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Leidenschaft der Klugheit, Klugheit der Leidenschaft


Schon Lukas Bärfuss erster Essayband „Stil und Moral“ hatte mich überzeugt und so war ich gespannt auf den zweiten, mit dem vielversprechenden, aber auch gefährlichen Titel „Krieg und Liebe“. Und, was soll ich sagen: ich bin verblüfft, berückt, aufgewühlt, beseelt.

Wenn es um Begeisterung geht, furiose zumal, ist immer die Frage, wie man die vernünftig zu Papier bringt. Und in diesem Fall könnte sie auch ausufern, denn nicht nur sind die Texte von Bärfuss in sich gut, sie schneiden zudem unglaublich viele Themen an, über die lange nachzudenken nicht schwerfallen dürfte, auch über die Ansätze und Ideen von Bärfuss hinaus.

Da ich hier nicht auf alle Texte eingehen kann, will ich nur 1-2 als Beispiele kurz herausgreifen. Als erstes gleich den Einstiegstext, der zunächst unaufgeregt, geradezu bewusst neutral wirkt, wie ein kurzer Abriss, eine eher uninspirierte Rezensionsnotiz zu einem japanischen Kriegsbericht.

Und dann geschieht das Wunder: mit einer kurzen Beobachtung, die er gegen Ende hin zuspitzt, schafft Bärfuss es, dass den Leser*innen aus dem glatten Text eine fulminante Erkenntnis entgegenspringt: Er verquickt die Leidenschaft, mit der sich die Soldaten für ihr Land, ihren Kaiser oder dergleichen opfern, mit der Leidenschaft der Liebe. Und formt aus dieser unheiligen Verbindung die Frage: kann es sie geben, eine Welt ohne Krieg, in der aber noch (leidenschaftlich) geliebt wird? Wie lässt sich die Leidenschaft für das eine von der Leidenschaft für das andere trennen?

Sie haben immer ein bisschen etwas Abwegiges an sich, diese Essays, und stoßen dann mit einem Mal oder auch ganz subtil ins Zentrum der Überzeugungen vor. Nicht anders in einem Text, in dem es um Nietzsche „und die Populisten“ geht. Gähn, hab ich da gedacht. Und erstmal wirkte der Text auch recht gewöhnlich, gutgeschrieben durchaus, aber eher lammfromm, überschaubar.

Doch schon bald war da eine besorgniserregende Umwälzung zu beobachten und nach der Lektüre musste ich mir eingestehen: ich hatte noch nie einen so guten Text über Nietzsche oder über Populismus gelesen; ich begriff jetzt wesentliche Aspekte von beiden, wo ich bisher meinte, dass eine vage Vorstellung, eine vorgefasste Meinung genügen würde.

Nicht alle Texte in dem Buch sind so umwerfend wie diese beiden oder auch die grandiose Dresdener Rede „Am Ende der Sprache“, die ich nun schon mehrmals gelesen habe und die so trostspendend und gleichsam kämpferisch ist wie nur Weniges, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Aber immer sind sie interessant, hinterfragen, zeigen auf, schaffen Perspektiven, wo es vorher nur festgelegte Linien zu geben schien.

Es ist ein Buch für jene, die sich gern wirklich mit Texten beschäftigen, nicht nur denken gefällt mir (nicht), nicht nur Unterhaltung suchen, sondern auf der Suche nach Auseinandersetzung, Denkimpulsen, Erschütterung und Belebung sind. Kurzum: es ist wirklich nur ein Buch für leidenschaftliche Leser*innen. Aber die werden es zu ihren Schätzen zählen, da bin ich mir sicher.

Zu “Die drei Leben der Hannah Arendt” von Ken Krimstein


Die drei leben der Hannah Arendt

Sie war ein unabhängiger Geist und daran hat sie immer festgehalten, sich festgehalten. Bis heute sind ihr Werk und ihre Person umstritten. Sie war eine Philosophin, die die Philosophie hinter sich lassen wollte, Essayistin mit einem Hang zur Epik und eine jüdische Intellektuelle, die es sich mit den meisten anderen jüdischen Intellektuellen ihrer Zeit verscherzte. “Am Leben zu sein und zu denken ist ein und dasselbe”, so lautete ihre Überzeugung und sie hat viele Gedankengebäude in ihrem Leben ent- und verworfen, immer auf der Suche nach einer Wahrheit, aber letztlich mehr auf der Suche nach den Konsequenzen, die zu ziehen sind, aus dem, was geschieht – ohne falsche Scheu, ohne metaphysischen Über- oder Unterbau.

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In seiner Graphic Novel “Die drei Leben der Hannah Arendt” zeichnet Ken Krimstein den Weg der großen Denkerin nach, von der Jugend bis zu ihrem Tod. Im Prinzip ist das Buch eine bebilderte Biographie, gespickt mit einigen komischen bis faszinierenden Eigenheiten. Aufgebaut ist es sogar wie eine Autobiographie, denn erzählt wird immer aus der Perspektive von Arendt.

Der Stil des Comics ist der einer schnellen und doch ausgefeilten Bleistiftskizze. Die einzige Farbe, die dann und wann vorkommt, ist Grün; meist als Farbe des Kleidungsstücks von Arendt. Krimstein arbeitet viel mit Zitaten und inszeniert Arendt gerne im Zwiegespräch. Er hat außerdem einen Faible für Namedropping und immer wieder wird Arendt als Teil einer Runde von großen Namen dargestellt.

Darüber hinaus gelingt es ihm, ein sehr anschauliches und einfühlsames Bild von Arendts Leben und Denken zu zeichnen, mit allen Zweifeln und Fragwürdigkeiten. Ihre Obsession für Heidegger ist natürlich bspw. ein nicht ganz unwichtiges Motiv.

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Es wird aber vor allem deutlich, was für eine herausragende Gestalt Arendt tatsächlich war: eine der zentralen Wahrheitssuchenden ihres Zeitalters. Ein Zeitalter des Traditionsverfalls, in dem sich viele noch fester an Traditionen klammerten, während sie nach neuen Wegen suchte, nach neuen Ansätzen, neuem Umgang.

So lässt Krimstein sie am Tag des Kriegsendes, als alle anderen feiern, sagen: “In der Welt ist etwas im Gang, das die Menschen veranlasst, ihre eigene Freiheit zu kannibalisieren, und während sie dies tun, verwandeln sie andere Menschen in eine Deponie.”

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Sehr viel Raum gibt Krimstein der Darstellung ihrer Theorien zu Pluralität und Natalität, zu privatem und öffentlichem Raums. Eichmann und “Die Banalität des Bösen” lässt er, obgleich dieser Punkt natürlich behandelt wird, ein bisschen außen vor. Trotzdem hat man das Gefühl, zum Kern von Arendts Denken vorzustoßen.

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Letztlich ist es ein bemerkenswertes Buch, weil Krimstein ein fesselndes und doch sehr auf Arendts Philosophie eingehendes Portrait gelingt. Wo mancher Biograph vielleicht der Versuchung erlegen wäre, Arendts Leben vor allem entlang der Skandale und vor dem Hintergrund der Shoa und der Liason mit Heidegger zu inszenieren, setzt Krimstein lieber auf eine ausbalancierte und vielseitige Darstellung, die dem Denken ebenso viel Platz einräumt wie dem Leben.

“Aus dem Jenseits spricht Hannah Arendt zu uns: Obgleich das Leben in der Welt der Pluralität und Natalität kein Spaziergang ist, haben wir, wenn wir Auschwitz oder den Gulag oder die Mauer oder Pol Pot oder Gefängnisrevolten wie die von Attica oder der Isis vermeiden wollen, als Gattung keine Wahl, dieses anzunehmen und auszuhalten.

Mit anderen Worten: es gibt keine einzige Wahrheit. Keinen Königsweg des Verstandes, nur einen gloriosen, nie enden wollenden Schlamassel. Der nie enden wollende Schlamassel echter menschlicher Freiheit.”

Zu “Der neue Antisemitismus” von Deborah Lipstadt


Der neue Antisemitismus Deborah Lipstadt ist eine Art Ikone auf dem Gebiet der Antisemitismusforschung – ihr Buch “Leugnen den Holocaust”, das leider derzeit nur antiquarisch verfügbar ist, war bei Erscheinen die wichtigste Studie über die Personen und Organisation, die aktiv diese Form der Geschichtsklitterung betreiben, und darüber wie diese Klitterung mit anderen Ideologien verknüpft und verbreitet wird.

Im Anschluss an diese Publikation wurde sie von David Irving verklagt, der von ihr ebenfalls als Holocaustleugner bezeichnet wurde. Der Prozess geriet zum Spektakel, weil Irving vor dem englischen Gericht nicht beweisen musste, dass er keine Klitterung betrieben hatte, vielmehr musste Lipstadt beweisen, dass er es getan hatte und sie ihn zurecht einen Leugner (und damit gleichzeitig einen Lügner) genannt hatte – folglich ging es darum, den Holocaust zu beweisen. Eva Menasse schrieb ein Buch über den Prozess, das erst kürzlich neu aufgelegt wurde (“Der Holocaust vor Gericht”) und 2016 wurde der Prozess unter dem Titel “Verleugnung” verfilmt.

Dies neuste Buch von ihr, das auch erst dieses Jahr in den USA erschien, beschäftigt sich nahezu mit dem ganzen Spektrum an antijüdischen Vorurteilen und den daraus resultierenden Verhaltensweisen und Methoden, die sich vermehrt in unserer Gegenwart ausmachen lassen, von handfesten Verbrechen bis zu tendenziöse Aussagen und unbedarft wirkenden Relativierungen; trauriger Weise sind sie fast durch die Bank weg geradezu “klassisch” und reproduzieren antijüdische Klischees, die schon seit Jahrhunderten als Sündenbockmuster Verwendung finden.

Trotzdem wird alles haarklein ausdifferenziert, vom Klischee der Weltverschwörung bis zur Israelkritik. Lipstadt geht sehr gründlich vor, zu jeder Form von Antisemitismus gibt es eine Fülle von Beispielen und Abgrenzungen, Überlegungen und Hinweisen, sogar hin und wieder einen klassischen jüdischen Witz oder eine Anekdote.

Als Form des Buches hat die Autorin einen fiktiven Dialog gewählt – genauer gesagt ist es ein Mailwechsel, in dem sie auf die Fragen von einem Freund und einer ihrer Studentinnen eingeht, die diese aufgrund von allgemeinen Entwicklungen, aber auch aufgrund ihrer eigenen täglichen Erfahrungen beschäftigen. Lipstadt beschreibt die beiden Figuren im Vorwort als eine Art Destillat aus verschiedensten Personen, mit denen sie sich über das Thema ausgetauscht hat.

Diese Dialogform wirkt zwar sehr natürlich und gibt dem Buch eine persönliche Note, die Vertrauen weckt (und vielleicht auch die voyeuristische Neigung von begeisterten Romanleser*innen befriedigt), aber ob sie wirklich ein Feature ist, kann ich nicht abschließend sagen. Vermutlich ist sie aber wichtig für alle Leser*innen, die von den beschriebenen Aggressionen tatsächlich betroffen sind – auf sie geht das Buch damit zu und ein und das rechtfertigt wohl die etwas eigenwillige Form.

Ansonsten: eine sehr lesenswerte Schrift. Ein guter Überblick über die akute Zunahme von antijüdischen Aktionen und eine erschreckende Analyse, weil sie aufzeigt, wie tief dieses Gedankengut noch immer überall Wurzeln schlagen kann, ohne sofort ausgerissen zu werden – wie unscheinbar es daherkommen kann und wie wenig es oft benannt und beanstandet wird, wie leichtfertig toleriert.

Diese Form des Hasses ist, das wird klar, kein Kavaliersdelikt, keine aus der Mode gekommene Form der Diskriminierung oder eine überwundene und aufgeklärte Vorurteilswelt. Es wird immer Spinner*innen geben, die unbelehrbar sind – schlimm ist aber, wie breit sich antijüdische Positionen noch immer etablieren können, wie leicht viele Menschen mit ihnen – in unterschiedlichen Härtegraden – bei der Hand sind.

Zum modernen Poesie-Atlas der Roma & Sinti “Die Morgendämmerung der Worte”


Die Morgendämmerung der Worte besprochen beim Signaturen-Magazin

Zu dem wichtigen Buch “Deutschland – Die herausgeforderte Demokratie” von Hajo Funke und Walid Nakschbandi


“Viel unmittelbarer und weitreichender als anderswo ist die Entwicklung der Demokratie und ihrer Institutionen in West-Deutschland (und Österreich) immer auch abhängig von der Auseinandersetzung mit einer Geschichte, von der sich die Republik absetzte. Die Auseinandersetzung von Gesellschaft und Politik mit Rechtsextremismus und Antisemitismus ist in diesem Sinn auch ein Index für den Grad der Etablierung der demokratischen Institutionen und der demokratischen Kultur selbst.”

Der Klappentext von „Deutschland – Die herausgeforderte Demokratie“ ist leicht irreführend, geht es doch in diesem Buch nicht um alle Probleme, mit denen die demokratisch organisierte gesellschaftliche Grundordnung in Deutschland derzeit zu kämpfen hat. Globalisierung, Finanzmarktwillkür und die damit verbundenen wirtschaftlich-sozialen Folgen werden nur am Rand gestreift (Für diese Themen empfehle ich eher „Kein Wohlstand für alle!?“ von Ulrich Schneider).

In diesem Buch geht es um die Bedrohung durch rechtextremistische und fremdenfeindliche Positionen, die in den Jahren der Geflüchteten-Krise neuen Aufwind bekommen haben und bereits seit Thilo Sarrazins Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Wie konnte das passieren? Diese Frage nimmt sich naiv und unbescholten aus, zumal die Geflüchteten-Krise und ihre Begleiterscheinungen oft als „Ursachen“ benannt werden, aber sie ist trotzdem folgerichtig. Denn wie können in einem Land, dessen jüngste Vergangenheit die Auswüchse und Folgen eines ungeheuerlichen Unrechtsregimes (oder zweier Unrechtsregime, was Ostdeutschland angeht) gesehen hat, in dem ähnliche Formen der Fremdenfeindlichkeit zu beispiellosen Gräueltaten geführt haben, die liberalen und toleranten Grundsätze so schnell zersetzt und offenkundig mit Füßen getreten werden?

“Für eine ganze Generation, die sogenannte Generation Golf, gab es nichts anderes als Helmut Kohl und eine zufriedene Bundesrepublik, die sich dann um Ostdeutschland zum wiedervereinigten Deutschland erweiterte. Man schien mit sich zufrieden und brauchte politisch nicht allzu wach sein. Man war sich seiner selbst bewusst. Große Konflikte schien es nicht mehr zu geben.”

Am Anfang – und das macht dieses Buch im Verlauf einer Nacherzählung über die Demokratisierung der bundesdeutschen Gesellschaft deutlich – stand das zähe Ringen einiger weniger, die sich im Deutschland der Adenauerzeit nicht mit einem Neuanfang begnügen, sondern die Zeit des Nationalsozialismus aufarbeiten und klar als Teil der deutschen Vergangenheit ausgestellt wissen wollten. Vielen Menschen in meiner Generation dürfte es gar nicht wirklich bewusst sein (und deswegen sollten auch sie dieses Buch lesen) wie lange es dauerte, bis die Gesellschaft und die mediale Öffentlichkeit zu einem offenen, deutlichen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit vorgedrungen waren. Erst 2005 (!) wurde z.B. in Berlin ein Denkmal für die 6 Millionen getöteten europäischen Juden errichtet.

Lange Jahre war die Diskussion in der Bundesrepublik umkämpft, das Thema wenig sensibilisiert. Wenn Paul Celan (dessen Eltern von den Nazis ermordet worden waren und der selbst in einem ihrer Arbeitslager nur knapp dem Tod entronnen war) sich auf der Tagung der Gruppe 47 im Jahr 1951 vom linken Schriftsteller Hans Werner Richter anhören musste, die Vortagsweise seines Gedichts „Die Todesfuge“ erinnere an die rhetorische Intonation eines Joseph Goebbels, zeigt das nur, dass selbst antifaschistisch, antikonservativ und antirestriktiv eingestellte Menschen die Tragweite der deutschen Vergangenheit vernachlässigten oder nicht verstanden. Als die jüdische Autorin Mascha Kaléko 1960 den Fontane-Preis der Akademie der Künste in Berlin ablehnte, weil das ehemalige SS-Mitgliedes Hans Egon Holthusen in der Jury saß, empfahl der Geschäftsführer der Akademie, Herbert von Buttlar, nachdem er Holthusens SS-Mitgliedschaft wegdiskutiert hatte, den Emigranten, wenn es ihnen hier nicht gefalle, doch einfach fortzubleiben. Noch in den 80er Jahren konnte Helmut Kohl nach Israel reisen und als nahezu einzigen Intellektuellen einen ziemlich dubiosen Journalisten wie Kurt Ziesel mit sich führen, ohne dass dies ungewöhnlich war für die Haltung der bundesdeutschen Öffentlichkeit gegenüber der Vergangenheit.

Der Kampf um das Anerkennen und die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des dritten Reichs (und damit einhergehend: den Verbrechen der deutschen Bevölkerung, welche dieses Regime wählte und in großen Teilen stützte) währte lang und ist auch noch nicht abgeschlossen – auch das zeigt das Buch anhand einiger Beispiel aus neuster Zeit, wie etwa dem Film „Der Untergang“ (2004) oder dem Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ (2013). Ein früher großer Rückschlag war hier sicherlich die Rede, die Martin Walser 1998 bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels hielt, in der unter anderem von der „Auschwitz-Keule“ die Rede war und die Überwindung der deutschen Vergangenheit propagiert wurde.

“Die Bereitschaft zu solchen Aussagen kommt nicht von ungefähr. Autoren wie Walser […] bedienen Teile der deutschen Bevölkerung, und sie wollen ihre Motive nach einem Schlussstrich oder danach, die eigene Erfahrung als Opfer, sei es als Vertriebene, in Luftschutzkellern oder des nationalsozialistischen Systems selbst mehr zur Geltung gebracht sehen. Sie sehen sich als die unterschlagene Seite der Nachkriegsgeschichte. Auch wenn diese Geschichte stets in den Familienromanen und erst recht in den ersten zwanzig Jahren der Bundesrepublik Deutschland im Zentrum stand. […] Die Walser-Debatte repräsentierte den unwürdigen Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus vonseiten führender Kräfte in Politik und Wirtschaft”

Anhand solcher Beispiele und ihrer Einbettung zeigt das Buch die von Anfang an und bis heute herausgeforderte Demokratie Deutschland. Die Herausforderung ging anfangs vor allem von ihrer Vergangenheit aus, heute auch in großen Teilen von ihrer Zukunft. Denn wo liegt diese Zukunft?

“das Ausmaß von Politik- und Demokratieverdrossenheit sowie die Enttäuschung darüber, wie Demokratie funktioniert, ist schon länger dramatisch. Besorgniserregend ist darüber hinaus, dass trotz des relativen Wohlehrgehens der Bundesrepublik Deutschland die Enttäuschungen in den letzten 25 Jahren nicht abgenommen, sondern sich zum Teil noch verstärkt haben.”

Lange Zeit über lag die Zukunft in einer Annäherung der deutschen Staaten, nach 1989 schien die Zukunft auf einmal gesichert und idyllisch. Doch gerade in dieser Zeit, den 90er Jahren, gab es wieder vermehrt fremdenfeindliche und rechtsextreme Gewalttaten. Das fehlende Eingeständnis, dass Deutschland bereits seit 20, 30 Jahren ein Einwanderungsland war und die Probleme bei der Eingliederung der ostdeutschen Gebiete, führten bei vielen perspektivlosen Menschen zu einer Suche nach Sündenböcken und nach alternativen Ideologien.

Von diesen ersten Erschütterungen aus führt ein direkter Weg in die heutige Zeit, zu den Bewegungen von Pegida und zu Parteien wie der AfD, die allerdings nicht so schnell und durchschlagend möglich gewesen wären ohne Thilo Sarrazin, der kurz nach dem Anfang der Finanzkrise eben jenen Topos vom Sündenbock ausnutzte, um armen- und migrantenfeindliche Thesen unter dem Deckmantel der zeitgeschichtlichen Kritik zu publizieren.

“Die Sarrazin-Antwort heißt: Es ist der Sündenbock, der Schuld ist. Nicht die Finanz- und Ökonomiepolitik. Und nur die Abschaffung des Sündenbocks hilft uns aus der Krise, nicht eine andere Krisenreaktionspolitik.”

Die neuen Sündenböcke sind die Muslime oder allgemein die eingewanderten Menschen, die uns angeblich auf der Tasche liegen und unsere Kultur zerstören wollen. Dass ausländisch stämmige Mitbürger*innen seit vielen Jahren mehr in die Sozialsysteme einzahlen als sie von dort beziehen, scheint die meisten Stammtische noch nicht erreicht zu haben, ebenso wenig wie die Studien, die nachweisen, dass viele nach Deutschland emigrierte Menschen sich Integrationsmaßnamen wünschen, die aber vielfach einfach nicht gewährleistet werden (und anfangs, in der Zeit der ersten Gastarbeiter*innen, überhaupt nicht gewährleistet wurden, stattdessen wurden diese Menschen wie Bürger*innen zweiter Klasse behandelt).

Der Umgang mit dem Islam in der Bundesrepublik Deutschland ist ein weiteres zentrales Thema dieses Buches. Die Geschichte dieses Umgangs in den Jahren seit 9/11 wird kurz, aber anschaulich, beleuchtet. Die Verteufelung des Islam hat dabei an einigen Stellen Züge angenommen, die beschämend sind, wenn man weiß (und alle Leute sollten es doch wissen), dass gerade in Deutschland die Verteufelung einer Religionsgemeinschaft bereits einmal zu ungeheuren Verbrechen geführt hat. Und engstirnig und plump, vorurteilsbehaftet und destruktiv sind diese Verteufelungen in den meisten Fällen sowieso.

“Alle Probleme der islamischen Welt werden aus zeitlosen Vorschriften des Islam abgeleitet. Eine Verzerrung und Irreführung gleichermaßen.”

Die bundesdeutsche Demokratie ist herausgefordert und viele Menschen in diesem Land sind zurecht unzufrieden mit den demokratischen und gesellschaftlichen Missständen. Viele Menschen können von ihrer Arbeit nicht gut leben, viele Menschen in diesem Land wurden von den Mechanismen der Wirtschaft abgehängt, es wird zu wenig in Bildung und Wohnungsbau investiert und zu wenig in puncto Integration- und Toleranzprogramme getan. Das alles sind Missstände, die es anzugehen gilt, aber stattdessen wählen Leute aus Frustration die AfD, die weder eine „kleine Leute“-Partei ist, noch irgendwie zur Verbesserung der bundesdeutschen Situation beitragen wird, wenn sie das einlösen wollen, was in ihrem Wahlprogramm steht. Weder die Sozialsysteme, noch ein Großteil der Bevölkerung würden von diesem Programm profitieren. Stattdessen würden liberale und soziale Errungenschaften stark darunter leiden. Die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ fasste die autoritäre Position der AfD einmal gut zusammen:

“Für die AFD enden die Freiheiten der Individuen dort, wo sie mit dem Willen einer angeblichen deutschen Volksmehrheit und ihrer Volkskultur kollidieren. Die Partei vertritt ein Politikverständnis, in dem die Mehrheit immer Recht hat und Minderheiten sich unterzuordnen haben.”

Das ist eine Gesellschaft, in der ich nicht leben will. Ich will in einer Gesellschaft leben, in der die Mehrheit sich der Minderheit gegenüber verpflichtet fühlt. Der Wert einer Gesellschaft misst sich daran, wie sie mit ihren Minderheiten, mit ihren Bedürftigen, mit ihren Kindern umgeht. Und die Demokratie kann immer nur so stark sein wie die Gesellschaft. Ob die Gesellschaft die Herausforderungen, der sich unsere Demokratie gerade zu stellen hat, annimmt, ist daher entscheidend.

Man spürt, dass dann und wann eine unterschwellige Wut in dieses Buch einfließt, nicht was die Aussagen und Stellungnahmen angeht, aber in der Klarheit und der schnellen Reaktion auf eingebrachte Beispiele konservativer oder regressiver Argumentation kann man sie spüren. Diese Wut lässt das Buch hier und da vielleicht etwas zu perfekt sitzend wirken, weil wenig Raum für Ambivalenzen bleibt. Allerdings macht das Buch von Anfang an klar, dass es darin um die Darstellung einer Gefahr, ihrer Geschichte und ihrer Ausmaße, und nicht um eine erschöpfende, umfassende Analyse der derzeitigen Situation geht. „Deutschland – Die Herausgeforderte Demokratie“ ist eine Studie, die aufklärerisch wirken soll, die zeigen soll, wie wichtig es nach wie vor ist, die demokratische und tolerante Grundordnung zu unterstützen und zu verteidigen – sie ist eine Errungenschaft, die nicht selbstverständlich ist.

Das zu zeigen, knapp und eindringlich und mit einer Fülle an Beispielen, die anschaulich und klar sind, und vielen (aber nicht überhand nehmenden) Verweisen auf Studien, Originalzitate und andere Phänomene des Zeitgeistes, ist der Verdienst dieses Buches. Ein wichtiges Buch über die Vergangenheit und die Zukunft unserer Demokratie.

Zu “Wir sagen uns Dunkles” über Paul Celan & Ingeborg Bachmann


Ingeborg Bachmann und Paul Celan: schon um ihre einzelnen Existenzen und Werke ranken sich Legenden, Geheimnisse und allerhand literaturwissenschaftliches Beiwerk ist zu diesem Kosmos aufgehäuft worden. Aus der Geschichte der Nachkriegslyrik sind sie, jeder für sich und aus unterschiedlichen Gründen, nicht wegzudenken. Doch die Launen des Schicksals (oder eine geheimnisvolle Zwangsläufigkeit) bescherten der deutschen Literatur darüber hinaus eine kleine Liebesgeschichte poetischen Ausmaßes, mit Wendungen, vieldeutigen Bezügen und vielzitierten Anekdoten. Diese Geschichte ist eng mit dem Briefwechsel verbunden, der 2008 unter dem Titel „Herzzeit“ publiziert wurde.

Doch in welchen Kontexten die Briefe standen und was sich an Hintergründen und Verflechtungen zusammentragen lässt, ein Buch dazu stand noch aus. Helmut Böttiger, ein renommierter Autor, hat nun mit „Wir sagen und Dunkles“ einen Versuch gewagt.

Der Titel (ein Zitat aus Celans Gedicht Corona) ist in zweierlei Hinsicht trefflich: zum einen klingt darin viel von dem Nimbus an, welcher die Beziehung bist heute umgibt und auch das Wesen dieser Beziehung, ihre Grundlagen und ihre Art der Kommunikation, deutet sich in der Zartheit und Untiefe dieses Satzes an. Zum anderen ist darin aber auch ein Faktum festgestellt, dass einen leichten Schatten auf das Buch wirft: einiges wird für immer im Dunkeln bleiben. Denn trotz des Briefwechsels und verschiedener Aussagen von Freund*innen, Weggefährt*innen und anderen Zeitzeug*innen, gibt es Lücken und weiße Flecken, die auch Böttiger nur mit Spekulationen füllen kann – gut abgewogenen Spekulationen, die genug Licht werfen, nichtsdestotrotz bleibt es eine nicht ganz zu Ende erzählte Geschichte. Das Buch weist allerdings auch über diese Geschichte hinaus.

Die Geschichte zweier dichterischer Existenzen ist nahezu zwangsläufig die Geschichte einiger Sehnsüchte, einiger Lebensthemen, die in der Begegnung aufeinanderprallen, aufgefangen werden, sich aneinander reiben, sich spiegeln, sich irritieren. Aus diesem guten Grund hat Böttiger nicht einfach nur die wenigen Zeiträume in Licht gerückt, in denen sich konkret etwas zwischen Bachmann und Celan entwickelte, sondern beleuchtet im Stile einer Doppelbiographie mal den einen, mal den anderen Lebensweg, und lediglich das besondere Augenmerkt liegt auf den Überschneidungen und gemeinsamen biographischen Höhepunkten.

Es ist bemerkenswert wie Böttiger sich auf die Einzelpersonen einlässt – bei beiden gelingt ihm eine sehr organische Darstellung der Persönlichkeiten, mit allen Widersprüchen und Mythen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass der wahre Verdienst dieses Buches die Darstellung der Einzelexistenzen ist: in ihrer ganzen Vielschichtigkeit werden die beiden Dichter*innen entschleiert, ohne dadurch entzaubert zu werden. Und auch wie sie sich in ihrer Zeit bewegen, ist vielfach ein Thema. Geschickt kreist das Buch um alle profanen und gesellschaftlichen Probleme, aber auch um alle seelischen und existenziellen Nöte, Entscheidungen und Ereignisse.

Um letztere zu umreißen unternimmt Böttiger einige, geradezu leidenschaftliche, Tauchgänge in die Privatmythologien der beiden Dichter*innen und analysiert die subtile, unterschwellige Korrespondenz, die über Jahre hinweg in ihren Schriften stattfindet; ihr unterschiedlich gewichtetes, aber hier und da mit einem Widerschein des anderen versehenes Ausformen. Passagen, die die Lebensentwürfe und -stationen der beiden im Fokus haben, wechseln sich ab mit anderen, in denen feine Analysen der jeweiligen Gedichte. Briefe oder Aussagen erbracht werden.

Kurzum: der Versuch ist geglückt. Nach diesem Buch sieht man die Geschichte von Paul Celan und Ingeborg Bachmann noch einmal ganz anders und an vielen Stellen klarer. Das verdankt sich nicht zuletzt der guten Strukturierung und der anschaulichen, nicht nur an der Oberfläche bleibenden Darstellung, die auch Hintergründe, die das Gesamtbild der beiden Charaktere komplettieren, aber nicht direkt etwas mit ihrer gemeinsamen Karriere zu tun haben, einbringt. Ein faszinierendes und über weite Strecken sehr gelungenes Doppelporträt, das an vielen Stellen über sich hinauswächst.

“Das Brandopfer” von Albrecht Goes


“Niemand trägt sein Laster im Gesicht, immer nur das, was man ihm angetan.”                 Franz Werfel

“Geschehenes beschwören: aber zu welchem Ende? Nicht, damit der Hass dauere. Nur ein Zeichen gilt es aufzurichten im Gehorsam gegen das Zeichen der Ewigen, das lautet: -Bis hierher und nicht weiter.-”
Anfang des Erzähltextes

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Es hat in Deutschland viele eindrucksvolle Erzähler gegeben, die ihre Prosa weder den aktuellen Hypes der Sprache angepasst, noch sonderliche Modifizierungen an ihr vorgenommen haben und auch mit ihrem Stil nicht unter ihresgleichen zu dominieren versuchten – Erzähler, Romanciers und Novellisten, deren Texte in jeder Zeile schlicht sprechen und die doch im Ganzen eine Art von Vollkommenheit erreichen. Die große Stärke ihrer Werke, liegt oft in ihrer natürlichen, nachvollziehbaren Tiefe.

Albrecht Goes, geboren 1908, gestorben im Jahr 2000, gehörte zu den unscheinbarsten Vertretern dieser Tradition. Er war protestantischer Theologe und ansonsten schriftstellerisch vor allem durch seine Gedichte und die Erzählung “Unruhige Nacht” bekannt.

Ebenso wie jene ist auch “Das Brandopfer” eine Erzählung aus der Zeit des 2. Weltkriegs; diesmal allerdings spielt sie in Deutschland. (Unruhige Nacht spielt unter Soldaten in der Ukraine, und es geht um die Nacht vor einer Hinrichtung.)
Beim Lesen und Folgen der Geschichte bemerkt man, wenn man es nicht weiß, gar nicht, dass ein Theologe sie geschrieben hat – erst im Rückblick mag es einem sehr klar erscheinen, wenn man hört, dass sie auch unter den Gesichtspunkten der religiösen Verständigung und Versöhnung verfasst wurde.

Der Text ist in einfacher, unverfänglicher Sprache geschrieben. Es ist eine Fiktion; aber genauso wie bei Stefan Zweigs sensationeller “Schachnovelle” ist auch hier die Darstellung des nationalsozialistischen Deutschlands, aufgrund des ganz eigenen Blickwinkels, weder unauthentisch, noch spielt es eine wirkliche Rolle wieviel an den Geschehnissen wahr und wieviel sehr gut erfunden ist, weil sie einfach versucht ein glaubwürdiges, menschliches Beispiel mit einem wichtigen, nicht wegzuredenden historischen Kontext zu verbinden.

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Gleichwohl wird die Handlung der Erzählung wie eine Erinnerung/ ein realistisches Bekenntnis aufgezogen. Frau Walker, die Frau eines Fleischers und Vermieterin des Erzählers, eines Professors, ist eine nette und etwas undurchschaubare Person von einem gewissen Zauber. Die Brandnarben in ihrem Gesicht und ihr wacher, leicht fragiler Verstand erregen die Neugier des Mieters, denn er vermutet, vor allem hinter den Narben, eine wichtige Geschichte. Die alte Frau ist bereit zu berichten, nur dann und wann legt sich Pausen ein oder zögert.

“Solange sie schwieg, hörte man die Uhr, die verrinnende Zeit. Zeit: Gnade und Gericht. Schon Gericht. Noch Gnade.”

Frau Walker und ihr Mann betrieben in den ersten Jahren der Hitlerzeit und dann auch im Krieg eine Metzgerei. Die Regierung ordnet 1938 an, dass ihr Laden zwischen 5 und 7 am Freitag den jüdischen Teil der Bevölkerung bedienen soll. So wird die walkerische Metzgerei zum Brennpunkt der neuen Ordnung. Da die Juden sich ansonsten nicht mehr versammeln dürfen, werden dieser Ort und diese Gelegenheit, welche wegen der Sabbatregeln absichtlich auf diese Zeit gelegt wurde, zum Fixpunkt für den Rest der jüdischen Gemeinde. Frau Walker beobachtet, passiv, doch langsam knüpft sie ein zartes Vertrauensband zu ihren besonderen Kunden. Oft kommen SS-Trupps herein und schikanieren diese. Doch mit der Zeit geschieht auch noch Schlimmeres… und dann…

“Wenn das mit dem Kinderwagen nicht dazugekommen wäre, hätte ich’s wohl nicht getan…”

Der Rest der Geschichte sei hier ausgespart. Nur soviel: Es gibt noch eine Verknüpfung zu einer anderen Lebens- und Kriegsgeschichte und natürlich noch ein paar kleinere Stücke innerhalb der Rahmenhandlung. Die ganze Konstruktion der Erzählung ist sehr darauf bedacht, nicht einseitig oder komprimiert zu wirken oder auf etwas Bestimmtes hinauszuwollen und dies gelingt ihr auch vorzüglich. Daher besitzt sie eine ganz eigene innere Schlüssigkeit und Stimmigkeit, eine konsequente Wahrheit in ihrem Verlauf und ihrer Diktion, ihrer Art und ihrer Atmosphäre.

Mich hat sie, nicht allein deswegen, tief berührt. Es gibt einige Stellen in ihr, die fast zum Weinen sind. Und es gibt welche, die spannend sind. Und es gibt welche, die beeindruckend sind.

Auch ohne viel sprachliche Virtuosität kann man hier doch von einer sprachlich wahrhaft gekonnten und schönen Erzählung sprechen; sie weist mehrere Formulierungen auf, die mir so klar und mündig noch nicht begegnet sind und deren Brillanz sich ihrer kleinen, bodenständigen Art nicht zu schämen braucht. Denn so zerbrechen sie nicht die Gesamtheit der Erzählung, sondern sind darin aufzufinden wie etwas aus dem Leben resultierendes.

“Lieber Herr Doktor, Sie sagen nicht: die Frau Walker phantasiert. Ich phantasiere nicht, ich sehe nur. Ich sehe sie vor meiner Auslage stehen, ihrer acht und zehn und zwölf. Frauen und Kinder und Greise, dir jüngeren Männer sind ganz selten geworden, ich lerne ihre Namen, und aus ihren Gesichtern lese ich; ob ich das richtige lese, weiß ich nicht, aber wer lange liest, lernt ja wohl lesen.”

Mitten drin spricht Goes einmal von dem “namenlosen Ernst, mit dem fremdes Leben an eigenes Leben sich lehnt”. Dieser Ernst, er liegt in dieser Geschichte, über allem, und die Geschichte selbst liegt ein wenig (ganz, ganz wenig) in allem, was im Dritten Reich an Verbrechen gegenüber der Menschlichkeit geschehen ist. Sehr ambivalent, präsent und doch vage, dringt das Grauen in die Welt der Metzgerei ein und gerade deshalb bekommt man einen Eindruck von der fatalen Hilflosigkeit, in der sich manch einfacher Mensch damals und noch heute dem Grauen gegenüber wiederfand.

Erich Fried schrieb: “Wenn handeln nicht hilft/ was soll man dann denken?/ Was soll man sprechen?/ Was soll man lassen? Nur eines nicht:/ sollst nicht vergessen.”
Ich halte diese Novelle für eines der wichtigsten Dokumente, dass uns beides lehrt, was im Umgang mit der Vergangenheit wichtig ist: Sie nicht zu vergessen – und stattdessen Menschlichkeit aus ihr zu lernen.

Link zum Buch

*diese Rezension ist in Teilen schon auf Amazon.de erschienen