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Zu Juli Zehs “Alles auf einen Rasen”


Alles auf einen Rasen Kompromisslos und scharf: Juli Zeh, vielen vor allem als Romanautorin bekannt, ist auch eine begnadete und streitlustige Essayistin. Dieser Band, ursprünglich veröffentlicht 2006 (knapp 10 Jahre später folgte dann der großartige Band „Nachts sind das Tiere“), hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel und wirkt an manchen Stellen ein bisschen entrückt, ist aber immer wieder erstaunlich gegenwartstauglich, legt den mahnenden Finger in so manche nach wie vor weit (oder sogar noch weiter) aufgetane, gesellschaftliche Wunde.

Diese Wunden und die daraus resultierenden Debatten ruft einem das Buch wieder ins Gedächtnis und zumindest ich habe währende der Lektüre mehr als einmal gedacht: stimmt, Moment, das wurde mal heiß diskutiert, aber irgendwie nie geklärt, ist dann einfach versandet und/oder wurde abgelöst vom nächsten Skandal, der nächsten breitgetretenen und letztlich meist totgetrampelten Thematik.

Wer geistig rege bleiben will, der wird sicherlich Freude daran haben, sich mit Zehs Gedankengänge auseinanderzusetzen, ganz gleich ob man ihr nun auf jeden Kriegspfad folgen mag oder nicht. Sie beweist in jedem Fall mal wieder, was sie zu einer so wichtigen Figur in der Literaturlandschaft macht: ihr unabhängiges und dennoch fundiertes Denken, das sich oft genug jenseits des Mainstreams postiert und dennoch mitten im Geschehen ist, viel Aktualität aufbietet.