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Tag Archives: Gitarre
“Das Buch der von Neil Young getöteten”. Oder: I’m just a dreamer and you’re just a dream.
“Well i woke up in the morning
with an arrow throw my nose.
there was an indian in the corner
trying on my clothes.”
Es gibt Musiker und Dichter, denen wird eine ganz besondere Verehrung zuteil, welche über sie selbst hinaus auf den Mythos von Kunst und dem Erleben von Kunst zu verweisen scheint. Diese Künstler sind nicht alle signifikant, erfolgreich oder allgemein bekannt – überhaupt eint ihre Kategorie eigentlich nur die Tatsache, dass sie einzigartig und verehrt sind; auf eine gewisse Weise: Kult. Wenn etwas sie verbindet, dann ist es die gewaltige, die imposante, eigentlich nicht zu bewältigende Aufgabe, ihr Werk zu erklären, zu beschreiben, es anderen, außerhalb des Verehrerkreises, nahezubringen; oder anders gesagt: Es verbindet sie, dass bei jedem das ganze Werk schon so groß ist, wie eine in einem Leben zusammengetragene, einzig zu erfahrende Welt.
“Mir kommt es wie Magie vor, was Neil Young mit seiner Gitarre treibt; als verliefen deren Seiten quer durch meine Seele, bringt mich nach einer kurzen Weile jeder Ton, den er anschlägt, zum Beben.”
Neil Young ist so etwas wie der Urkünstler, der Mann, der in seinem Leben alles ausprobiert hat, jede Musikrichtung, jeden Stil, jede meta-künstlerische Improvisation der Welt – als solcher zumindest war er mir bekannt, bevor ich dieses Buch las. Im Nachhinein habe ich also nur die “außenweltliche” Vorstellung von ihm gekannt; seine Musik hat mich nie so bewegt wie die von anderen Künstlern wie Springsteen oder Dylan, auch wenn einige wirklich enorme Kompositionen doch den Weg in meine Sampler gefunden haben. Was dieses Buch mir nahegebracht hat, sind vor allem seine Texte und die herausragende Kraft einiger mir noch unbekannter Stücke, unter deren Einfluss ich diese Rezension jetzt schreibe.
“If I hold on just one thought
For long enough to know
Why my mind is moving so fast
And the conversation is slow
Burn off all the fog
And let the sun through the snow
Let me see your face again
Before I have to go”
Ich denke – und damit überwinde ich mich, endlich auch richtig über das Buch zu schreiben, was mir schwerfällt, weil es so gering im Ausdruck, aber so groß im Eindruck ist, dass man wenig über das genau Potential sagen kann -, dass dieses Buch nicht nur etwas für Fans, bereits oder zukünftig, von Neil Young ist. Es ist ein Buch für alle, die die Geschichte einer Liebe hören wollen, nur nicht die einer Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, sondern die lange, lebenslange Liebe zwischen einem Mann und der Musik eines Künstlers.
“Das Buch der von Neil Young getöteten” hat viele Komponenten, eine davon sicherlich die interessanten Vergleiche und Einbringungen des Sufismus, des weiteren die Teile über Vaterschaft und, wie immer, diverse Fragen des Lebens, die sich bei jedem interessanten Thema in der Literatur mitergeben. Doch letztendlich ist Neil Young der Grund dieses Meeres aus verschiedensten Strömungen und das Buch einfach eine Analyse, eine Annäherung an das Gefühl: da zu sein. Hier zu sein. Und danach die Erkenntnis, dass es etwas wie Neil Young “hier” gibt. Dass es Liebe gibt, Glück und Neil Young. Und dass so etwas wie Neil Young, abseits der Dinge, die uns verbinden, etwas ist, was uns außerhalb der Zeit hält, für einige Augenblicke.
“Pardon my heart
If I showed that i cared
But I love you more than moments
We have or have not shared.”
Viele werden jetzt meinen und sie meinen richtig, ich hätte zu wenig über das Buch geschrieben. Zu wenig über den Inhalt und dass ich besser gar keine Rezension geschrieben hätte. Vielleicht stimmt das ebenfalls. Und dass es mir ein tiefes Bedürfnis war, über dieses Buch eine Rezension zu schreiben, dass kann ich nicht als Verteidigung anführen, denn es stimmt nicht. Aber dieses Buch hat mich, mit seinem gelungenen Versuch (diese beiden Wörter sagen eigentlich schon alle), so sehr berührt, dass ich selbst versuchen wollte, ihm auf gewisse Weise in einer Rezension noch einmal nahe zu sein.
Man lese dieses Buch, wenn man wirklich einmal etwas lesen will, was einen unvorbereitet mit einer neuen Welt zusammenbringt; und das einem von etwas erzählt, über das man auch in vielen anderen Büchern viel lesen kann, aber sicherlich nicht auf so unvergleichlich verwirrende und besondere Weise.
Link zum Buch: http://www.amazon.de/Speaking-Angel-Nick-Hornby/dp/3426619784/ref=cm_cr_pr_pb_t
*diese Rezension ist in Teilen schon auf Amazon.de erschienen