“He who binds to himself a joy
Does the winged life destroy;
But he who kisses the joy as it flies
Lives in eternity’s sun rise.”
William Blake
Diese Zeilen sprach Roberto Benigni, nachdem er, über die Sitzreihen hinweg springend, auf die Oscartribüne gestiegen war, um 1999 den Preis für den besten ausländischen Film entgegenzunehmen – ein Bild, das, genau wie dieser Film, zu Herzen geht. Er sprach sie inmitten eines großen, freudigen Redeschwalls aus, in dem er sich überschwänglich bei allem und jedem bedankte und so sind sie in dieser abschließenden, wunderbaren Rede, die beinahe als ein Epilog zu seinem großartigen Film getaugt hätte, leider untergegangen, obwohl sie die die Leichtigkeit und Tragik dieses Film so gut einfangen könnten.
Das Leben ist schön – nur wenige Filme könnten einem solchen Titel gerecht werden und es wäre vielleicht schon genug, zu sagen, dass dieser Film diesem Titel wirklich gerecht wird. Denn obwohl es in diesem Film letztendlich um das schlimmste Ereignis des 20. Jahrhunderts geht und daneben fast jedes Glück und jede Leichtigkeit verblassen muss zu einer kopfschüttelnden Traurigkeit, schafft es der Film, am Ende die Tränen hervorzuholen, die trotz allem sagen: Ja, das Leben ist schön. Denn die Liebe vermag es, das Scheitern mancher Welten, jederzeit zu überwinden. Eine einfache Erkenntnis, die aber selten so gut und tief(er)greifend dargestellt wurde, wie in diesem Film.
Zum Inhalt: (ACHTUNG SPOILER)
Zwei Freunde auf dem Weg mit dem Auto in die Stadt, um dort ihr Glück zu machen; der eine, Ferruccio, ein Dichter, der andere, Guido, will einen Buchladen aufmachen. Mit Slapstick, Witz und Charme kommt der Film daher, und nur wenige kleine Nuancen verraten etwas über die Zeit und die Atmosphäre, in der er spielt. Denn man befindet sich etwa in der Mitte der dreißiger Jahre, Italien ist schon lange ein faschistisches Land und schlägt allmählich einen noch gefährlicheren Weg ein. Während der Film einzigartig und wunderbar klamaukig und märchenhaft voranschreitet und sich daraus eine wundervolle Liebesgeschichte entspinnt, ziehen die Schatten herauf – Guido und der Onkel bei dem er arbeitet, sind nämlich Juden und obwohl in Italien lebend, nicht den Auswirkungen des schlimmsten Verbrechens des zwanzigsten Jahrhundert entzogen…
“Das Leben ist schön” ist ein vielschichtiger und, in jedem Abschnitt auf neue/andere Weise, guter Film. Sehr gut zeigt er – neben viel Unterhaltung – zum Beispiel die Schwierigkeit, als einzelner Mensch zu erfassen, was wirklich historisch geschieht, da jeder es ja nur anhand von Ereignissen erahnen kann, die ihm selbst widerfahren. Das Böse ist sehr langsam und gleichsam sehr schnell. Und doch hat dieser Film mehr Geschichten und Augenblicke in seiner Bandbreite zu bieten, als man hier mit einer Allgemeinbeschreibung einfassen könnte, denn er ist wahrhaft, bei aller Schwierigkeit des Themas, ein unglaublich unfestlegbarer Film, der seine Geschichte mit der Selbstverständlichkeit einer lebendigen Wahrheit erzählt. Einer Wahrheit von großer Schönheit.
“Das Leben ist schön” – jeder sollte diesen Film einmal gesehen haben. Sprichwörtlich wird einem danach der Filmtitel immer wieder durch den Kopf gehen, einen Rühren, Verzaubern und Erfreuen, mit der ganzen Kraft seiner kleinen Geschichten und unvergesslichen Momente – und seinem übergreifenden, letztlich im Titel aufgefangenen Anliegen: zu sagen, dass das Leben kostbar ist, in all seiner Einfachheit, wie nichts anderes, das wir kennen, keine Idee, kein Glaube, kein Stolz, keine Richtung. Denn das, was uns verbindet, sollte uns nicht trennen.
Link zum Film: http://www.amazon.de/Das-Leben-sch%C3%B6n-Nicoletta-Braschi/dp/B0054I1IKE/ref=cm_cr_pr_pb_t
*Diese Rezension ist bereits teilweise auf Amazon.de erschienen.