“Die Mathematik als Fachgebiet ist so ernst, dass man keine Gelegenheit versäumen sollte, dieses Fachgebiet unterhaltsamer zu gestalten.”
Blaise Pascal
Mathematik und Physik spielerisch nahezubringen ist ein ehrenwertes und wichtiges Unterfangen und welch großartiges und (phantastisches) Potential noch in den Geheimnissen dieser Disziplinen schlummert, ist wohl spätestens ein großes Thema, seitdem immer mehr TV-Serien, Filme und Bücher auf deren Möglichkeiten und Anomalien basieren (und dabei hat sich wiederum verstärkt der philosophische Aspekt des Themas herauskristallisiert – so schön kanns laufen!)
Jedoch: Was Enzensberger mit seinem Zahlenteufel virtuos, klar und gewitzt zu tun verstand, es wird beim Akademiker David Acheson zu einer zweischneidigen Angelegenheit.
Oder anders gesagt: Wer ein unterhaltsames Buch sucht, dass die faszinierenden Möglichkeiten der Mathematik darstellt und aufzeigt, ist hier schon richtig, wer aber ein spielerisch-leichtes Buch sucht, dass diese Phänomene in gänzlicher Klarheit und (vor allem) Schlichtheit offenbart, eher nicht. Dafür werden dann hier und da doch zu viele Rechnungen verkürzt und hier und da auch mal gerne ein oder zwei komplexere Bereiche angetastet; auch geht es nicht nur um Mathematik, sondern auch oft um Physik, Mechanik und sogar um neuste Ansätze, wie die Chaostheorie. Und auch wenn Achesons Sprache angenehm und ohne große Fremdwörterquote daherkommt, vergisst sein Erklärungsfluss hier und da den direkten Blickkontakt zwischen Leser und Thema zu halten; seine Begeisterung, die einem oft die Türen zum Thema öffnet, verleitet ihn manchmal auch dazu, sein Publikum hintenan zu stellen und den Ball nicht ganz so flach zu halten, wie man es gern hätte
“In der Mathematik gibt es keine Autoritäten. Das einzige Argument für die Wahrheit ist der Beweis.”
K. Urbanik
Was man ihm jedoch anrechnen muss, er kehrt auch immer wieder zum Grundtakt zurück und lustige Grafiken unterstützen die legere Aufmachung der Kapitel (als reiner Text hätte das Buch vielleicht 100, statt der tatsächlichen Dicke von 189 Seiten als Umfang), die in ihrer Kürze mehr Ausblicke als Einblicke gewähren. Letztlich ist dieses Buch tatsächlich nur eine Reise in die Welt der Mathematik und nicht deren Kartographisierung oder eine mehr als oberflächliche Behandlung der Themen.
“Die Mathematik ist mehr ein Tun als eine Lehre.”
L. E. J. Brouwer
Brouwer hat sicherlich Recht. Und so sollte man dies Buch als Anreiz nehmen, sich selbst mit den abstrakten Phänomenen der Zahlen und ihrer Idee zu beschäftigen; vielleicht tut er das dann nur, um auf sehr seltsame Zusammenhänge zu stoßen – wie etwa diesen hier, der in dem Buch selbst nicht vorkommt, der mich persönlich aber immer sehr verblüfft hat:
“Ich wenigstens kenne keine voll befriedigende Erklärung dafür, warum jede ungerade Zahl (von 3 ab), mit sich selbst multipliziert, stets ein Vielfaches von 8 mit 1 als Rest ergibt. (Erich Bischoff, Erforscher der Kabbala)
Zusammenhänge, das ist es, was auch Archeson so an der Mathematik fasziniert; das bestimmte Zahlen immer wieder auftauchen, dass sie quasi universell sind, ohne das man es ihnen ansieht, oder es aus ihrer Stellung ablesbar wäre; aber immer wieder erscheinen sie an den unterschiedlichsten Grenzen aller math. Disziplinen. (Pie, die eulerische Zahl, die Wurzel von -1).
“Eine mathematische Wahrheit ist an sich weder einfach noch kompliziert, sie ist.”
Émile Lemoine
Fazit: Man kann dieses Buch als Werk an sich nicht tadeln, höchstens in seiner Ausrichtung auf maximale Klarheit beim Leser. Denn die stellt sich des Öfteren dann doch nur am Ende ein, bei der Lösung, während man manche Rechnung doch arg und mehrmals nachvollziehen muss. Wen das nicht stört und wer gerne ein paar der elementarsten Wahrheiten und Kuriositäten des mathematischen Kosmos in einem Buch vereint haben und kennenlernen will, dem sei das Buch “1089 oder das Wunder der Zahlen” ans Herz gelegt.
Und wer es trotz Zweifeln kauft und dann doch entnervt aufgeben muss, dem sei mit Jules Verne gesagt:
“Du wolltest doch Algebra,
da hast du den Salat.”
Noch ein paar Zitate zum Abschluss:
“Unter allen menschlichen Entdeckungen sollte die Entdeckung der Fehler die wichtigste sein.”
St. J. Lec
“Gott existiert, weil die Mathematik widerspruchsfrei ist, und der Teufel existiert, weil wir das nicht beweisen können.”
Andre Weil
“Man darf nicht das, was uns unwahrscheinlich und unnatürlich erscheint, mit dem verwechseln, was absolut unmöglich ist.”
Carl Friedrich Gauß
“Seit man begonnen hat, die einfachsten Behauptungen zu beweisen, erwiesen sich viele von ihnen als falsch.”
Bertrand Russell
“Manche Menschen haben einen Gesichtskreis vom Radius Null und nennen ihn ihren Standpunkt.”
David Hilbert
“Das entscheidende Kriterium ist Schönheit; für häßliche Mathematik ist auf dieser Welt kein beständiger Platz.”
Godfrey Harold Hardy