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Zu Tim Parks Essayband “Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen”


Worüber wir sprechen, wenn wir von Büchern sprechen Tim Parks erklärtes Ziel, wie es sich in den verschiedenen Themen dieser Essaysammlung manifestiert, ist es, alle zu selbstverständlichen und dar ob wunden Punkte in unserem heutigen Verständnis von Literatur und Büchern zu finden und an ihnen zu rühren, sie auszustellen und umzukrempeln.

In „Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen“ geht es nicht primär, wie sonst oft, um die heilsamen Wirkungen, faszinierenden Erlebnisse und relevanten Funktionen der Literatur, sondern um ihre (starren) Glaubenskonzepte, ihre Schwächen und Abhängigkeiten. Und auch wenn Parks als Romanautor, Essayist, Creative-Wrtiting-Lehrer und Übersetzer (auch hier lehrend) sich natürlich nie ganz von den Ideen der Literatur distanziert, hier stellt er sie doch einmal gnadenlos auf den Prüfstand.

Schon die Eingangssequenz fragt „Brauchen wir Geschichten?“ und führt uns alle so hochgerühmten Ideen der Literatur als Schemen und Hörensagen vor, konfrontiert uns mit den Hohlräumen und Leerstellen in ihrem so klar und richtig erscheinenden Selbstverständnis.

Im weiteren Verlauf wird aus dieser grundsätzlichen Hinterfragung ein Netz aus vielfältigen Ansätzen, die meist das Fragwürdige in verschiedenen literarischen Disziplinen und Institutionen, aber auch und vor allem in Entwicklungen, herauskehren. So setzt sich Parks etwa mit der Globalisierung des Buchgeschäfts auseinander (das für ihn als englischsprachigen Autor viel Raum bereithält) und er beschreibt wie viele Romanautor*innen heute zwischen regionalen und weltliterarischen Themen/Ansätzen hin und her geworfen sind, wie die moderne Literatur gefahrläuft omnipräsent, aber dafür gleichförmig und unspezifisch zu werden.

Spannender hingegen als dieses schon etwas geläufigere, durchaus breit rezipierte Problem sind seine unnachgiebige Kritik an Literaturpreisen und seine vielen kleineren Überlegungen zum literarischen Verfahren und der Stellung von Sprache im Verhältnis zur modernen Gesellschaft. So schreibt er an einer Stelle:

„Wir haben es also heutzutage mit dem Hang zu tun, das Handeln durch das Katalogisieren und Dokumentieren zu ersetzen, eine Illusion (oder Simulation) verantwortlichen Handelns zu erzeugen, indem wir die sogenannte Arbeit, die dem verantwortlichen Handeln vorausgeht und – in den seltenen Fällen, in denen ein solches Handeln noch stattfindet – auf es folgt, endlos vermehren.“

Er führt im Anschluss aus, dass Literatur sich lange Zeit als Widerpart der Bürokratie inszeniert/gesehen hat, sprachlich wie auch inhaltlich. Aber ist sie dies noch oder war sie es je? Ist sie nicht stets vom Kampf gegen diese Verkürzung und Festschreibung selbst in die Eitelkeit der Verkürzung und Festschreibung verrutscht (und nur durch die Brechung der Ironie gesehen, steht sie heute noch abseits davon)?

Und führt die Dokumentation des Leids, wie sie ein Großteil der Romanliteratur betreibt, oder die Ironie, die längst von einem Mittel zum Zweck zu einem reinen Zweck verkommen zu sein scheint, irgendwohin? Gäbe es andere Ansätze, denen zu folgen sich lohnen würde?

Parks umkreist diese Fragen, bringt sowohl eigene Überlegungen als auch eine ganze Reihe von Beispielen aus dem angelsächsischen Literaturkosmos mit ein (einige wiederkehrende Autor*innen sind Samuel Beckett, Henry Green, Thomas Hardy und William Faulkner). Seine Haltung ist immer skeptisch, trotzdem merkt man durchaus, dass er selbst sich auch dann nicht von der Literatur lösen könnte, wenn seine polemischen Hiebe tatsächlich Erfolg hätten. Wie Thomas Hettche in „Unsere leeren Herzen“ sucht Parks nicht einfach nur eine originelle Position, nicht nur Schwachstellen, mit deren Entdeckung er sich profilieren kann, sondern auch nach Erkenntnissen hinter diesen Schwachstellen.

„Ist jede »locution« (Beschreibung) zwangsläufig auch »circumlocution« (Umschreibung, Umschweif), wie Beckett glaubte, und wird der Westen sich womöglich langsam und genüsslich selbst die Luft abdrücken und unter einem Haufen von Akten ersticken, während er sich zu Tode unterhalten lässt von einem Berg an Literatur, die diesen skandalösen Vorgang beschreibt und auf bestechende Art und Weise vermittelt?“

Manches Thema wird von Parks etwas zu einseitig betrachtet und seine Ausführungen lassen sich hier und dort leicht abschütteln. Seine Grundsorgen und -überlegungen sind aber oft erstaunlich bestechend. Statt groß zu polemisieren und zu behaupten, zu prophezeien oder glanzvoll zu akzentuieren, nimmt er die derzeitige Buchkultur Stück für Stück auseinander und betrachtet ihr Innenleben. Ihm geht es dabei nicht um die Demontage, sondern um die Frage: wie funktioniert das alles? Funktioniert es wirklich? Könnte es auch anders funktionieren?

Zu Margaret Atwoods Essays & Vorträgen in “Aus Neugier und Leidenschaft”


Aus Neugier und Leidenschaft Ich freue mich außerordentlich, dass sie für die Hagey Lectures dieses Jahr eine Quotenfrau eingeladen haben. Sie hätten sich zwar eine seriösere als mich suchen können, aber der Vorrat ist natürlich begrenzt, das ist mir bewusst.

Margaret Atwoods Roman-, Prosa- und Lyrikwerk hat sich mit seiner Eigenständigkeit und seiner Verknüpfung von ästhetischem und thematischem Wagnis einen Ehrenplatz in den Buchregalen des 20ten und 21ten Jahrhunderts verdient. Als Essayistin ist sie eines der besten Beispiele für die seltene Verbindung aus scharfem Witz, feiner Empathie und bestechender Leidenschaft; und außerdem hat sich mich im Verlauf dieses Buches, das die Jahre von 1970-2005 abgedeckt, immer wieder überrascht.

Da hält sie zum Beispiel mit einer Mischung aus augenzwinkernder Ironie und gelungener Kontroverse einen Vortrag über die männliche Romanfigur (aus diesem Vortrag stammen das Ein- und das Ausgangszitat), schreibt dann eine sehr begeisterte Rezension zu John Updikes “Die Hexen von Eastwick”, springt hinüber zur Grunge-Musik, schreibt dann wiederum eine bestechende Studie zu der Schwierigkeit, über böse Frauen zu schreiben, bevor eine kurze, liebevolle Erinnerung an die großartige Autorin Angela Carter folgt.

Manches in dem Buch hat den Touch einer Gelegenheitsarbeit – aber selbst das stört nicht, denn Atwoods unangestrengter Esprit lässt das Elaborierte und das Umrissene in genau demselben, eloquenten Licht erscheinen. Neugier, Hinwendung, Kampfgeist und Leidenschaft tragen jeden Vortrag, jedes Essaystück mit einer Leichtigkeit im Gemüt voran, die die Lesenden sofort für sich einnimmt.

Ein wunderbares Buch, voller Ideen, voller Energie, das flink ist, aber auch kein noch so schwieriges Thema scheut; ganz im Gegenteil: nur zu gern legt Atwood den Finger auf das Problematische, das Ausgeklammerte – und verhilft ihm mit unerschütterlicher Klarheit zu Raum und Sprache.

»Wieso fühlen sich Männer von Frauen bedroht«, habe ich unlängst einen Freund von mir gefragt […] »Ich meine, Männer sind doch größer«, sagte ich, »meistens jedenfalls, können schneller laufen, besser würgen, und im Schnitt haben sie auch viel mehr Macht und mehr Geld.« »Sie haben Angst, dass die Frauen sie auslachen«, sagte er. »Ihre Weltsicht belächeln.« Und dann fragte ich in einem improvisierten Lyrikseminar ein paar Studentinnen: »Wieso fühlen sich Frauen von Männern bedroht?« »Sie haben Angst, dass sie umgebracht werden«, hieß es lapidar.

Zu Marc-Uwe Kling und seinem Roman “Qualityland”


Stanislaw Lem wird der Satz zugeschrieben: “Ein Zukunftsroman hat entweder absolut nichts mit den bestehenden Verhältnissen zu tun oder er kritisiert sie.” Wilhelm Busch, der unverbesserliche Spaßmacher, schrieb einmal: “Was man ernst meint, sagt man am besten im Scherz.” Diese beiden Sätze fielen mir immer wieder ein, während ich “Qualityland” las. Erster aus simplen, zweiter aus komplexeren Gründen, die weiter unten noch einmal aufgegriffen werden.

Ich habe, nach der erheiternden und teilweise inspirierenden Lektüre von Marc-Uwe Klings neustem Wurf, noch lange über diesen Roman nachgedacht. Irgendwie war ich trotz aller Freude, die ich beim Lesen empfunden hatte (hervorgerufen durch Gags, geniale Einfälle, wunderbare Spitzen und die hier und da eingestreuten Zitate und Verweise auf Popkultur, Geschichte und Wissenschaft, oft mit skurrilem Einschlag), nicht ganz sicher, wie ich das Buch verorten sollte. Sprachlich eher einfach und straight (wenn auch immer wieder mit gekonnten Stilwechseln und einer generellen Sicherheit im Ton, in der Darstellung), die Figurenzeichnung wunderbar komisch, aber nicht gerade tiefgründig und vielschichtig. Es wäre wohl auch unsinnig, solche Maßstäbe an ein Buch anzulegen, das seinen Fokus auf Themen und nicht auf Figuren legt.

Peter muss sich nicht die Mühe machen, relevante Informationen zu finden. Die relevanten Informationen machen sich die Mühe, Peter zu finden.

“Qualityland” ist eine Zukunftsvision, doch ich zögere, es einen Sci-Fi Roman zu nennen, weil die darin beschrieben technischen Errungenschaften mit algorhytmischen Tendenzen im Prinzip nur die ausgewachsenen, (noch) totalsierteren Versionen der Einrichtungen und Systeme von heute darstellen. Natürlich hat Marc-Uwe Kling auch einige schöne Erfindungen erdacht – aber im Prinzip basiert die von ihm erschaffene Welt auf dem Weiterdenken und Zuspitzen derzeitiger Erscheinungen und Entwicklungen; knapp an der Übertreibung vorbei, aber eigentlich sehr realistisch, geradezu gegenwärtig, zeitgeistig; deswegen mein Zögern, „Qualityland“ einen Sci-Fi-Roman zu nennen. Aber auch Bezeichnungen wie „beissende Satire“ würden zu kurz greifen.

Wie einst George Orwell oder Aldous Huxley, gibt Kling seiner Welt zunächst den Anstrich einer utopischen Ausrichtung (wenn das Buch auch in zwei Versionen erhältlich ist, von denen eine mit utopischen Intermezzos, die andere mit dystopisch-zynisch-satirischen Intermezzos versehen ist; am Ende des Buches befinden sich ein QR-Code und ein Link, mit dem man sich die Inhalte des jeweils anderen Buches ansehen kann, sodass ein doppelter Kauf nicht nötig ist). In dieser Utopie ist personalisierte Digitalisierung in ihre Vervollkommnung eingetreten: jede/r findet den/die richtige/n Partner*in, die richtigen Freund*innen, bekommt die richtigen Gebrauchsgegenstände geliefert, ihm/ihr wird die passende Werbung angezeigt und es gibt eigentlich nichts, was der Mensch noch selbst machen muss, außer sich seiner Prägung entsprechend zu verhalten oder hier und da eine Aufstiegschance zu nutzen oder den potentiellen Abstieg zu verhindern, der ihn zur Nutzlosigkeit verdammen würde.

Für diese durch-personalisierte Welt, die trotzdem von monopolistischen und totalitären Firmen und Dienstleistern quasi kontrolliert wird und in der es endgültig zu einer klar hervortretenden Klassengesellschaft gekommen ist, hat der Autor viele schöne Beispiele arrangiert, angefangen bei den Nachnahmen der Menschen, die den Berufen ihrer Eltern entsprechen, über einen Date-/Liebesdienst, der die Profile seiner Kund*innen einfach zusammenbringt & die angesprochenen Intermezzi, die meist aus absurd anmutenden Produktwerbungen und Nachrichtenmeldungen bestehen, bis hin zu vielen personalisierten Produkten:

In der Schule, sagt Peter, hatte ich mal eine Freundin, in deren Version von Game of Thrones keine einzige Figur gestorben ist. Die haben immer nur eine Sinnkrise bekommen und sind ausgewandert, oder so.

Diese ganze Charade wirkt immer wieder aberwitzig, ist aber bei genauer Betrachtung selten weit von der Wirklichkeit entfernt, sodass es einen schon ein bisschen gruseln könnte, würde man es nicht gerade so witzig finden, was dem Protagonisten von seiner Umwelt alles zugemutet wird. Allerdings sollte man sich dann auch mal fragen, was einem selbst so alles zugemutet wird – und noch zugemutet werden könnte. Denn Peter Arbeitsloser ist eben nicht nur die Fortsetzung des Kleinkünstlers mit anderen Mitteln – er ist auch der Nachfahre einer Gesellschaft, die sich vom System übervorteilen ließ.

“Ich hab es einfach satt, dass immer keiner verantwortlich ist. Immer ist das System schuld. Aber es gibt eben doch auch Leute, die dafür verantwortlich sind, dass das System ist, wie es ist!”

Die Herren der Welt, wie Noam Chomsky sie nannte. Bei Marc-Uwe Kling treten sie als Witzfiguren auf, als selbstzufriedene und blöde Fatzkes (wie schon im Känguru, an der Stelle hat sich nix verändert), die entweder nicht den Intellekt haben, die Situation zu durchschauen oder nicht die moralische Integrität, sie zu ändern (manchmal erstaunlicherweise auch beides). Dass es vor allem der Stumpfsinn ist, der in den Köpfen dieser Herr*innen der Welt regiert, der blinde und unreflektierte Systemglaube, ist gleichsam entlarvend, aber hier und da wirkt dieses brachial-plumpe Pochen auf dieser Dummheit auch etwas vereinfacht. Natürlich: wer sich umsieht, wird merken, dass wir in einer teilweise ziemlich pervertierten Welt leben und viele Schriftsteller*innen haben den Fehler gemacht, ihren Charakteren nicht das übliche Maß an Dummheit zuzumuten, das nun mal durchaus in der Welt draußen floriert. Trotzdem: manches, was haarsträubend genug ist, wird so allzu sehr zur Karikatur, hinter der die beunruhigenden Facetten der Machtpositionen nicht mehr ganz hervorlugen.

Wirklich beeindruckend an „Qualityland“ ist, wie Kling darin immer wieder Dialoge entspinnt, in denen ganz klar die Problematik und nicht nur die Komik des derzeitigen Systems und seiner Entwicklung hervorgehoben wird. Und nicht nur das: es werden konkrete philosophische und soziologische Dilemmata aufgeworfen und diskutiert, mit einer Leichtigkeit und Unwillkürlichkeit, die etwas leicht Gestelltes, aber auch etwas Geniales, Treffliches haben – vor allem wenn das Gespräch zwischen einem selbstfahrenden Auto und Peter Arbeitsloser stattfindet:

“Weißt du, was der entscheidende Unterschied zwischen euch und uns ist?”
“Was denn?”
“Wenn ein selbstfahrendes Auto einen Fehler macht, lernen alle anderen Autos durch diesen Fehler und machen ihn nicht wieder. Unterschiedliche Menschen machen immer wieder den gleichen Fehler. Ihr lernt nicht voneinander.”
“Ich verrate dir mal was”, sagt Peter. “Oft macht sogar derselbe Mensch den gleichen Fehler noch mal.”

Diese Zusammenführung von komischer und kritischer Perspektive, von Witz und Nachdenklichkeit, von Lachen und Entsetzen manchmal, ist der bewundernswerteste Zug dieses Buches. Und ebenso erstaunlich ist, dass ich mir immer wieder gewünscht habe, dass es an der einen Stelle mehr ins Kritische, an der anderen mehr ins Komische, Anspielungsreiche geht und am Ende doch sagen muss: die Mischung macht’s. Nicht nur im Hinblick auf die Unterhaltung, sondern auch im Hinblick auf das Kritische. Vielleicht hatte Wilhelm Busch Recht.

Wer in letzter Zeit wie ich Bücher wie „Was auf dem Spiel steht“ von Philipp Blom oder Noam Chomskys „Requiem auf den amerikanischen Traum“ gelesen hat, wird zweifellos ähnlich zweischneidig auf dieses Buch blicken, wo andere die entlarvende Komik einfach als eigenständige Erscheinung feiern werden – was ja auch wunderbar und vollkommen okay ist. Ich selbst komme, wie schon angedeutet, nicht umhin, eher die inspirierenden, kritischen Ansätze zu bemerken und mich zu fragen: wie ernst werden die Leute nehmen, was Kling hier präsentiert? Werden sie in der Komik das Entlarvende sehen oder doch eher das Überzeichnete? Werden sie in Passagen wie der folgenden (in denen der hyperintelligente Androide und Präsidentschaftskandidat John gerade von einer Wahlkampfveranstaltung fliehen musste) die Pointe genießen oder erkennen, dass sie die darin formulierte Problematik direkt und unausweichlich betrifft?

“Ich muss zugeben, es ist schwieriger als ich berechnet hatte”, sagt John.
“Was genau?”, fragt Aisha.
“Eine Antwort auf Betrand Russells Frage zu finden.”
“Wer?”, fragt Tony.
“Ein toter englischer Philosoph”, sagt Aisha. “Er hat gesagt: Die Frage heute ist, wie man die Menschheit überreden kann, in ihr eigenes Überleben einzuwilligen.”

Eine Auseinandersetzung mit dem großartigen und wichtigen Buch “Was auf dem Spiel steht” von Philipp Blom


besprochen bei Fixpoetry

Zu den Slam-Texten von David Friedrich in “Solange es draussen brennt”


„Das Leben ist doch ein Marionettentheater
Mit den Typen, die im Hintergrund die Fäden ziehen
Läuft dann doch alles wie am Schnürchen“

Der Satyr Verlag war mir lange kein Begriff, bis ich bei meinen Recherchen zu Lyrik-Verlagen auf ihn stieß. Ein Verlag für Slam-Texte? Zumindest scheint es dort ein wichtiger Programmpunkt zu sein. Und Poetry-Slam-Texte gehören ja auch unter die Leute; vor allem seit die politische Lyrik mehr oder minder tot ist, werden sie als starke, kritische Stimme gebraucht.

Auf dem Buchdeckel werden David Friedrichs Texte als „emotionsgeladene Lyrik voll Sarkasmus und Bildgewalt, skurril-witzige, aber niemals kritiklose Texte“ beschrieben. Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen, denn all die genannten Eigenschaften sind in erstaunlicher Fülle vorhanden. Das Emotionsgeladene lässt sich allerdings dann und wann auch überartikuliert an, der Sarkasmus kann schon mal nach Häme schmecken.

„Optisch ist sie wie von Picasso gemalt, diese Frau
Kein Kubismuswitz, wartet nicht drauf
Denn vom Ehemann geschlagen ist ihr Auge
Auch phasenweise blau“

Natürlich ist gerade bei Bühnentexten des Slams diese Überzeichnung ein probates Stilmittel, ein fast schon geforderter Unterhaltungsaspekt. Was die Bildgewalt angeht, werde ich bei aller Sympathie das Gefühl nicht los, dass die Erwartungshaltung des Publikums in Bezug auf die Pointen (sie sollen besonders pittoresk und eindrücklich, möglichst sprachverspielt und innovativ sein) zu sehr bedient wird und sich selbst permanent hervorstechen lässt, was mitunter etwas enervierend ist (und vor allem nicht immer die Botschaft transportiert). Dabei hat David Friedrich viel zu sagen und ist eben nicht nur ein Spaßmacher oder ein cleverer Wortkünstler und manchmal gelingt ihm ja auch die Verbindung zwischen Kritik und Slapstick, zwischen Revue und Biss.

„Und während der Nachrichtensprecher den Anschlag erwähnt
Wird nebenan schon der nächste Brandsatz gelegt
Im Kopf der jungen Janina, 13 Jahre, Einzelkind
Papa erklärt, wer heutzutage unsere Feinde sind
Auf dem Schulfest, der süße Junge, mit dem sie tanzte
Nein, das mit Serhad wird wohl keine Teenieromanze“

Manchmal wiederum kommt man sich vor wie an der Leine durchs Witzekabinett geführt, in dem angeblich auch die Idee der Dinge beleuchtet wird. Gerade wenn Gesellschaftskritik in den Mittelpunkt (von lyrischen Texten) gerückt wird, glaube ich, dass Subtilität das A und O ist, sonst tauscht man die eine Vereinfachung gegen die andere aus. Vielleicht stelle ich da viel zu hohe Ansprüche, aber ich vermute eben, dass David Friedrich durchaus auch hohe Ansprüche mit seinen Texten verbindet.

„Ab und zu ein Stück Fleisch – natürlich nur wenn das Rind
alt und schwach war und nach drei Jahren im Krankenhaus
gesagt hat: Bitte, zieht den Stecker, bitte, ach was, ich ziehe
ihn selber! Aber dann richtig mit Röstzwiebeln und Kräu-
terbutter. Gönn dir, Gutmensch! Nimm doch dazu Senf! Den
gibst du doch sonst auch so gern dazu. […]
Der Vanillesirup riecht sehr streng in deiner Sojalatte
Erklärst mir die Echtheit der Welt und bist selbst eine Attrappe“

Ein bisschen ändert sich dieser Eindruck, wenn man sich mithilfe der mitabgedruckten QR-Codes die Texte von David Friedrich vortragen lässt. Die feinen Stufungen der Selbstironie, der punktgenaue Einsatz der Pointe, die Dynamik des Sprechvorgangs – das alle lässt die Texte lebendiger und damit auch weniger problematisch erscheinen; halt aus dem Leben gegriffen, mittendrin, und nicht nur aus der Ferne Position beziehend.

Trotzdem: ein vielschichtiger Schreibender, ein Dichter wie David Friedrich, der für unsere Existenz die schöne Wendung „Wir sind Schiffschrauben in der Wüste“ findet, setzt zumindest seine Poetik dann und wann herab, wenn er doch mal eben zu einer schnellentzündlichen, aber auch schnell verrauchten Wendung greift. Ich weiß, man brauch so etwas auf Bühnen und ich verstehe, dass er damit ins Leben will, die Dinge frontal angehen will und das Hintergründige dem Vordergründigen schon mal weichen muss. So entstehen nette Zweizeiler zum Zeitgeist:

„Du wolltest immer dein eigener Chef sein
Doch was heißt Chef sein? Der Chef ist die Deadline“

Oder scheinbar klar-kritische Bilder:

„In den Ruinen suchen Trümmerkinder
Nach den Resten ihrer Kinderzimmer“

In der Unbedingtheit dieser Wendungen liegt eine große Kraft, aber oft auch eine leicht abzuschüttelnde Atmosphäre, die so momentgebunden daherkommt, so fidel an einem vorbeihüpft, dass sie nicht unbedingt nachhaltig beeindruckt, obwohl sie doch Gesellschaftsrelevantes aufgreift und nicht selten gut verpackt.

„Und ich freu mich
Denn ich merke deutlich
Dass diese Situation scheußlich ist
‚Rumhängen‘, das ist wie die AfD
Da macht mein Kreuz nicht mit“

Die Gedichte von Erich Kästner


I – Herz auf Taille

“Wir haben der Welt in die Schnauze geguckt,
anstatt mit Puppen zu spielen.
Wir haben der Welt auf die Weste gespuckt,
soweit wir vor Ypern nicht fielen.”

Wir schreiben das Jahr 1928. Die Weimarer Republik hat ihre beste Zeit; die anfänglichen Probleme scheinen überwunden und noch sind der schwarze Freitag und die darauffolgende Wirtschaftskrise nicht in Sicht, um der ersten deutschen Demokratie den Todesstoß zu versetzen. In Berlin, das große Zentrum des Kulturlebens der Republik, blüht die Kaffeehausliteratur; Kurt Tucholsky, Mascha Kaléko, Else Lasker-Schüler, Joachim Ringelnatz, Hermann Kesten und viele andere Geistesgrößen der Zeit schreiben und diskutieren in den beliebtesten Etablissement über Politik, Kunst, Theater und Moral.
Einer, der, gerade angekommen, in diesen Kreisen überraschend schnell Anschluss findet, ist ein junger Mann von gerade 29 Jahren. Soeben hat er seinen ersten Gedichtband veröffentlicht, mit Gedichten die mehrfach noch in der Zeit des Studiums in Leipzig entstanden sind. Die anschließenden 5 kurzen Jahre, die ihm noch zum produktiven Publizieren bleiben, wird er hauptsächlich in den Cafés verbringen, in denen auch weitere kritisch-bissig-geradeherausgesagte Gedichte entstehen werden. Die Rede ist von Erich Kästners, vielfach bekannt für seine wunderbaren Kinderbücher, doch nichtsdestotrotz auch einer der wichtigsten und unterhaltsamsten Dichter in deutscher Sprache.

“Du darfst dich nicht zu oft bewegen lassen,
den anderen Menschen ins Gesicht zu spein.
Meist lohnt es nicht, sich damit zu befassen.
Sie sind nicht böse. Sie sind nur gemein.”

Herz auf Taille besitzt den Schwung und manchmal auch den Unschliff erster Dichtungen, ohne deswegen je ganz zu misslingen. Ein Lyrik-Debüt, das nicht im Alter von über 35 Jahren publiziert wird, ist in der Regel immer auf die ein oder andere Art extrem und/oder in seiner Schlagrichtung überspitzt, allerdings im besten Fall auch hier und da mit einem Hang zu einer übermütigen Brillanz gesegnet. So finden sich auch in diesem Werk einige eher saloppe Gedichte, in denen die Intention hinter den manchmal bemühten Reimen etwas zurückbleibt, jedoch – es sind auffällig wenige, für ein Debüt. Dagegen findet sich so mancher Vers, der sprichwörtlich ist oder zumindest mit einer wunderbar gereimten Pointe oder Wendung daherkommt.

“Macht einen Buckel, denn die Welt ist rund.
Wir wollen leise miteinander sprechen:
Das Beste ist totaler Knochenschwund.
Das Rückgrat gilt moralisch als Verbrechen.”

Wie bereits erwähnt ist der Anteil an Dichtungen aus der Leipziger Zeit noch sehr hoch, was aber nicht besonders auffällt. Beinahe alle Gedichte haben einen kritischen, bezeichnenden Hintergrund, sind aber oft auch so etwas wie erzählte Gesellschaftsmomente. Die Mutter, die ihrem Sohn einen Brief schreibt, das Gespräch des Mannes mit der Geliebten an der Tür, das junge Liebespaar, das sich im Regen für immer verabschiedet, die Bardame, die ihre Sorgen wechselnden Zuhörern mitteilt.
Im anderen Teil der Texte wendet sich Kästner, meist nicht mehr so leichthändig, sondern mit großem Biss, direkt an den Leser (siehe Zeile über diesem Abschnitt), meist in Liedern und chansonsähnlichen Texten.

Die großen Themen der Weimarer Gesellschaft hat Kästner schon früh und vielfältig erkannt. Er, Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky dürfen bis heute als die einzigen deutschen Dichter gelten, die die Instabilität der neuen Demokratie und die Gefahr, der sie sich durch äußeren Einfluss und (mehrfach) durch inneren Zerfall aussetzte, frühzeitig und umfassend erkannt und, auf ihre eigene Art, davor gewarnt zu haben. Kästner war nicht wie Brecht, der den Menschen die Wahrheit/Angst anklagend oder drohend und nach Art von Propaganda um die Ohren hauen wollte; auch Tucholskys Methode, der giftenden, meist satirischen Publizistik war nicht die seine, auch wenn er manchmal am Rande zu ihr tendierte. Nein, Kästner vertraute, auch wenn er anderes schrieb, noch so weit auf den Menschen, dass er hoffte, ihm mit Geschichten und Fingerzeigen einen Spiegel vorhalten zu können; zwar hielt er sich, was die Spiegelungen anging, mit der Wahrheit kein bisschen zurück, doch oft genug merkt man, wie er in manchen eher ruhigen und unscheinbaren Gedichtmomenten versucht, subtil ein Gefühl oder eine Beobachtung in seine Reime einzubinden, die man auch wieder herauslesen kann, um somit ein besserer, gescheiterer Mensch (oder zumindest Bürger) zu werden.

“Ich möcht es einmal nicht eilig haben.
Und morgen nicht zur Bö… zur Börse gehn.
Ich möchte wie ganz … wie ganz kleine Knaben
ganz ohne Geld vor einem Laden stehn.”

„Trefflich“ bezeichnet viele seiner Reime am besten, meisterhaft sind sie bis heute in ihrer saloppen und unterhaltsamen Lesbarkeit, die nichts Abstraktes und Geschnürtes hat.
Und: Wenn es um die (tiefgehende) Aktualität von Kästnergedichten angeht – wer daran noch zweifelt, der bekommt zuletzt noch ein vollständiges kleines Gedicht:

-Die Zeit fährt Auto-

“Die Städte wachsen. Und die Kurse steigen.
Wenn jemand Geld hat, hat er auch Kredit.
Die Konten reden. Die Bilanzen schweigen.
Die Menschen sperren aus. Die Menschen streiken.
Der Globus dreht sich. Und wir drehen uns mit.

Die Zeit fährt Auto. Doch kein Mensch kann lenken.
Das Leben fliegt wie ein Gehöft vorbei.
Minister sprechen oft vom Steuersenken.
Wer weiß, ob sie im Ernste daran denken ?
Der Globus dreht sich und geht nicht entzwei.

Die Käufer kaufen. Und die Händler werben.
Das Geld kursiert, als sei das seine Pflicht.
Fabriken wachsen. Und Fabriken sterben.
Was gestern war, geht heute schon in Scherben.
Der Globus dreht sich. Doch man sieht es nicht.”

II – Lärm im Spiegel

“War dein Plan nicht: irgendwie
alle Menschen gut zu machen?
Morgen wirst Du drüber lachen.
Aber, bessern kann man sie.”

Unter diesem Motto hat Kästner sich lyrisch betätigt und das in einer Zeit, in der es bitter nötig war. Als Lärm im Spiegel 1929 herauskommt, kritteln bereits Wirtschaft und die gesellschaftliche Basis der Weimarer Republik und auch die politische Stabilität ist in Gefahr, extreme Gruppierungen haben großen Zulauf. Vielleicht deswegen kommt Kästners zweiter Lyrikband manchmal ein wenig überzynisch daher. Ein Jahr nach der erfolgreichen Publikation von Herz auf Taille, in dem Kästner noch klare, hellere Töne anschlug, ist er in seiner Lyrik etwas melancholischer geworden, viele seiner Figuren wirken sehr verloren, viele seiner Themen bleiben auf der ernsten Seite, jonglieren nur mit Spott. Auch sein Bild von der Rolle des Dichters hat sich nach einem Jahr im Caféhausleben von Berlin gewandelt.

“Wir spielen Harfe auf den eigenen Nerven.
Und wenn wir stöhnen, reimt sich das auch schon.
Wir lassen gern mit Steinen nach uns werfen.
Das klingt so schön. Denn Dichter sind aus Ton.”

Das Verlorensein, das Kästner zelebriert – trotz aller zynischen Heiterkeit und aller melancholischen Bedenklichkeit, wird es einem lyrisch einwandfrei serviert. Man wird von den Reimen eingefangen und gehoben und geworfen und gefangen, sie sind einfach, sachlich, aber doch immer wieder, meistens in der Endzeile, mit vielen kleinen Funken an Genialität geladen.

“Vom Fenster aus konnte man Schiffe winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.”

Es gibt die Dichter, für die ist Sprache ein Werkzeug der universellen Kreativität und bloßer Ausgangspunkt ihrer Dichtungen, nur Spielball ihrer Kräfte. Und es gibt Dichter, die sich in ihrer Sprache hervortun, weil sie einen bestimmten Aspekt dieser Sprache auf das Schönste, Genauste, Vortrefflichste für ihre Dichtung eingenommen haben; sie haben sozusagen die natürlichen Anlagen der Sprache vollendet (Schließlich ist ja auch jede Sprache eine Art Kunstwerk). Im deutschen sind Hölderlin oder Heine gute Beispiel für solche Dichter, oder auch der späte Gottfried Benn. Die Schönheit und Einzigartigkeit ihrer Dichtungen liegt in der Tiefe und/oder der Art der Möglichkeiten der deutschen Sprache selbst; sie wird bei ihnen nicht instrumentalisiert, sie wird in ihren ureigenen Möglichkeiten ausgelotet.

Auch Erich Kästner gehört zu den Dichtern, die der deutschen Sprache eine ihrer klarsten Formen und Ausprägungen geschenkt haben. Die Sachlichkeit, dem Deutschen genauso eigen wie die leichte oder schwere Musikalität, hat in der Lyrik nie eine so hohe und vollendete Spielart erreicht wie in Kästners Versen. Und natürlich ist auch die vollendete Sachlichkeit, wie alles Vollendete, nur Form, um viele verschieden Dinge zu kleiden: Wut, Trauer, Kritik, aber auch Liebe, Hoffnung und Humanität.
Zum Schluss: Auch die Poesie kommt in diesem Band nicht zu kurz und eine der Schlusszeilen die mich doch sehr angerührt hat, soll hier am Ende stehen.

“Ich hab von ihm noch ein paar Kinderschuhe.
Nun ist er groß und lässt mich so allein.
Ich sitze still und habe keine Ruhe.
Am besten wär’s, die Kinder blieben klein.”

III – Ein Mann gibt Auskunft

“Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
Herr Kästner, wo bleibt das Positive?
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.”

Misanthrop, Menschenfreund, Aufrüttler, Resignierter, Melancholiker, kritischer Zeitgenosse und guter Beobachter – all diese Titel und vielleicht noch einige mehr könnte man Erich Kästner nach der Lektüre von “Ein Mann gibt Auskunft” umhängen; doch so klar und trefflich wie hier ist er in kaum einem seiner anderen frühen Gedichtbände aufgetreten und ich halte diesen Band für seinen Besten (gleichauf mit den genialen Epigrammen aus „Kurz und bündig“). Und das nicht nur weil viele der bekanntesten Gedichten hier versammelt sind, sondern auch weil keins unter den Durchschnitt fällt und jedes auf seine Weise ein lesenswertes, eingängiges Werk ist.

“Ich setzte mich sehr gerne zwischen Stühle.
Ich säge an dem Ast, auf dem wir sitzen.
Ich gehe durch die Gärten der Gefühle,
die tot sind, und bepflanze sie mit Witzen.”

Natürlich ist Kästners sog. Gebrauchslyrik keine Luftdarbietung, aber akrobatisch kann man sie schon nennen, es sind nicht einfach nur geklopfte Reime, aus Engagement, Kritik und Skepsis gegossen. Sie haben schon ihre eigene – eine sehr unverwüstliche – Klasse und auch in manchen Versen gekonnte Genialität. Und bei aller Kritik hat Kästner doch eigentlich Worte für Vieles:

“Das Allerschönste, was sich Kinder wünschen,
das wagt sich kaum aus ihrem Mund hervor.
Das Allerschönste, was sich Kinder wünschem
das flüstern sie der Mutter bloß ins Ohr…”

Ich empfehle diesen Gedichtband allein schon deswegen, weil es ein wunderbarer Spaß ist ihn zu lesen, weil er erheitert, unterhält und es immer wieder schön ist, interessante Themen in Reimform präsentiert zu bekommen – das hat einfach einen ganz speziellen ästethischen Genußfaktor, den man nicht auf andere Weise beschwören kann. Egal ob es dabei jetzt um die Reize der Frauen, die Dummheit der Reichen, die Spiele der Kinder, die Fragen der Gesellschaft geht. Nicht zuletzt stimmt Kästner uns natürlich auch nachdenklich, oder zumindest haut er uns das noch positiv zu machende nicht leichtfertig um die Ohren.

Man sollte Kästners Lyrik wieder lesen, allein weil seine schön gereimten Kolportagen eine wahre Freude für alle sind, die den Ton des Gereimten lieben, wenn dazu noch Pointe, Wortspiel und Trefflichkeit kommen. Auch die wunderbare Einfachheit von Kästners Ansichten und Aussichten zur Weimarer Gesellschaft und dem Leben im Allgemeinen, tut der Qualität und sich aufschwingenden Ironie dabei keinen Abbruch. Und ist das nicht eine Art von vollendeter Kunst: Die einfachste und doch virtuoseste Dichtung zu schreiben, die einem Erfreuliches, Skepsis und Herzblut serviert?

“Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln.
Ihr seid nicht gut. Auch sie sind’s nicht.
Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln,
ist eure Pflicht!”

IV – Gesang zwischen den Stühlen

“Die kunstvolle Machart dieser melodischen Verse ist nie recht anerkannt worden.“
Marcel Reich-Ranicki

Das Buch Gesang zwischen den Stühlen war Kästners größter finanzieller Erfolg in der Weimarer Republik und zugleich sein letzter. Kästner selbst scherzte bitter, das Buch sei gerade Recht zur Bücherverbrennung erschienen, die sechs Monate später, im Frühling 1933 stattfand; und auch Kästners sämtliche Werke wurden verbrannt. Doch vorher gingen noch ca. 12.000 Stück des Bandes über den Tisch. Viel für einen Gedichtband und doch kein Wunder, hatte Kästner doch schon mit den drei vorherigen Gedichtwerken ins Herz der Weimarer Republik gezielt und den Nerv der Zeit getroffen.

Dem letzten “sachlichen” Gedichtband Kästners merkt man schon stark die Resignation an, die von den dunklen Wolken herrühren mag, die bereits in den Jahren 1931 und -32 in Form von Naziaufmärschen und Bankenkrisen aufzuziehen begannen. Vielleicht deshalb ist es der gleichsam kopfloseste Band der vier, was ihn nicht schlechter, aber etwas ungenießbarer macht. Hier und da wird der Fingerzeig des Zynismus auch schon mal faustgroß.

“Der eine nickt und sagt: So ist das Leben.
Der andere schüttelt seinen Kopf und weint.
Wer traurig ist, sei’s ohne Widerstreben!
Soll das ein Trost sein? So war’s nicht gemeint.”

Nichtsdestotrotz sind einige der bekanntesten Gedichte Kästners, so das Eisenbahngleichnis oder auch das Gedicht “Eine Animierdame stößt Bescheid” in diesem Band enthalten. Man sollte vielleicht nicht mit ihm beginnen, wenn man Kästner als Lyriker kennenlernen will, da sollte man eher mit „Herz auf Taille“ beginnen.
Ansonsten empfehle ich Kästner uneingeschränkt!

“Auf den Schlachtfeldern von Verdun
wachsen Leichen als Vermächtnis.
Täglich sagt der Chor der Toten:
Habt ein besseres Gedächtnis!”

V – Kurz und bündig

Wenige Bücher haben mich so durchs Leben begleitet wie dieser Band mit Aphorismen und immer wieder, seit Jahren, liegt mir dieser Spruch, fast tagtäglich, auf den Lippen:

„Wird’s besser? Wird’s schlimmer?
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich
Leben ist immer
lebensgefährlich.“

Bis heute kann ich einen Großteil der 100 Epigramme aus diesem Band in-! und auswendig. Ihre Weisheit hat etwas Universelles und doch Spezielles und vor allem sehr Reales, nicht bloß Geistiges.

Seit der Lektüre halte ich Kästner für einen unterschätzten Dichter – was er hier lieferte, war ein wunderbarer, damals hochaktueller, scharfzüngiger, philosophischer und erheiternder Gedichtband.
Immer mit einer Endzeile, die quer im Hirn stecken blieb und interessante Gedanken miteinander verdrahtete, allegorisch und gleichsam reflektiert, genial gereimt, mit viel Moral, viel Humanität.

„Der Hinz und der Kunz
sind rechte Toren
lauschen offenen Munds
statt mit offenen Ohren.“

Diese beiden zitierten und 98 weiter Epigramme sind hier versammelt. Ein Band, denn man immer wieder gerne aus dem Regal zieht.

P.S.: Und nicht vergessen!

„Was auch geschieht
nie dürft ihr so tief sinken
von dem Kakao, durch den man euch zieht
auch noch zu trinken!“

VI – Die dreizehn Monate

“Die hier gesammelten Gedichte schrieb ein Großstädter für Großstädter. Er versuchte sich zu besinnen. Denn man kann die Besinnung verlieren, aber man muss sie wieder finden. Man müsste wieder spüren: Die Zeit vergeht, und sie dauert, und beides geschieht im gleichen Atemzug. Der Flieder verwelkt um zu blühen. Und er blüht, weil er welken wird. Der Sinn der Jahreszeiten übertrifft den Sinn der Jahrhunderte.”

Erich Kästners letzter Gedichtband ist ein kurzes, aber nichtsdestotrotz wunderschönes Zeugnis seines dichterischen Könnens; eine der schönsten Poesien, die ich kenne. Und vor allem ist es ein Buch, das man immer wieder lesen kann, entweder den Text passend zur Jahreszeit, oder das ganze Büchlein, auch wenn man sich mal unglücklich oder fern jeder Magie und Lebendigkeit fühlt. Es gibt nur wenige Bücher, die einem in solch einer Situation neue Flügelschläge verleihen, neue Aufwärtswinde – “Die dreizehn Monate” sind eines dieser seltenen, ausgewogenen, Lebenskraft spendenden Werke.

“Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

Es wird, es war. Es war, es wird.
Aus Kälbern werden Rinder
und, weil’s zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.”
-Aus dem Gedicht ‘Der Juni’-

Man mag es bedauern und ich bedaure es sehr, dass Kästner nach 1945 nur noch zwei Gedichtbände veröffentlicht hat. Aber bedauern sollte man es ja gerade nicht, denn gerade diese zwei sind mir unersetzlich geworden, die Epigramme und die dreizehn Monate, jedes einzelne Gedicht in diesen beiden Bänden.

Ich kann also jedem nur empfehlen Kästner als Dichter zu entdecken, sowohl in diesen beiden Spätwerken, als auch in den kritischen Weimarer Republik-Bänden. Nicht nur besitzt seine Lyrik eine ganz eigene Art der Genialität, sie ist auch geradeheraus, munter und trotzdem filigran. Ein lyrischer Genuss!

“Nun hebt das Jahr die Sense hoch
und mäht die Sommertage wie ein Bauer.
Wer sät, muss mähen
und wer mäht, muss säen.
Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

Doch was, nun gar,
könnten ein paar
Verse vermögen, zu sehn?
Es hatte, wieder mal und wie so oft,
das letzte Wort – ganz unverhofft
jenes kleine Wort: Trotzdem.”

Schnittmenge Enzensberger – Seine Lyrik von 1957-1995


Dieser Betrachtung beschäftigt sich mit dem dichterischen Werk von Hans Magnus Enzensberger zwischen den Jahren 1957-1995, unterteilt in sechs Teile, was den publizierten Gedichtbänden in diesem Zeitraum entspricht. Dabei nicht berücksichtig wurden “Mausoleum. 37 Balladen aus der Geschichte des Fortschritts” und das Versepos “Der Untergang der Titanic”.

I – Die Verteidigung der Wölfe (1957)

“Lies keine Oden, mein Sohn, lies die Fahrpläne:
sie sind genauer.”

Hans Magnus Enzensberger, heute eine Institution, ein literarisch stilisierter Halbgott, mit scharfer Zunge, eine lebende, wandelnde, später gemäßigte Kontroverse, ein brillanter Geist, ein fröhlicher Anarchist, eine Randerscheinung, die sich in abseitige Mittelpunkte spielt. Das und noch viel mehr könnte man (zu recht oder zu unrecht) über diese geradezu ultimative Figur deutscher Intelligenz sagen; alles stimmt irgendwann und irgendwo, trifft aber doch selten den Kern oder auch nur auf ein einzelnes Werk oder dessen Idee zu. Enzensberger ist nämlich weder wahrhaft radikal noch elitär. Er ist einfach Enzensberger, eine Figur, deren Substanz irgendwo zwischen echtem Genie und bloßer Auflehnung liegt.

“Alkibiades mein Spießgeselle
du bist lange fort
Ich muss dich, Lieber, wohl zu End vergessen.
Zuweilen schlaflos fällt noch ein vertropftes Wort
ein Streich ein Schlips ein Heisersein ein Essen
ein Angstruf mit von weißen Vögeln ein
Sonst bin ich alt und lächelnd wie ein Kieselstein
und warte gern auf die uns forttut
auf die sanfte Welle
Alkibiades
Alkibiades mein Spießgeselle”

Mittlerweile sind elf Gedichtbände von Enzensberger erschienen und neben dem Literatur- und Gesellschaftsfeuilleton/essay (Wunderbar übrigens zu diesem Thema der erst kürzlich erschiene Quartoband: “Scharmützel und Scholien” mit den gesammelten Schriften zur Literatur) ist die lyrische Gattung der zweitwichtigste Bestandteil seines facettenreichen Werkes und auch der, mit dem er zuerst hervorgetreten ist: im Band “Die Verteidigung der Wölfe”, den man auch den “Schreckschuss auf die Wölfe” hätte nennen können.

Es ist erstaunlich wie wenig dieser Band sprachlich gealtert ist;  man ihn in dieser Hinsicht fast als filigran und modern bezeichnen. Wohlgemerkt: Sprachlich. Thematisch ist es etwas komplizierter.

Der Band ist in drei Teile unterteilt: Freundliche Gedichte, Traurige Gedichte und Böse Gedichte.
Das Gro der freundlichen Gedichte besticht vor allem durch eine bildhafte Schönheit und Weichheit, die Stich auf Stich gesetzt ist, teils mit schauderhafter Klarheit:

“lass mich heute Nacht in der Gitarre schlafen
in der verwunderten Gitarre der Nacht
lass mich ruhn
im zerbrochenen Holz
lass meine Hände schlafen
auf ihren Saiten
meine verwunderten Hände”

“Wie ein unbewohnter Stern
riecht die Erde. Von den Bergen
strömt ein dickes, trübes Wasser
Kies und Distel blitzbeschienen
weißer Himmel.”

Enzensberger bemüht sich in diesen Gedichten wenig um Sprachakrobatik oder Metaphernrotation, was sehr nachvollziehbare und vertiefe Stimmungen entstehen lässt. Dieser Teil des Bandes enthält tiefste Poesie, und damit schon so etwas wie eine andere Seite von Enzensbergers Lyrik. Die meisten der Texte verhalten sich homogen zueinander in Form und Inhalt.
Ganz anders bei den traurigen und bösen Gedichten – hier hat Enzensberger eine Vielfalt von Nuancen, Anklange, Akzenten und Kalibern verwendet (auch wenn der sprachliche Ansatz nicht groß variiert). Nicht immer mit Erfolg. Es fallen so neben der starken Sprache und den brillanten Eigenheiten, auch allzu oft die lose Symbolik und Metaphorik auf, so wie eine hermetische Verspielung der Tatsachen zugunsten eines lyristischen Ausgrabungseifers und den wüterichen Schneeverwehungen, die er aufwirft und als Übel etikettiert.

“Abschußrampen, Armeebischöfe, Security risks,
leider: Vokabeln ohne Aroma, keineswegs holzfrei,
kaum zum Goldschaum der Kantilene zu schlagen,
kaum für Trobadore geeignet.”

Gewiss, Enzensberger war schon immer und ist auch hier schon ein intelligibler Agiator seiner eigenen Sache; aber das Subtile schließt ja nicht das subtil Einfache oder subtil Bewanderte aus; diese gesetzte Subtilität fehlt dann doch an manch Ecken und Enden. Ich hätte mir mehr Stellen wie diese gewünscht:

“Freilich
versprechen dir viele, abschzuschaffen
den Mord. Gegen ihn zu Feld zu ziehn
fordern dich auf die Mörder.
Nicht die Untat wird die Partie
verlieren: du: sie wechselt nur
die Farben im Schminktopf:
das Blut der Opfer bleibt schwarz.”

oder diese:

“Die Weisheit, im Windschatten
sich eine Hütte errichtend, hinter
den Schultern der Täter verborgen,
ist wie diese mörderisch.”

Sprachlich hat dieser Band, wie bereits gesagt, immer noch viel zu bieten. Es reichen manchmal schon einzelne Zeilen, wie z.B. “Ein dunkles Riff wird in unseren Lungen gezüchtet”, um zu erkennen wie vortrefflich Enzensbergers Ausdrucksformen sein können, (ohne bereits eine lyrisch-leere Formalie zu werden). Vielleicht ist das große Spektrum, die auf viele Flächen verteilte Dynamik, das Problem – vielleicht ist gerade die Vielfalt der Fluch.
Doch trotz all dem: Auch heute noch kann man diesen ersten Gedichtband als vielschichtiges Präparat lesen und genießen, als Dokumentation von Geistesblitzen und Ansichten. Also lest nicht die Oden, liebe Leser, lest Enzensberger – er ist unfreundlicher; was nicht selten ein Prädikat zu “interessant” ist.

II – Landessprache (1960)

“Was habe ich hier verloren
in diesem Land,
dahin mich gebracht haben meine Älteren
durch Arglosigkeit?”

So fragt Hans Magnus Enzensberger am Anfang seines Gedichts “Landessprache” auf der ersten Seite des gleichnamigen Gedichtbandes. Es ist sein zweiter und nach dem virtuosen, vielschichtigen Start mit “Verteidigung der Wölfe” auch ein ungleich politischeres und auf gesellschaftliche Kritik fixiertes Werk, insbesondere im zweiten Teil “Gedichte für die, die Gedichte nicht lesen” und eben in diesem ersten Gedicht “Landessprache” in dem Enzensberger fortfährt:

“Was habe ich hier? Was habe ich hier zu suchen,
in dieser Schlachtschüssel, diesem Schlaraffenland,
wo es aufwärts geht, aber nicht vorwärts,
wo der Überdruss ins bestickte Hungertuch beißt,
wo in den Delikatessengeschäften die Armut, kreidebleich,
mit erstickter Stimme aus dem Schlagrahm röchelt und ruft:
es geht aufwärts!”

Heute, nach über 50 Jahren, ist ein Gedichtband, der so einsetzt und dessen Autor sich seither mehrmals, was seine politischen und künstlerischen Einstellungen betrifft, (letztere nur unwesentlich) neu orientiert hat, mit Vorsicht zu genießen. Enzensbergers Sprache steht noch immer modern und aktuell da, ihre Eigensinnigkeit und Direktheit konservieren ihre Falten und beugten Abnutzungen vor. Aber wie ist es mit den Themen?

Enzensberger war stets ein scharfäugiger Dichter – und, noch wichtiger, er wusste diesen Scharfblick auf seine Gedichte zu übertragen. So nehmen sich seine die Gesellschaft betreffenden Verse im Allgemeinen noch als nachdrücklich warnend und darstellerisch trefflich aus (was eben für Enzensberger spricht – oder gegen eine signifikante Veränderung des gesellschaftlichen Wesens). Die Aktualität gewährleistende Komponente des guten Durchblicks, die in Sachen dynamischer Ausarbeitung heute sicherlich etwas anders aussehen würde, aber im Kern noch sehr gut nachvollziehbar ist, bemerkt man schon am Anfang des Gedichts “Die Scheintoten”:

“Die Scheintoten warten vor den Kartellämtern,
sie warten, ohnmächtig, aus beiden Lungen rauchen,
vor den Eichämtern und vor den Arbeitsämtern.
Ihr bleicher, farbloser Jubel weht
wie eine riesige Zeitung im Wind
gegen die vielen vergitterten Schalter.”

Gewiss, heute könnten solche Gedichte wahrscheinlich nicht mehr geschrieben werden (vor allem wegen der heutigen Ästhetik der (politischen) Poesie), aber sind sie deshalb heute weniger zutreffend? Und ist nicht gerade dies Gedicht, sein Anfang, sogar mit den Jahren gewachsen, noch wahrer geworden mit dem Abstand, der keinen Wesensabstand erzeugte? 7 Regierungen sind über dieses Gedicht gegangen, politische Kurswechsel und 50 Jahre gesellschaftlicher Geschichte – und dennoch hat dies alles die innewohnenden Symbolik und Botschaft dieses Gedichts nicht eliminieren können.

In der Mitte des Bandes steht das längere, überbordende Gedicht “Schaum”. Es bildet die Brücke zwischen dem ersten engagierten und dem zweiten, nicht weniger kritischen, aber oft ungleich abstrakteren Teil “Oden an Niemand”. “Schaum” selbst ist eine Art intelligible Tirade; Namedropping und Analyse wechseln sich ab, Momente der stillen Offenheit, gehen über in Rundumschläge. Es ist ein bizarres Gedicht, bei dem man trotzdem das ungute Gefühl nicht losführt, es enthülle langsam aber sicher eine lange verstopfte Wahrheit, unter all dem Schaum.

“alle wunden Wäscher
in den kranken Kassen
ruhn mit blinden Hunden
in den toten Hemden.”

Bei manchen Dichtern hat man das Gefühl, dass sie mit uneinnehmbarem Ernst dichten, andere dichten allein mit ihrer Freude. Bei Enzensberger kann man die Stimmung, den Aggregatzustand seiner Ausrichtung nur aus den einzelnen Zeilen herauslesen und nicht aus dem Gedicht insgesamt. Sicherlich war er stets mit seinen Gedichten um Engagement und auch eine nebenbei ergatterte Schönheit bemüht, wie die wenigen, fast zärtlichen, bildhaften Gedichte beweisen, in denen er Szenen der Einsamkeit oder des Zusammenseins einfasst. Doch bei vielen anderen, eher abstrakten Gedichten, meint man doch den verspielten Narr im Ernst der Verse zu erblicken; doch das Schellen der Narrenkappe könnte eben auch das Quietschen eines Zugrades sein, das Waffen in eine Krisenregion transportiert.

Gealtert ist dieser Gedichtband, aber gut gealtert. Natürlich gibt es in der ganzen Breite des Bandes noch mehr zu entdecken, als ich hier offen gelegt habe. Enzensbergers Poesie lebt auch von einer gewissen Unberechenbarkeit, die gerade bei Dichtern deutscher Sprache immer noch eine gewisse Seltenheit hat und die jedes Gedicht im Übermaß zu einer eigenen Erscheinung macht. Das kann man auf die schlechte oder die gute Seite der Waage legen, wie es einem beliebt.

“Hier bin ich, ein Schiff aus Rauch,
hinter dem Mond zu Haus, ein Mann
unter den Wurzeln des Meeres, bewohnt
wie ein Totenacker, ein Totenstrauch

von Nattern und Tauben, zuhaus
im blühenden Sternsarg, allein
im Feuer der Windrosen wohnend
bei meinen Lidern, den Tauben im Wind.”

III – Blindenschrift (1964)

“Ich sage: Fast alles was ich sehe,
könnte anders sein. Aber um welchen Preis?
Die Spuren des Fortschritts sind blutig.
Sind es die Spuren des Fortschritts?
Meine Wünsche sind einfach.
Einfach unerfüllbar?”

Hans Magnus Enzensbergers Poesie tendierte von jeher zu einem Kurs zwischen subtilem Gedankengut und havarierenden sprachlichen Ausdrucksmechanismen, schwankend zwischen Abstraktion und Klarheit.
Nach dem kritisch verdüsterten Gemisch “Landessprache” ist Blindenschrift fast schon so etwas wie eine erstaunliche Kehrtwende, wirkend wie ein stiller Neuanfang. 1964, also vier Jahre nach “Landessprache” entstanden, hat dieses Werk die klecksende und gewaltige, Ehrfurcht gebietende Stimme jener Gedichte abgelegt und sich einer, manchmal schon fast resignierten, leicht labyrinthischen, Klarheit und Schlichtheit zugewandt, von lauter Oper auf stillere Sonaten umgeschaltet; dieser Wechsel führt seine Verse jedoch niemals auf rein sachliche oder nüchterne Gebiet; eher wirkt sie schneidend, lauernd – die enorm komprimierte Version eines entlarvenden Fotos, im Schatten vieler Fragen und Gedanken abgelegt.

Was thematisch am meisten auffällt sind die Symbole und Antagonismen der Vergänglichkeit. Im Ganzen ist der Band ein bisschen wie ein langes Selbstgespräch von Enzensberger mit sich selbst, von logistischen bis zu zentralen Betrachtungen – mit vielen Fragen, Fragen, Fragen.

“Was soll da auftauchen aus der Flut,
wenn wir darin untergehen?

Noch ein paar Fortschritte
und wir werden weitersehen.”

Bestechend ist mal wieder die bleibende Aktualität seiner Dichtung. Nach dem dritten Gedichtband kann man schon absehen, dass die besten seiner engagierten oder kritischen Gedichte und Zeilen noch eine Weile lesenswert bleiben werden. Dies gilt für den Band “Blindenschrift” im besonderen Maße.
Gedichte sind belebend für das Verständnis von Schönheit und Wahrheit und ebenfalls für die Selbstreflexion. Beides können sie stärken und beides können sie auch in sich tragen.

Enzensbergers Gedichte sind keine klar gestaffelten Bekenntnisse oder schlichte Ansagen; ebenso wenig sind sie unzugänglich oder kryptisch. Jedes von ihnen hat so etwas wie einen inneren Schlüssel, eine eigene innere Logik, die man sich seinerseits mit einer Betrachtung erschließen kann. Trotzdem, wiederum: die Gedichte in diesem Band weisen eine besondere Zugänglichkeit auf, vielleicht weil sie ein bisschen persönlicher sind, einen Zustand, den wir ja alle kennen.

“Als wäre nichts geschehen
erscheint täglich neu
unser rührender schmutziger
knallharter frommer Roman.
Fortsetzung folgt, und kein Ende.”

Blindenschrift ist sicherlich kein besonders schöner und auch kein frappierend-beeindruckender Gedichtband. Aber er hat eine besondere Essenz, deren Botschaft man sich anhören sollte, auch weil sie sich nicht einfach so von einem Rezensenten wie mir festmachen lässt auf schöne oder präzise Worte. Ich persönlich finde, dass dieser Band auf seine Art sehr stimmungsvoll und weise ist und das mancher Text sehr zum Nachdenken anregt: Über das Können, das Wollen, das Denken – wie schrieb Enzensberger: “Nimm die Binde ab/ König Mensch und lies/ unter der Blindenschrift/ deinen eigenen Namen.” Ich kann bezeugen, dass das in manchem Text gut funktioniert.

Zuletzt noch ein paar Zeilen über die Apokalypse.

“Denkbar immerhin,
wenn auch nicht glaublich:
Die Katastrophe wäre da,
wenn über uns käme die Nachricht:
dass sie ausbleiben wird
für immer

Verloren wären wir:
Wir stünden am Anfang”

 IV – Die Furie des Verschwindens (1980)

“Meine Wörter bücken sich nicht. Sie sind
nicht dazu da, etwas aufzuheben. Sie sind da,
eine Weile lang. Es kann sie ein jeder sagen.”

16 Jahre liegen zwischen “Blindenschrift” und der Furie des Verschwindens, also die halben sechziger und die ganzen siebziger Jahre (an letzteres Jahrzehnt schrieb Enzensberger ein Gedicht, dass das erste des Bandes ist; es beginnt: “Also was die siebziger Jahre betrifft,/ kann ich mich kurz fassen./ Die Auskunft war immer besetzt.”).

Es ist eine lange Zeit, um an einem Gedichtband zu arbeiten (oder keine Gedichte zu schreiben). War “Blindenschrift” ein dichterischer Neubeginn, das mögliche Startsignal zu einer gesetzteren, ruhigeren Lyrik, so setzt “Die Furie des Verschwindens” eher wieder bei den ersten beiden Gedichtbänden an, obwohl auch noch ein Stück Erfahrung von “Blindenschrift” geblieben ist.

Dies offenbart sich vor allem in dem letzten Abschnitt des dreigeteilten Werks, dem Teil der wie der Gedichtband selbst -Die Furie des Verschwindens- heißt. Hier finden sich überwiegend geradlinige, nachdenkliche, manchmal sinnende Gedichte, vielfach um Vergänglichkeit, Vergangenheit, Sinn und Substanz kreisend.

Dem Gegenüber steht der erste Teil “Tränen der Dankbarkeit”. Er ist nicht grundverschieden, zeichnet sich aber durch ein Schwanken zwischen Präzision und freilaufender poetischer Schlagkraft aus. Hier zwei Textproben, um zu erklären, was ich in etwa damit meine:

“Tiraden, angeschnallt und erbittert, über Ledersitze,
Alumotoren, Flüche beim Überholen, Erkenntnisse
über Prämien, Ersatzteilprobleme, endlich
der nächtliche Stau, das Blaulicht, die Bahre.”

“Ding dang dong. Mischmasch. Durchsagen auf Japanisch.
Im Kerosinduft zerfließen die dumpfen Panzer
hinter dem Glas, auf dem heißen Vorfeld. Schlieren
im Auge, Münzen in der schweißnassen Faust.
Immer besetzt. Dann wieder lässt du es läuten
und läuten. Überall Koffer. Erbittert wähle ich”

Gleichsam: Es ist auch der kürzeste Gedichtband den Enzensberger je herausgegeben hat; ein Drittel füllt auch noch das etwas versumpfende Langgedichte, dessen Titel sehr viel mehr verspricht als er dann hält: “Die Frösche von Bikini” (Das Bikini-Atoll war eines der “beliebtesten” Atombombentestgelände der US-Amerikaner; quasi als “Wiedergutmachung”, wurde dann ein Badeanzug nach der heute noch verseuchten Inselgruppe benannt.)

Auch in diesem Gedichtband gibt es sehr starke Gedichte. Am Anfang, im ersten Teil, zum Beispiel, gibt es 3-4 Gedichte in denen Enzensberger minutiös in ein paar Gesellschaftsszenerien die Wesenhaftigkeit einiger Menschen nachzeichnet; “Die Dreißigjährige” oder “Die Scheidung” heißen dieses Gedichte und sie gehören zu dem besten, was Enzensberger im Poetischen verfasst hat. Es gelingt ihm die kleinen und doch letztlich großen Versprechen, die in diesen kurzen Titeln stecken, mit einem eleganten, in jedem Ausdruck klug gewählten Wortgemälde zu erfüllen, ja: zu verwirklichen. Große Kunst, konnte ich bei diesen Gedichten nur denken, weil alles so deutlich zueinander passte und exakt abbildete, was im Innersten der Vorgänge ans Sprache präsent sein kann. Gewiss, dass ist nicht die alleinige Aufgabe eines Gedichts, aber es ist eindeutig ein Vorzug entgegen aller Wortklauberei.

“siehe, das Leben liegt vor euch wie ein Dauerauftrag
und ihr könnt durchwählen
sogar nach Brisbane und Osnabrück.”

Vielleicht ist dieser Gedichtband ideal, um Enzensberger kennen zu lernen und zu entscheiden, ob man ihn mag oder nicht. Von hieraus kann man sowohl in die eine Richtung, zu den gesetzten, stimmigen Gedichten aus “Blindenschrift”, als auch in die andere, zu den rabiat-kritisch-totaleren frühen Gedichten gehen, in beidem liegt hier ein gewisser Konsens. Was wieder nicht heißen soll, dass Enzensberger sich nicht entwickelt hat oder dieser Gedichtband nicht wieder auf gewisse Weise sehr neu wäre. Aber ein Dichter kann schwerlich seine Wurzeln verleugnen, ebenso wenig wie der Leser Empathie oder Verwirrung leugnen kann.

“Wenn man den eigenen Worten
eine zeitlang zuhört,
wie sie dröhnen im eigenen Kopf –
man möchte die Augen zudrücken,
wie ein kleines Kind,
sich die Ohren zuhalten
und am liebsten gar nichts mehr sagen.
Aber das wäre falsch.”

Vielleicht, zuletzt, findet sich in diesen paar Zeilen ein kleines Credo, von dem, was Enzensberger wieder nach 16 Jahren zum Dichten führte.

V – Zukunftsmusik (1991)

“Ich sehe was, was du nichts siehst.
Alles außer dir haben recht,
aber das siehst du nicht ein.”

Und so kommen wir zum schwächsten Gedichtband von Enzensberger; was er hier abgeliefert hat, ist auf weite Strecken platt, platter als platt, und definitiv weder Poesie noch sonst irgendwas Konstruktives. Ich meine, es gibt ja Dichtungen, die sind komplex, andere sind kryptisch, manche kann man sogar noch mit dem Wort “hermetisch” ins Feld der großen Poesie schieben. Aber nicht eine Entschuldigung greift bei den Gedichten aus “Zukunftsmusik”. Sie sind einfach schlichterdings und schlechterdings misstönig, teilweise grobfahrlässig, ohne Sensibilität ausgetüftelt und ja, auch dann und wann dadurch ein wenig lächerlich, in ihrer Leierkastenversuchserhöhung.

“Es geht weiter, es kommt, kommt mir,
es raucht, es sind Farben da, Falten,
Narben, es wiederholt sich, selbst,
immer wieder, da hinten, tot
ist es nicht, ach, es sagt, ach,
röchelt, wunderbar, ach, ich habe,
ich habe etwas davon, habe es,
habe es nicht gewollt, Habenichts, ich,
es ist so gekommen, es macht nichts.”

Ich wünschte, es gäbe auch noch einiges Positives zu sagen. Gewiss, es gibt noch ein paar halbwegs attraktive Gedichte, sogar ein-zwei bestechende. Ich glaube, was mich wirklich stört ist die scheinbare Belanglosigkeit, mit der die Schlechten aufs Papier geworfen sind. Sie scheinen wie nebenbei erdichtete Farcen und Fresken, ohne eigentliche Bezüge. Und ich habe wirklich versucht, durch mehrfaches Lesen, dem Verharren bei Symbolsystemen, Anschluss zu finden, aber vergeblich – und das lässt den Gesamteindruck schief hängen, unverrückbar, nicht erschließbar.

Wer aber eine verquere Herausforderung will, nun ja, kann es ja mal versuchen.

“Reine Kunst, die keinen Künstler brauch,
unaufhaltsam beweglich bewegt,
neu und unfruchtbar,
reine Zeichnung, die niemand sieht,
die sich einzeichnet
in sich selber, schön,
öde, Unterhaltung für Götter.”

Auch diese Zeilen stammen aus diesem Band, von Enzensberger selbst verfasst und vielleicht ein kleines Eingeständnisses, eine poetologische Rechtfertigung.

Im Ganzen ist der Band eine ziemliche Enttäuschung. Er mag einige gute Zeilen haben (“z.B.: Kleider machen blind, Gelegenheit macht Liebe”), aber ansonsten ist er voller abgegeigter Allgemeinplätze, sprachlich verwirrender Phrasenerfindungen, in denen nur noch die Sprache selbst, ohne Stimme, zu reden scheint und voller floskeliger Themen. Er ist einfach nicht gut. So muss man es sagen.

VI – Kiosk (1995)

“Enzensberger: Der Meister der eigenwilligen Pointe,
des virtuossichtigen Seilakts, der kreativen Blende
und der verlässlichen Dissonanz.”

Würde man diesen Band mit all seinen 5 Vorgängern vergleichen, fällt die sublime, schlichte Stärke der Gedichte auf, die “Kiosk” mit keinem anderen Werk aus Enzensbergers bis dato geschriebenem Fundus gemein hat (die er aber in “Moralische Gedichte” fortsetzte). Der Band ist ungleich umfangreicher, politischer und auch in seinen (gesellschaftlichen) Subtext hier und da geradezu aggressiv. So gibt es ein Gedicht, dass beginnt mit den Zeilen:

“Es ist verboten Personen in Brand zu stecken”

endet jedoch:

“Es darf niemandem zum Vorwurf gemacht werden, wenn
er es unterlässt Personen in Brand zu stecken.
Jedermann genießt ein Grundrecht auf Verweigerung.”

Der geschickte Drahtseilakt, mit dem Enzensberger hier aus Tätern Opfer macht, die abwesende Scheu vor dem konkreten Austausch zwischen gesellschaftlicher Realität und Gedicht, ist nicht gerade poetisch, aber brillant in der Ausformulierung. Insgesamt ist dieser Band, noch mehr als alle anderen Gedichtbände Enzensbergers, eine intellektuelle Freude, eine verdichtete Form von Essay, nebst poetischer Insignien.

Das Fehlen einer eindeutigen Wendung zum Poetischen stört wenig, ist doch jedes Gedicht eine Analyse, eine geistreiche Betrachtung für sich und sprachlich immer sehr gekonnt. Ich möchte Enzensberger keineswegs poetische Ästhetik absprechen – nur liegt sich bei ihm in Form, Spiel und Dynamik, nicht in der Poesie innovativer oder einnehmender Bilder. Seinen Zeilen muss man wie einem Gedankengang folgen; seine Metaphorik ist Symbolik und besteht aus gegensätzlichem oder seltsamen Vergleichen, Fundsachen und scharf gestellten Betrachtungen; die Gedichte sind Okular und Objekt gleichermaßen.

Kiosk ist vielleicht der beste Band von Enzensberger – mit Sicherheit aber ein sehr vielfältig-skizzierendes Erlebnis, noch immer nicht unaktuell. Viele ausgesprochen gelungene Gedichte finden sich hier, auch ein paar überragende. Besonders beeindruckt hat mich mal wieder die Fähigkeit Enzensbergers, die Perspektive nach Belieben zu verändern und ihre Bedeutung stets zu unterstreichen – ein roter Faden, der sich durch sein ganzes lyrisches Werk zieht und ihm eine eigene, beständige Botschaft gibt. Das ist vielleicht kein Muss für einen Dichter, aber sicher ein großes Plus.

“Ein Fischnetz aus teerigem Garn knüpfen” – Gedichte Robert Lowells


“An Trojas letztem Tag, o weh, ein Stürmen
Des Volkes zum Tempel: Welch ein Fest, die Kinder
Wanden Girlanden um das Pferd; so harren
Wir in des Löwen Rachen todgeweiht.”

Nicht umsonst ist Robert Lowell einer der sehr wenigen Dichter Amerikas, die es in die Weiße Reihe des DDR Verlages Volk und Welt geschafft haben: seine stets kritische Haltung seinem eigenen Heimatland USA gegenüber und sein unverbesserlicher Mahnungs- und Meinungsdrang von der linken Seite her, prädestinierten ihn für die Aufnahme, wenn diese Tatsache nicht sogar ausschlaggebend war – wie leider auch für die Auswahl der Gedichte dieses Bandes.

“Ihr Denkmal steckt wie eine Fischgräte
in der Kehle der Stadt.”

So schreibt er z.B. über ein Bürgerkriegsdenkmal.

Trotzdem war er in seiner Heimat sehr populär, auch gerade weil er anzuecken wusste und einen sehr eigenen Stil pflegte, der, mal persönlich, mal umfassender, die Probleme und Ränke des Landes einzufangen vermochte. Zweimal gewann er den Pulitzerpreis, beide Male für Gedichtbände.

“Seine Verzweiflung hat die Farbe
von Wischlappen und Wasser im verzinkten Eimer.”

Sprachlich gesehen ist er ein eher behäbiger, sängerischer, ausufernder Dichter, der meist auf strengen Formen besteht, bei denen der Reim mehr auferlegtes Stilmittel, den Klang ist. Immer wieder darin: kleine Kostproben wahrer poetischer Freistil-Bilder, aber immer nur ganz plötzlich, wie das Flimmern von Sonnenlicht auf trägen Ölschlieren.

Die Übersetzung ist eher mittelprächtig, aber immerhin versucht sie keine Nachdichtung, was bei Lowell auch schwer gelungen wäre, sondern begnügt sich mit einer ungereimten, an Takt und Metrum angelehnten Übersetzung. Das Nachwort ist aufschlussreich, aber natürlich in der DDR verfasst, weshalb politische Stellungnahmen unvermeidlich sind.

“Das Eis tickt mehrwärts wie eine Uhr.
Ein Neger röstet
Weizenkörner überm Koksfeuer
In einer durchlöcherten Tonne.
Chemische Luft
Streicht von New Jersey her
Und riecht nach Kaffee.

Jenseits des Flusses
Bräunen die Klippen von Vorstadtfabriken
In der schwefelgelben Sonne
Der unversöhnlichen Landschaft.”

Insgesamt ist Lowell mehr ein Dichter, mit dem man sich auseinandersetzen und den man studieren kann, als einer, der einem ein ungetrübtes Lesevergnügen beschert. Aber trotzdem lebt in seinen Gedichten etwas sehr Starkes, Natürliches, etwas ungewachst und ungeschöntes, eine Anwesenheit von Andacht und Werten, dass seine Verse trotz ihrer Rauheit und Schwere zu modernen Formen der Tradition des amerikanischen “Gesanges” macht, wie man sie ansonsten (und dann fröhlicher) von Walt Whitman oder Longfellow kennt.

Wer also eine Dichter sucht, dessen Belesenheit und Erhabenheit sich mit formaler Schwere und behäbiger Reverenz zusammentun, um kritische, wie forschende, wie betrachtende Gedichte zu schreiben, der sollte einen Blick auf Robert Lowell und seine Gedichtlegionen riskieren.

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