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Zum 70. Geburtstag von Bruce Springsteen


Springsteenborntorun2 zu finden auf Fixpoetry

Kleine Empfehlung in Richtung Shakespeares “Romeo und Julia” in der Übersetzung Schlegel und Tieck


“Zwei Häuser, beid im Ansehen gleich, im schönen
Verona, unserm Schauplatz, feindlich wecken
Verjährten Hass in stolzgemuten Söhnen,
Die ihre Hand mit Bürgerblut beflecken.
Aus den zwei Feindeshäusern sehn wir sprießen,
Ein liebend Paar, das glühend sich erstrebt,
Um sternlos jung sein Leben zu beschließen,
Das seiner Väter Hass mit sich begräbt.
Des jungen Paars Liebesglück und Not,
Der Eltern grimmen Hass und schwere Sühne,
Die nichts versöhnte als der Kinder Tod,
Entrollt nun in zwei Stunden unsre Bühne.
Wollt ihr ein hold geduldig Ohr uns leihn,
Soll, was noch mangelhaft, bald besser sein.
(Nichts von dem Spiele sei euch eitler Schein:
Ein Werdender wird immer dankbar sein).”
-Prolog, der Satz in Klammern stammt aus dem Faust von Goethe-


William Shakespeare, der englische Poet, der die Dichtung universell machte, der sie schön klingen ließ und ihr dennoch vollkommene Gedanken eingab, der sie zur Dramatik, zum Erzählen und zum Lyrischen nutzte und der Literatur ewige Symbole sowie ewige Verse eingab – Ihn zu rühmen ist fast schon so etwas wie eine Tautologie; aber eine schöne Tautologie.

-Benvolio: “Beschwor sie der Enthaltsamkeit Gesetze?”
Romeo: “Sie tat’s und dieser Geiz vergeudet Schätze.
Denn Schönheit, die der Lust sich streng enthält,
Bringt um ihr Erb die ungeborne Welt
[…]
Sie schwor zu lieben ab und dies Gelübd
Ist Tod für den, der lebt, nur weil er liebt.”-

So finden wir Romeo vor, Sohn des Hauses Montague – der junge liebende Mensch schlechthin. Und wie jeder junge Mann seines Alters voller Verlangen nach Liebelust und voller Angst sie nicht zu erleben. Und wankelmütig ist sein Sehnen; liebt er am Anfang noch Rosalinde, ist er dann mit einem Mal, nur wegen eines Blick durch den Saal, von Julia bezaubert: “Liebt ich wohl je? Nein, schwör es ab, Gesicht!/ Du sahst bis jetzt noch wahre Schönheit nicht.”
Julia ist ebenso angetan; wie Romeo erfährt sie jedoch bald, sie, die Tochter seines Vaters Erzfeindes Capulet, wem ihre Liebe gilt: “So ein’ge Lieb aus großem Hass entbrannt!/ Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt./ O Wunderwerk! ich fühle mich getrieben,/ Den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben.”

Kann uns ein Stück das wahre Wesen der Liebe zeigen? Wohl kaum, denn wäre sie nicht unbestimmt, wäre sie nicht immer neu.
Aber es kann uns dennoch zeigen wie wirr und schön und schrecklich die Liebe in den Menschen walten kann und wie im Anfang viel in jeder einzelnen Liebe der großen Idee der Liebe gleicht. Sprache, gerade ältere, steht immer in Verdacht das gleiche zu meinen, wenn es auch anders gekleidet wird. Das dem einerseits so ist, aber andererseits dies gerade das ist, was Herz und Verstand zum Erinnern, Verstehen und Fassen brauchen, das kann man vielleicht nirgendwo so trefflich erkennen und begreifen wie bei “Romeo und Julia“. Wer kennt nicht Trennung und spürt was gemeint ist, wenn Julia sagt: “Nun gute Nacht. So süß ist Trennungswehe,/ Ich rief wohl gute Nacht, bis ich den Morgen sähe.”
oder wenn sie am Morgen, um den Liebsten zu halten spricht:
“Willst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.”

Das Stück ist von August Wilhelm von Schlegel, dem zumindest ich ewig dafür dankbar bin, wunderbar ins Deutsche übersetzt worden, mit Reim, Bildern, ja sogar mit etwas Witz. Niemand sollte sich schämen oder scheuen, Shakespeare ruhig, wenn er will, in (dieser) Übersetzung zu lesen. Der großartige Emerson schrieb auf einer Seite seiner Beobachtungen (Von der Schönheit des Guten): “Ich nehme gar keinen Anstand, alle guten Bücher in Übersetzungen zu lesen. Alles, was an einem Buch wirklich hervorragend ist, das ist auch übersetzbar: – jede tiefe Einsicht, jedes menschliche Gefühl.”

Dies alles zusammen, es ergibt ein wunderbares Leseerlebnis – und fern jeder modernen Furcht, Vernunft oder Vorbehalte kann man es auch lesen, einfach um der Schönheit, der Tragik und der Geschichte willen; dann ist es nicht mal eine schwere Lektüre, man muss nur einfach für sich die Schönheit bergen und nicht lesen, was man glaubt lesen zu sollen. Wie sagte Mercutio doch (und dies sei gleichsam Maxime für das Stück und diese kleine Hommage, wie auch das Schlusswort):

“Nehmt meine Meinung nach dem guten Sinn,
Und sucht nicht Spiele des Verstandes drin.”