt gerade 19) und versucht ihre Beziehung und deren Verlauf zu rekonstruieren. Dabei durchlebt er die Ereignisse teilweise erneut und befragt seine Entscheidungen, gelangt von elementaren Fragen zu kleinen, individuellen Details, von winzigen Eindrücken zu größeren Zusammenhängen, während sich den Leser*innen langsam die Hintergründe offenbaren …

Kann man Gefühle verstehen? Oder muss man schlicht an sie glauben? Sind wir wirklich der Protagonist unserer Erinnerungen oder mehr der Erzähler, ja, der Schöpfer? Was bedeutet es eigentlich zu lieben und sind wir als Liebende auch Erinnernde oder müssen wir das trennen? Ist Liebe ein Heil oder nur ein Wünschen?

Es ist unmöglich, hier alle Fragenkomplexe aufzugreifen, die Barnes seinen Ich-Erzähler streifen und durchdringen lässt. Feststeht: als Leser*in wird man fast auf jeder Seite mit kleinen, unspektakulären, aber dennoch in vielerlei Hinsicht tiefgreifenden Offenbarungen konfrontiert, oder sollte ich eher sagen: beschenkt?

Nur drei kleine Beispiele, aus dem Zusammenhang gerissen, aber vielleicht vermögen sie einen Hauch von den Auseinandersetzungen, Weisheiten und Gedanken wiederzugeben, die dieses Buch enthält:

„An einer Korrelation zwischen der Stärke des Gefühls und dem Ausmaß des Glücks ließen ihn seine eigenen Erfahrungen inzwischen zweifeln.“

„In der Liebe ist alles wahr und falsch zugleich; sie ist das einzige Thema, über das man unmöglich etwas Absurdes sagen kann.“

„Es ging um mehr: um das Ich und wo man es aufbewahrte und wer, wenn überhaupt jemand, es voll und ganz sehen durfte.“

„Die einzige Geschichte“ legt ein ruhiges, in dieser Ruhe aber letztlich trügerisches Erzählen an den Tag, in dem sich samt und sonders das Dilemma der Liebe, ihrer Geschichten, Vorgeschichten und Umfelder, in vielen Facetten spiegelt. Barnes vermag es, ohne Rührseligkeit oder Sentimentalität, von den Schmerzen und Freuden des Erinnerns, von der Angst, dem Leiden und letztlich auch dem Verschwinden zu erzählen, die zwar nicht den Kern des Liebens ausmachen, aber ihn stets umkreisen, auf instabilen Bahnen.

 

 

Fulminantes Debüt


9783835337305l Wann ist ihnen das das letzte Mal passiert: dass sie das Gefühl hatten, ein Buch bringt ihnen das Lesen ganz neu bei, zeigt ihnen ohne Unterlass, dass Sprache nicht nur ein Informationsmedium, sondern ein Gefüge, eine Komposition, ein Spielplatz, kurzum: eine gänzlich eigenständige Erfahrung ist. Falls eine solche Begegnung ein Weilchen her sein sollte, empfehle ich sehr, dass sie sich Leander Fischers Debütroman „Die Forelle“ zulegen.

In diesem Roman geht es, auf der Handlungseben, um zwei große Fs: Fliegenfischen und Freundschaft (bzw. Feindschaft). Aber es ist auch ein (Anti-)Provinzroman und eine Auseinandersetzung mit österreichischer Geschichte vom 2. Weltkrieg bis in die frühen 90er Jahre (und einer Darstellung der Mentalitäten, die aus diesen beiden Schauplätzen ergeben). Es ist eine Erzählung über das unerfüllte Leben, Intrigen und die Distanz (sowie Nähe) zwischen Mensch(engeschaffenem) und der Natur.

Das Fliegenfischen, also die Praxis, den Fisch mithilfe von naturgetreuen Nachbildungen von Beuteinsekten zu fangen, ohne ihn jedoch durch einen Widerhaken zu verletzten (stattdessen wird er wieder freigelassen) und die Freundschaft, die Praxis des Menschen, sich im Bestreben nach Gemeinschaft/Harmonie mit Menschen zu umgeben, die einen verstehen und mit denen man etwas teilen kann, wodurch eine Nähe entsteht, die einen wiederum anfällig macht für Verletzungen und in der man dem freien Willen des anderen ein Stück weit mehr ausgeliefert ist – vor dem Hintergrund dieser beiden Komplexe und ihrer breiten Potenziale, bewegt sich Fischers Werk.

Es sollte natürlich ehrlicher Weise gesagt werden, dass „Die Forelle“ kein handelsüblicher Page-Turner ist. Fischer entspinnt ein Narrativ, das die Leser*innen in die Leerräume zwischen die Zeilen schickt, damit sie als verbindendes Element agieren. Seine Prosa schweift ab, verliebt sich in Bilder, Anklänge, ergeht sich hier und da in Wortspielen, macht Sprünge, bewegt sich auf mehreren Ebenen – seine Art des Erzählens fügt nicht alles zusammen, sondern muss aktiv nachvollzogen, interpretiert werden, an manchen Stellen fast wie ein Gedicht. Wer sich den Akt der Partizipation, des Mitspielens, zu eigen macht, wird allerdings belohnt mit einer schier unerschöpflichen Lektüre.

Viele Referenzen könnten an dieser Stelle genannt werden, bei wenigen belasse ich es: im Bezug aufs Fliegenfischen (man denke an Robert Redfords Film „In der Mitte entspringt der Fluss“, aber auch Paulus Hochgatters Novelle „Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen“ oder Ernest Hemingways schwebende Erzählung „Großer doppelherziger Strom I+II), aber auch im Bezug auf Fischers Stil und Ästhetik, die beeinflusst sind von den Werken Thomas Pynchons, William Faulkners, Claude Simons, Valeria Luisellis und anderer moderner bis postmoderner Autor*innen.

Fazit: Sie werden vielleicht ein bisschen brauchen, um in den Roman hineinzufinden. Aber dann werden sie kaum wieder herausfinden – schnappend nach jedem Glänzen in den Strömungen, Kreiseln und Wellen von Fischers Sprache, und kaum, dass sie etwas zu fassen bekommen, werden sie wiederrum hineingeworfen, tauchen wieder ein in den Strom dieser erstaunlichen, widerspenstigen, genüsslichen und überbordenden Prosa, die für mich zu den großen Entdeckungen des Jahres gehört.

Der gro(e)ß(r)e Faktor Klima


Fatum

„Im vorliegenden Buch soll gezeigt werden, dass der Einfluss des Klimas auf die römische Geschichte abwechselnd kaum merkbar und dann wiederum riesengroß war, manchmal positiv und andere Male zerstörerisch. Der Klimawandel war jedoch immer ein exogener Faktor, ein echter Joker, der alle übrigen Spielregeln außer Kraft setzte. […] Aus guten Gründen verehrte man in der Antike die furchterregende Göttin Fortuna: Die Menschen ahnten, dass die Mächte, die diese Welt regierten, letztlich unberechenbar waren.“

Fatum, Schicksal. Kyle Harper ist nicht unter den Ersten, die den Niedergang der römischen Zivilisation mit diesem Wort versehen haben. So unterschiedlich die Interpretationen des Untergangs der pax romana auch sind, in einer Sache sind sich die meisten Historiker*innen einig: er war unvermeidlich.

Einige Analysen dazu haben sich eingebürgert: vom ganz allgemeinen „Imperien steigen auf und fallen, brechen unter ihrer eigenen Last/ihren eigenen Ambitionen zusammen“ bis zu Analysen der spätrömischen Dekadenz, die das Reich träge und unflexibel werden ließ – außerdem auf der Liste der üblichen Verdächtigen: das Christentum, die Reichsteilung und nicht zuletzt die Völkerwanderung. 

„Alle diese Antworten mögen gleichzeitig richtig sein. Das auf diesen Seiten vorgetragene Argument jedoch ist das folgende: Um den langen Zeitraum zu erfassen, den wir als Untergang des Römischen Reichs bezeichnen, müssen wir einen genaueren Blick auf die gewaltige Selbsttäuschung inmitten der triumphalen Zeremonien des Imperiums werfen – den trügerischen Glauben, der sich im blutigen Ritual der inszenierten Schaukämpfe gegen Tiere ausdrückte, dass nämlich die Römer die Kräfte der wilden Natur gebändigt hätten. Während die Römer selbst den Untergang ihres Reiches nicht verstehen und ihn sich kaum vorstellen konnten, bedeutete er letztlich den Sieg der Natur über menschliche Ambitionen. […] In diesem Buch soll dargestellt werden, wie die Angehörigen einer der bedeutendsten Zivilisationen der Geschichte erfahren mussten, dass sie die Natur längst nicht so beherrschten, wie sie gedacht hatten. […]Wir wollen deutlich machen, dass die Blüte Roms auf einem prekären und vorübergehenden Zusammentreffen günstiger klimatischer Bedingungen beruhte. Und noch bedeutsamer war, dass die Strukturen des Reich die ökologischen Bedingungen für das Aufkommen einer neuen Infektionskrankheit begünstigten, die mit bis dahin nicht gekannter Wucht zuschlug.“

Laut Harper hatten die Römer bei ihrem Aufstieg nicht nur ihre Tatkraft und ihr Bundesgenossensystem, nebst Aneignung verschiedener Technologien, Gesellschaftssysteme und Traditionen, auf ihrer Seite, sondern auch das Klima. Neuste Erkenntnisse, so Harper, legen nah, dass in den ersten Jahrhunderten vor und nach Christi ein sehr beständiges und mildes Klima im Mittelmeerraum herrschte (Ägypten bspw. war damals, nicht nur wegen der Nilfluten, eine Art Kornkammer des Reichs), sodass die Expansion der pax romana und die damit einhergehende Befriedung und Prosperität, die zu einem großen Bevölkerungswachstum führten, nicht Hungersnöte und Aufstände, sondern eine allgemeine Blüte zur Folge hatten, die der Stabilität und der Vorherrschaft des Reichs zugutekam.

Um etwa 250 n.Chr. änderte sich aber dann das Klima, wurde unbeständiger, bis es schließlich etwa um 550 n.Chr. zu einer kleinen Eiszeit (ohne große Eisflächen und massive Kälteeinbrüche, aber mit ungünstigeren Temperaturen für die Landwirtschaft) kam. Außerdem erwiesen sich die Lebensart der Römer und ihr weitläufiges Handelsnetz als optimaler Nährboden für Infektionskrankheiten, die sich einige Male (zum ersten Mal in der Geschichtsschreibung) zu Pandemien ausweiteten.

Aus offensichtlichen Gründen ist Harpers Buch, trotz seines eigentlich historischen Themas, brandaktuell: Die Römer wähnten sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht, als sich bereits Symptome zeigten, die den Keim ihres Untergangs in sich trugen; nicht anders könnte es uns ergehen, wenn wir die Zeichen unserer Zeit nicht in all ihrer Konsequenz deuten und begreifen. Die Hybris, die das Buch beschreibt, ist zeitlos, weil menschlich.

Dennoch muss man sagen, dass, trotz der Brisanz des Themas, das Buch einen nicht wirklich hineinzieht. Das liegt zum größten Teil daran, dass es einfach nicht gut strukturiert und teilweise auch umständlich verfasst ist; Geschichten und wissenschaftliche Fakten werden bspw. ineinander gemischt, sodass keins von beidem seine volle Faszination/Wucht entfalten kann; es gibt etliche Wiederholungen, von denen man einige noch als Erinnerungsanregung begreifen kann, die meisten aber sind schlicht enervierend.

Hier hat in meinen Augen das Lektorat ein bisschen versagt, das dem Autor hätte raten müssen, bestimmte Dinge nicht andauernd wieder aufzugreifen, sondern lieber ruhen zu lassen und später zu Ende zu führen – und vor allem: sich darauf zu verlassen, dass ein*e interessierte*r Leser*in sich noch erinnert, welche größeren Zusammenhänge bereits 20 Seiten vorher angesprochen wurden.

Natürlich verstehe ich, dass Harper gewissenhaft vorgehen und seine Darstellung nicht missverstanden sehen und keinesfalls andere Thesen in Abrede stellen wollte Aber wie sagte bereits F. C. Delius: „Missverstanden wird man sowieso, meist mit Absicht“. Und das heißt umgekehrt: Man muss sich auch ein bisschen darauf verlassen, dass die Leser*innen nicht alles gleich in den falschen Hals bekommen, sondern mitdenken und keineswegs darauf aus sind, Harpers Thesen infrage zu stellen oder zu vergleichen, zumindest nicht sofort. Eine Betrachtung, vor allem eine historische, braucht einen Fokus und den verliert Harper immer wieder bei dem Versuch, sich der Berechtigung dieses Fokus zu versichern.  

Abgesehen von diesen formellen Schnitzern und auch mit ihnen, bleibt Harpers Buch ein wichtiger Beitrag, nicht nur zur Kulturgeschichte, sondern vor allem zu Themen der Gegenwart. Ähnlich wie Philipp Bloms „Die Welt aus den Angeln“ (das ich wärmstens(!) empfehlen kann), liefert es Aspekte, die zu einer neuen Betrachtung von Geschichte und Gegenwart anregen, ja sogar verleiten sollten. Auf das unser Fatum noch nicht besiegelt sei …

 

 

 

Kein Masterpiece, trotz mitreißender Geschichte


Für die Ewigkeit

Helmut Krausser hat in einer Vielzahl von Büchern bewiesen, dass er sich auf die richtige Mischung aus Melancholie und Drastik versteht, die seine Plots nicht nur zu spannenden und unterhaltsamen Geschichten, sondern zu erfahrbaren Auslotungen von Gefühlslagen und Schicksalen macht (darüber hinaus ist er ein großartiger Dichter, seine Lyrik, mitunter wunderbar bis schrecklich komisch, dann wieder meditativ, existenziell und alles dazwischen, ist jeder/m ans Herz zu legen).

Mit dieser Geschichte einer verbotenen Liebe im Südamerika des frühen 20. Jahrhunderts ist ihm allerdings nicht eines seiner Meisterstücke geglückt. Zwar sind hier nach wie vor der Witz und die sprachliche Direktheit vorhanden, die viele seiner besten Bücher auszeichnen, aber das Setting und die Figuren nehmen sich, trotz der Bewegtheit, die sie dann und wann verströmen, ein bisschen sentimental und überzogen tragisch aus. Man kommt sich vor wie in einem erfolgreichen, aber schnell an seinen Grenzen gelangenden Fernsehfilm, in dem Historie, Romantik und Spannung zusammengebracht werden sollen.

Natürlich fälle ich dieses harte Urteil von der hohen Warte aus, auf der Kraussers beste Werke zu finden sind. Objektiv betrachtet hat die schnörkellose, aber dennoch immer wieder feingliedrige Erzählung durchaus viel für sich und verdient meinen Tadel wohl nicht im vollen Umfang. Dennoch: dieses Werk hat mir nicht, wie so manch anderes von Krausser, neue Horizonte und Untiefen eröffnet (oder um die Ohren geschlagen). Es ist ein in sich gelungenes Zelebrieren des eigenen Plots, auch gut für eine schnelle und spannende Lektüre, aber keine Offenbarung. Krausser kann mehr.

Ein weiterer Band mit Geschichten von Lydia Davis, der Meisterin existenzieller Aspekte


Es ist wies ist

“und das häuft sich an und baut sich auf, und du weißt, wo du heute Nacht landen wirst, du redest, und immer mal wieder denkst du daran, nein, du denkst nicht, du hast das Gefühl, als wäre es eine Art Schicksal, was passieren wird, wenn du weggehst von da, wo du den ganzen Abend verbringst, egal wo, und das macht dich glücklich, und du planst alles genau, aber nicht im Kopf, nicht wirklich da, sondern irgendwo im Innern des Körpers oder von oben nach unten, es wächst und wächst und staut sich auf“

Seit ein paar Jahren werden Freund*innen der Kurz- und Kürzestgeschichtenliteratur auch in Deutschland mit den Werken von Lydia Davis beglückt (es ist bereits der fünfte Band bei Droschl), in denen sich Tradition und Postmoderne, Psychologie und Absurdität, Realitäten und Metaebenen auf fulminante Art und Weise verquicken.

Hinter dem lapidar erscheinenden Titel „Es ist, wie’s ist“ verbirgt sich also wieder ein Mix aus elegant-cleveren Grotesken und feinen Psychogrammen, vor allem jedoch: ein ganze Galerie an Geschichten, die eine feine, beinah nicht mehr messbare Komik in sich tragen, während sie zugleich ihre Protagonist*innen als die Seiltänzer*innen über dem Abgrund der Dinge darstellen, die sie nun einmal sind – wie wir alle – in ihrer Geworfenheit, all ihrem Versuchen, ihrem Schritthalten mit den eigenen Vorstellungen, dem eigenen Sein.

Die Verhaltensweisen, das Denken dieser Menschen erforscht Davis, spitzt ihre Manien zu und lockert ihre Gewissheiten auf, manchmal in langen, atemlos anmutenden Passagen, die die Geschichten zu einem Strudel werden lassen, in den man als Leser*in mit hineingezogen wird. Davis Augenmerk liegt dabei auf dem Innermenschlichen – das Zwischenmenschliche ist mehr ein Schatten, der sich auf dem Innenleben niederschlägt oder eine Chimäre, die umherschweift, mit der man ringt.

Als winzigen Kritikpunkt könnte man anbringen, dass sich manche der neusten Erzählungen ein bisschen sehr konstruiert ausnehmen, manchmal geradezu Konstruktionen mit Ansage sind, als solche durchgezogen werden. Davis gelingt es zwar immer, ihre Arrangements mit Leben zu erfüllen und den existenziellen Aspekt nicht zu einer Abstraktion verkommen zu lassen, aber dennoch wirken manche Geschichten wie das allzu saubere Knüpfen eines vorbildlichen Knotens.

Wobei: gerade diese Mustergültigkeit, die Davis so vielfältigen und nicht selten ungewöhnlichen Texten innewohnt, ist ja bestechend und kontrastiert ihre Plots und deren Eigenwilligkeit immer wieder fabelhaft. Insofern verfehlt eine solche Kritik ein wenig den Kern dessen, was Davis Geschichten auszeichnet und der der Grund dafür ist, warum so viele Leser*innen sich in ihrer überaus spielerischen und doch existenziellen Prosa wiederfinden.

Wer Davis schon verfallen ist, darf sich hier auf neue Nahrung freuen, Neueinsteiger*innen würde ich eher „Kanns nicht und wills nicht“ oder „Samuel Johnson ist ungehalten“ empfehlen.

Ohrwürmer, wohin man guckt


Gedichte fuers Gedaechtnis von

Eine Ausgabe der „Gedichte fürs Gedächtnis“ erschien bereits 1999, aber da diese nun schon eine Weile nicht mehr zu haben war, ist eine Neuauflage sehr zu begrüßen. Neben den Bänden mit Gedicht-Interpretationen von Ruth Klüger und den Texten von Peter von Matt in „Wörterleuchten“, gehört diese Anthologie von Ulla Hahn nämlich zu den feinen Schätzen der Interpretationen zu klassischer Lyrik.

Die Idee eine Anthologie mit Gedichten zusammenzustellen, die man leicht auswendig lernen kann, mag inspiriert worden sein von dem Buch „By heart: 101 Poems to Remember“, erschienen 1997 bei Faber & Faber, herausgegeben von dem bedeutenden englischen Dichter Ted Hughes.

In ihrer Auswahl hat Hahn die Gedichte nach verschiedenen Kapiteln sortiert: Lieder, Balladen, Sonette, Gedanken-Gedichte und Meditationen, wobei die ersten drei zwingender sind als die letzten beiden. In den jeweiligen Kapiteln ist die Reihenfolge chronologisch, das heißt sie beginnt bei den ältesten Gedichten/Dichter*innen.

Immer wenn ein*e Autor*in zum ersten Mal vorkommt, gibt es ein paar Zeilen zu generellen Biographie (soweit bekannt), außerdem macht Hahn bei jedem Gedicht einige Anmerkungen zu Machart, Publikationsgeschichte und sonstigen Hintergründen, auch Interpretationen. Sehr häufig weist sie bei den Liedern außerdem auf die Vertonungen der Werke hin.

Zusammengefasst könnte man sagen: das Buch ist einfach ein tolles Gesamtpaket. Literaturgeschichte, Dichtungstheorie, Hermeneutik, Deutung, Sammlung geflügelter Worte – ein bisschen von all dem steckt drin. Wie heißt es richtig auf dem Rückblatt: Dichtung ist das älteste Gedächtnis der Menschheit. Und ein vorzügliches Instrument der Erkenntnis, will ich hinzufügen!

Auf jenen Höhen seid gewahr


Gang zu jenen Höhn

Wir verdanken ihm u.a. eine Geschichte der Kreuzzüge, eine Karl-May Biographie, einen Briefwechsel mit Arno Schmidt, einen Essay, der zum heutigen Kernprogramm von vielen Tierschützer*innen gehört und die Übersetzung von James Joyce Jahrhundertroman Ulysses, eigene Romane u.v.a. – Hans Wollschlägers literarisches Vermächtnis ist breit und vielseitig. Wohl auch deshalb gibt der Wallstein Verlag seit beinahe 20 Jahren eine Edition seiner Werke in Einzelausgaben heraus. Nun ist der Band „Der Gang zu jenen Höhn“ erschienen, mit dem Untertitel „Legenden zur Literatur“.

Legenden, da denkt man an Mythen, an Kuriositäten vielleicht, an Entrücktes, Strahlendes. Nun sind aber weniger diese sagenhaften Legenden gemeint, sondern jene, die als Zeichenerklärungen bei Landkarten oder Plänen beigefügt sind. Hier arbeitet ein Kenner der Literaturen für seine Leser- und Zuhörer*innen eine ganze Reihe von (An)Zeichen heraus, die ihnen die Navigation und Übersicht in den Werken einiger Autoren erleichtern können; mitunter so beflissen und gleichsam subtil, dass man fast die Stellen übersieht, an denen Wollschlägers Argumentation/Darstellung einen entscheidenden Ausfallschritt macht, eine Wendung vollzieht, zu einem wichtigen Punkt vorstößt.

Allein fünf Texte des Bandes drehen sich um die Werke von Friedrich Rückert, an dessen historisch-kritischer Ausgabe Wollschläger mitgearbeitet hat – besonders berührend und aufschlussreich ist seine Analyse des Gedichtes Chidher, ein Text, für den er mich voll und ganz gewinnen konnte, allein durch seine Betrachtungen. Aber auch andere Texte und Themen des Bandes sind ein großes Vergnügen, bspw. ein Beitrag mit dem Titel „Vom Wahnsinn des Unterfanges“, in dem es um eine Auswahl aus der „Fackel“ von Karl Kraus geht.

Die meiste Literatur erschließt sich, zumindest auf einer Ebene, vor den Augen aller geduldigen, aufmerksamen Leser*innen. Aber es zeigt sich immer wieder, dass es Menschen gibt, die eine schier endlose Anzahl an Schlüsseln zu noch mehr Ebenen und/oder auch zu den komplexesten Werken der Literatur besitzen. Wollschläger war so ein Schlüsselträger, einer, der bei den verschiedenen Ebenen großer Werke ein- und ausgehen konnte, wie es ihm beliebte. Und zu unserem großen Glück nahm er gerne Leute mit auf den Gang zu jenen Höhn.

Prallbunter Abenteuer-Guide für Japan


JapanDa eine Freundin von mir ein großer Japan-Fan ist und mich ein bisschen angesteckt hat, bin ich immer auf der Suche nach neuen Publikationen zu dem Thema. „Illustrierter Guide“ klang gleichermaßen hochwertig wie kurzweilig – und genau diese beiden zentralen Versprechen löst das Buch auch problemlos ein.

Dabei ist es nicht etwa nur ein besserer Reiseführer, obwohl er diesen locker mitersetzen kann. Nein, es ist eine prallbunte Einladung sich auf alle Aspekte von japanischer Kultur einzulassen. Die Verführung erfolgt dabei durch die farbenfrohe, jedoch nie verkitschte Optik, nebst informativer, immer wieder auch amüsanter Textfelder – eine Kombination, die auch zunächst eher uninteressierte Geister zu verlocken weiß, wie ich feststellen durfte.

Ganz gleich ob Lifestyle, die besten Locations in Tokio, Umgangsformen, touristische Attraktionen im ganzen Land, japanische Küche oder wichtige Feste und unvergleichliche Kuriositäten – den interessierten Leser*innen wird dies alles präsentiert, übersichtlich und charmant. Ein Juwel in der Sekundärliteratur zu Japan.

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