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Zu William Boyd “Eines Menschen Herz”


Eines Menschen Herz Man sollte vorsichtig sein mit Superlativen, aber “Eines Menschen Herz” ist eines der fesselndsten Bücher, die ich je gelesen habe. Dabei bin ich gar kein großer Freund von dicken Wälzern. Aber ähnlich wie in den besten Büchern von John Irving ergibt sich auch in diesem Buch aus dem Mix von Spannung und allmählicher Vertrautheit mit den Figuren ein Sog, ein epischer Bogen, der einen nach einer Weile nicht mehr loslässt und einen letztlich mit den simpelsten Wendungen und Szenen direkt ins Herz treffen kann, weil das Schicksal der Erzählung daran festgewachsen ist.

Auch ich habe mich, wie wohl manche/r, am Anfang mit der Form schwer getan – das fiktive Tagebuch eines Schriftstellers, das klingt schon ziemlich plakativ. Und in manchen Momenten, in denen Boyd seinen Protagonisten mit großen Namen zusammentreffen lässt (Hemingway, Picasso, Herzog von Windsor, Pollock, etc.) ist das Buch auch nah dran, plakativ zu sein.

Aber gerade in diesen Momenten zeigt sich auch Boyds Klasse, den meist wirken das Zusammentreffen und die Umstände ganz natürlich und klugerweise verlagert Boyd nie das Zentrum des Geschehens auf die populären Namen und Ereignisse, sie geben lediglich Gastspiele in dem Leben, das ansonsten hauptsächlich im Umfeld der Freund*innen & Beziehungen stattfindet. Es liegt ein Funken echter Eleganz in der Art, wie Boyd seine Erzählung immer wieder neu strukturiert, justiert und doch bei aller Weltgewandtheit, immer wieder auf das Wesentliche des einzelnen Lebens zurückkommt.

Es gibt ein paar schwächere Episoden in dem Buch, aber keine dauert sehr lange. Mit seinem langen Atem gelingt es Boyd, einem wirklich Tür und Tor zur Seele seines Protagonisten zu öffnen, ein paar geschickte Unterbrechungen und Zwischenspiele, Takt- und Ortswechsel sorgen für die nötige Authentizität und auch für die nötige Dynamik. Am Ende war ich atemlos, bewegt, erschüttert und zu gleichen Teilen entsetzt und beglückt davon, wie ein Leben im Zeitraffer vorbeiziehen kann, wie es sich füllt und doch immer kleiner wird. Für diese Erfahrung in Buchform bin ich William Boyd sehr dankbar.

 

Zu Wilfried Loths “Fast eine Revolution”


Fast eine Revolution Eine Behauptung, die bereits auf den ersten Seiten des Buches vorkommt, könnte man geradezu irritierend nennen: Frankreich, die Revolutionsnation, war diesmal spät dran. Während in Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern aus den unterschiedlichsten Gründen bereits seit 1966 Studierendenproteste stattfanden und der Clash zwischen den Generation klar zutage trat, war es in Frankreich bis zu den Ereignissen vom Mai 1968 verhältnismäßig ruhig. Frankreich, ein Land der engagierten Literatur und einiger der größten Philosophen von Freiheit, Zwang und Selbstbestimmtheit, auch noch im 20. Jahrhundert, war ein Nachzügler bei diesem bis heute nachhallenden Generationenbruch.

Dafür gibt es einige Gründe, die der Autor anfangs auf gekonnte Weise kurz umreißt. Ein Grund ist sicher, dass Frankreichs Politikergarde und Frankreichs Intellektuelle lange Zeit die Diskussion dominierten; ein anderer die große Stabilität und Prosperität.
Obwohl Frankreich ein Nachzügler war: der französische Mai 1968 war einer der prägendsten Umbrüche in den europäischen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts, ist bis heute mit vielen Mythen umwoben und die Wurzel vieler unterschiedlichster Entwicklungen, Bewegungen und Karrieren. Immerhin führte diese “Fast-Revolution” zu einem landesweiten Generalstreik, ein Ereignis, das in diesem Umfang in Friedenszeiten bisher selten verzeichnet wurde.

Wilfried Loth liefert mit seinem Buch nicht nur eine Übersicht und Chronik, sowie eine Analyse der Maitage, ihrer Akteure und des Verlaufs, sondern entziffert vor allem den Mythos des Mai 68. Ähnlich wie bei anderen Revolution (und allgemein bei großen gesellschaftlichen Ereignissen, die als Fixpunkte einer gesellschaftlichen Veränderung gelten) ist auch hier der Mythos viel glatter als die Summe der komplex motivierten, widersprüchlichen und teilweise eher willkürlich als geplant verlaufenden roten Fäden, die das Muster der tatsächlichen Ereignisse geben.

Genau dies aufzudecken und fesselnd und informativ zu schildern, gelingt Loth sehr gut, präzise, ohne falsche Eitelkeiten und, erfreulicherweise, ohne größere Lücken, die oft in Büchern vorkommen, deren Autor*innen man anmerkt, dass sie vor allem von einem Aspekt, einer Interpretation besessen sind, was dazu führt, dass die Umsicht und der Fokus auf eine anschaulich-ausbalancierte Darstellung auf der Strecke bleiben. Nicht so bei Loth, der ein lesenswertes Buch über einen Augenblick in der Geschichte geschrieben hat, den immer noch, selbst entzaubert, ein Hauch von inspirierendem Klang umweht, 50 Jahre später.

68 mag Geschichte sein, die Faszination ausgewaschen von endlosen Fußnoten, Korrekturen, Widerrufen. Aber dieses Buch zeigt auch, dass, obgleich es eben keine einheitliche Bewegung oder dergleichen gab, das revolutionäre Potenzial der vielfältigen Ideen dieser Tage, sowie der Mut, die Courage oder der schlichte Versuch dafür einzustehen, wichtig waren für die Gesellschaften, in denen wir heute leben – und vielleicht kommt man beim Nachdenken über diese vergangenen Zustände und Aufstände darauf, dass auch unsere Gesellschaften in bestimmten Punkten eine friedliche, engagierte Revolution (oder zumindest Reformation) bitter nötig hätten.

“Göttertage” von Gabriele Glang


Göttertage “Sie ist die erste Frau in der Kunstgeschichte, die sich nackt malt. Ein ungeheurer Schritt. Bis dato gab es nur den Blick von Männern auf den nackten Frauenkörper.”

Paula Modersohn-Becker verstarb bereits mit 31 Jahren. Doch in den wenigen Jahren, in denen sie als Künstlerin tätig war, schuf sie über 700 Gemälde und noch viel mehr Zeichnungen, Skizzen. Viele der Gemälde waren Selbstportraits, einige eben auch Akte.

Gabriele Glang portraitiert diese mit einer Reihe von kurzen Gedichten, die das Innenleben der Künstlerin während der Zeit ihres letzten halben Jahrs, ihrer Zeit in Paris, abbilden, nachvollziehen, umkreisen.

“Seht: in der Freiheit
wird etwas aus mir.”

Ein wichtiges Motiv in den Gedichten ist die Befreiung, die Freiheit – ein anderes allerdings die Rechtfertigung, die Erklärung. Zwischen diesen beiden Polen ist Modersohn-Becker als eine der ersten Frauen, die als eigenständige Künstlerin arbeitete, unausweichlich hin und her geworfen. Sie will ihr Tun mit der Selbstverständlichkeit annehmen, mit der sie es betreibt, aber sie kann nicht umhin, die Besonderheit ihrer Lage zu erkennen. Sie erlebt den Rausch der Inspiration und will sich durch nichts bremsen lassen …

„Göttertage“ ist kein großer lyrischer Wurf, da sich die meisten Gedichte eher wie Dokumente ausnehmen, aber ein ungeheuer einfühlsames Portrait einer Frau, einer künstlerischen Kraft und Obsession und zusätzlich auch einer Frauengeneration.

Wie Glang Modersohn-Becker Leben einhaucht, ganz ohne großes Tam-Tam, aber bestimmt, ist beeindruckend. Die Wahrnehmung der Frau als dem Mann gleichgestellte Akteurin auf allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft ist noch nicht abgeschlossen – sie begann mit Gestalten wie Paula Modersohn-Becker, die einst freudig aufbrach in ihr neues, leider kurzes Leben und der Glang in einem ihrer Texte den Gedanken eingibt, den jeder junge Mensch, gleich welchen Geschlechts, beim Eintritt in sein selbst bestimmtes Leben haben sollte:

“Nun muss ja alles kommen.”

Zu Julie Estèves “Lola”


„So wie andere Leute sich mit der Rasierklinge ritzen, spreizt Lola die Beine. Denn sie findet beim Sex, das verstehe, wer will, ein Stück weit ihre Unschuld wieder.“

Im Einbandtext dieser Ausgabe steht, dass Julie Estève sich mit ihrem Debütroman in eine „feministische Tradition“ einreiht, die auf Virginie Despentes und Elfriede Jelinek zurückgeht. Das ist für ein Debüt zunächst einmal sehr hoch gegriffen und lässt bei Lesenden wie mir eine Erwartung entstehen, die zersetzend wirken kann, weil selbst das an sich Gelungene im Lichte einer zu großen Erwartung auf einmal unpassend wirkt, enttäuschend.

Im selben Absatz des Einbandtextes wird davon gesprochen, dass es in Lola um weibliche Lust geht. Auch hier wird dem Buch Unrecht getan – es wird auf einen Aspekt, ein Motiv verengt Denn ebenso wenig wie es in Gustave Flauberts Buch Madame Bovary allein um Ehebruch geht oder in Melvilles Moby Dick allein um Rache an einem weißen Wal, ist Lola die Geschichte einer Frau, die sich mit ihrer Lust auseinandersetzt; wäre es ein Buch, das von einer nymphomanischen Betätigung handelt und nichts weiter, eine Geschichte über sexuelle Eskapaden, müsste man nur wenige Worte darüber verlieren.

Aber es geht in diesem Buch vielmehr um Einsamkeit, um die Einsamkeit inmitten des Rausches, der das Leben ist; um die Unmöglichkeit sich beieinander zu finden, sich durch den anderen zu ergänzen. Die Protagonistin Lola, aus deren Sicht ein Großteil der Handlung geschildert wird, ist eine unsichere, diese Unsicherheit mit offensiven Zügen kaschierende, vom Verlust ihrer Mutter und dem Scheitern einer jungen Liebe gezeichnete, verzweifelte Frau, die den Lesenden allerdings als ein wandelndes Klischeepaket, eine Kreuzung aus Femme-Fatale und todessehnsüchtiger Nymphomanin, vor den Latz geknallt wird. (Im Einbandtext wird behauptet, die Autorin arbeite mit Ironie und schwarzem Humor – zu einer Humoreske taugt dieses Buch allerdings ganz und gar nicht.)

Überhaupt hätte ich mir, obgleich es ein Debüt ist, eine bessere, gründlichere Ausarbeitung gewünscht. An manchen Stellen fehlen Feinschliff und Balance. Man kommt sich, vor allem zu Anfang, ständig bevormundet vor; Estève schildert nicht bloß, sie haut ihren Leser*innen die Eigenschaften ihrer Figuren geradezu um die Ohren, nimmt ständig unnötig malerische Charakterisierungen vor (z.B.: „Sie bekommt Hunger. Hunger wie ein streunender Hund.“) und setzt alles daran, die Dimensionen der Figuren auf ein kontrolliertes Maß herunter zu brechen.

Nun könnte man meinen: das ist nun mal ihr Schreibstil. Aber ich sehe einfach keinen Mehrwert in dieser Art, die die meisten möglichen Untiefen abtötet, den Roman zu einer Einbahnstraße macht. Die mangelnde Bereitschaft, den Figuren nicht nur eine Gestalt angedeihen zu lassen, sondern auch Räume um diese Gestalt herum, wird durch zahlreiche Erklärungen kompensiert und das Umsichwerfen mit Sinnlichkeiten.

Dabei könnte Lola eigentlich eine Figur sein, mit der einer großen Verzweiflung ein Angesicht verliehen wird. Sie ist eine legitime Nachfahrin von Emma Bovary, ihrer Sehnsucht nach einem anderen Leben, ihrer Furcht vor der Gewöhnlichkeit, der sie doch nicht entkommen kann, denn sie herrscht auch dort, wo vermeintlich etwas Schöneres, Bedeutsameres lauert. „Es gibt kein wahres Leben im falschen“ – die Brutalität, die in diesem abgegriffenen Zitat liegt, sie wird hier angesprochen, umkreist.

Aber die Aufmachung, das leicht Unausgegorene des Buches, lassen seinen Fokus etwas zu reißerisch wirken, verstellen den Blick auf Lolas wirklichen Schmerz. Dieses Buch würde in Teilen eine sehr gelungene Novelle abgeben; es gibt Aspekte wie die Vater-Tochter-Beziehung, der Muttertod, der Frust des Begehrens und des Nicht-Begehrens, die gelungene Ansätze offenbaren, aber auch zahlreiche unnötige Abschnitte und immer wieder ärgerliche Verflachungen.

Lola ist die Geschichte einer Suche nach Ertragen – im Dreck, im Wunder, im Schund, im Scheitern des Lebens. Mit einer Protagonistin, die mal leuchtet, mal einfach nur wie ein Mittel zum Zweck wirkt. Beim Buch ist es ähnlich: manchmal leuchtet es, manchmal wirkt es einfach nur grell, unordentlich. Es wäre mehr drin gewesen, wie manche Passagen anzukündigen scheinen.

„Sie stellt sich die jungen Leute vor, die schüchtern zum ersten Mal ‚Ich liebe dich‘ sagen, mit schamgerötetem Gesicht. Die jugendliche Liebe ist die reinste, die gewaltigste. Lola ballt die Fäuste, bis die Fingernägel sich in ihre Handflächen bohren. Von draußen dringt der gewohnte Lärm herein, und drinnen, in der Wohnung mit den vielen Teppichen, ist ihr gleichmäßiger Atem das einzige Geräusch.
Lola macht sich einen starken Kaffee, ihr Blick ist leer. Sie versucht, mit den Fingern die Knoten in ihrem Haar zu entwirren. Früher hat das ihre Mutter getan, beim Frühstück, während Lola ihre Schale heiße Schokolade trank. […] Doch eines Tages war die Hand, die die schwarze Bürste umfasste, verschwunden. Zurück blieben nur der Nesquick-Dampf und die Tränen eines Kindes, das nie so recht verstanden hat, was mit Trauern eigentlich gemeint war.“

Zu “stella maris” von Isabella Feimer


  Ich habe während der Lektüre dieses Buches öfter an Simone de Beauvoirs „Alle Menschen sind sterblich“ denken müssen. Anders als in diesem Buch, ist „stella maris“ keine allzu konkrete Ausformung einer unsterblichen Lebensgeschichte (bei Beauvoir ist außerdem ein Mann der Protagonist, während es bei Isabella Feimer die Urmutter Eva ist, die in die Endlosigkeit des Daseins vorstößt), aber in der Art wie das menschliche Leben als hoffnungslose, geradezu unerreichbare Schönheit gepriesen wird, gibt es Berührungspunkte zwischen den beiden Werken.

Was sehr früh auffällt ist der schwärmerische Duktus, der ständig auf eine transzendente Ebene, in höchste Höhen zu verweisen scheint und einem permanentes Aufwallen gleichkommt. Die Protagonistin stellt sich dem/r Lesenden als erzählende und bekennende Stimme dar, fragmentarisch und doch entblößt, ohne Netz und doppelten Boden und doch auch nebulös. Man muss sich eine Vorstellung der Figur und die Ausmaße des Narrativ erst Stück für Stück erarbeiten und gänzlich erkennen kann man beides nie, es bleibt ein Rest Geheimnis in den Windungen zurück, nachdem das Buch geschlossen wurde.

Feimer spielt mit den Symbolen des Göttlichen und Schwindenden, mit den Entitäten der Ewigkeit und Flüchtigkeit. Einsamkeit ist das Siegel der einen, Begegnung das Siegel der anderen. Das Raumschiff, von dem aus sich Eva auf Episoden und Erlebnisse zurückbesinnt, ist eine Metapher in zweierlei Hinsicht: wie der Mensch ist es gemacht für eine Reise und kann sich einzig an den Sternen orientieren und außerdem stellt es den geringen Raum des Möglichen, des Schönen da, inmitten einer Umgebung, die unbewohnbar und kalt ist, vor der man sich in die kleinen Wärmen und Nähen des Lebens flüchten muss.

Eva ist ebenfalls auf der Flucht, aber auch immer noch auf der Suche. Auf der Flucht vor etwas, dem sie nicht entrinnen kann und auf der Suche nach etwas, das dann doch wieder zerrinnt und entschwindet. Abgesehen von der sprachlichen Schönheit ist „stella maris“ vor allem eine Konfrontation mit der schmerzlichen Suche nach einer Heimat, die nicht korrumpierbar ist. Und die man hoffentlich auch nicht selbst korrumpiert. Aber wie soll das möglich sein? Die Klage dieses Widerspruchs erfüllt das ganze Buch mit einer Lebendigkeit, die berührt.

Eigentlich ist der Ausspruch stella maris eine Anrufung Marias, mit der Bitte, einem den Weg zu weisen. Niemand kann Eva den Weg weisen, nicht ihre Geliebten, nicht ihre Suche nach Glück. Aber gerade in dieser Haltlosigkeit erzeugt die Sprache von Isabella Feimer zumindest einen Versuch, im Erinnerten und Verlorenen etwas zu finden, das einem das Gefühl gibt, darin gelebt zu haben und deswegen auch wieder leben zu können. Wenn ein Buch sowas leistet: Hut ab!

2 neue Texte auf fixpoetry


Ein Interview mit der wunderbaren Dichterin Frieda Paris

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Und eine Rezension zu dem starken Debüt der jungen Autorin Marie Luise Lehner, einer Vater-Tochter-Geschichte: Fliegenpilze aus Kork

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Zu Meret Oppenheims “Husch, husch, der schönste Vokal entleert sich”


„Ein merkwürdiger Erdteil
In weiße Tücher gewickelt
Rollt die gewundene Treppe
Eines Hauses hinunter
Man rollt ihn (Zeremonie)“

Was ist ein surrealistisches Gedicht? Am Anfang wird ein Erdteil in weiße Tücher gewickelt (unschuldig? ein Gespenst?) und wie ein Teppich (willkommen sein? Ausbreiten?) die gewundene Treppe eines Hauses hinuntergerollt.

Die Behauptungsstruktur, die jedes Gedicht natürlicherweise hat, und die es ihm unter anderem ermöglicht, mit Metaphern ungewöhnliche Bildbeweise zu führen – in einem surrealistischen Gedicht wird sie auf eine gewisse Weise zur heftigsten Erfüllung und zur Selbstzerstörung getrieben. Man kann einen Erdteil nicht die Treppe hinunterrollen – diese Dimensionen werden der Wirklichkeit nie gelingen, sie gelingen nur dem Gedicht. Somit verliert dieser Text sofort die intime Glaubwürdigkeit, die erst einmal jedes Gedicht besitzt, das von etwas spricht, das uns auch angehen könnte.

Allerdings, wie schon im ersten Abschnitt angedeutet: die Bezüge, die die von der Realität getrennte Behauptungsstruktur nun aufbaut, können sehr vielfältig auf die Wirklichkeit zurückverweisen, gerade weil sie an keine konkreten Bewegungsabläufe und Verbindungen mehr angewiesen ist, stattdessen eigene Verbindungen anbringen und ihren Begriffen eine Weite und Suggestivität geben kann.

„Von Beeren nährt man sich
Mit dem Schuh verehrt man sich
Husch, Husch, der schönste Vokal entleert sich.“

Der schönste Vokal entleert sich. Noch das sinnigste Gedichte, die schönste Wendung, der trefflichste Vers, sie entkommen nicht ihrem Dasein auf dem Papier. Das Widersinnige in Meret Oppenheims Gedichten ist nicht das Sinnlose, sondern die Suche nach einer in den Winkeln der Assoziation – nebst Kontemplation, nebst Verschriftlichung – sich bahnbrechenden Bestimmtheit, Wahrheit, Wirklichkeit. Die Formulierungen erscheinen waghalsig, ja, sogar entleert vielleicht, aber ihnen fehlt die wichtigste Eigenschaft zum entleert sein, denn man befragt doch jedes Bild.

„Für dich – wider dich
Wirf alle Steine hinter dich
Und lass die Wände los.“

Satz für Satz zur Aussage, fast. Man kommt den Gedichten nicht bei, man entkommt ihnen gleichzeitig nicht. Ihrer fragwürdigen Banalität, ihrer eindringlichen Einfachheit. Dem Wissen, dass sie Erzeugnisse sind, hinter denen alles stehen kann, das Fassungslose wie das Aufrichtige.

„Ein Springbrunnen braungoldener Federn
Die Pilze lösen sich vom Boden und schweben
Von der warmen Luft getragen
Bis an die Wolken.“

Außer Gedichten enthält das Buch noch einige wenige Bilder (Fotos, Gemälde), sowie einige zusätzliche Materialien, darunter ein sehr luzider und stark motivisch arbeitender Entwurf zu einem Drehbuch über Kaspar Hauser. Die Wunderlichkeit dieser Existenz und gleichzeitig das Fatale dieser Existenz, beides wird eingefangen und auf die zwei Seiten einer Münze geprägt, die sich im Text dreht und dreht.

Dann noch ein wunderbarer Text über Bettine Brentano, ein Gesprächsprotokoll, in dem auch einige von Oppenheims eigenen Bekenntnissen und Ideen einfließen. Das Nachwort hat mir persönlich nicht so viel gegeben, ja ich fürchte sogar, es verbaut einem vielleicht Perspektiven, aber wer von der Motivation der Künstlerin geleitet werden will, ist trotzdem gut beraten es zu lesen.

3 Blätter zur Dichtung von Guillaume Apollinaire


I – Alkohol

“Heftiger Absinth, das schönste Ungeheuer das nach Lorbeer schmeckt ist voller Trauer.”

“Nun durchstreifst du Paris ganz allein in der Menge
Herden muhender Autobusse rollen an dir vorbei
Die Angst um Liebe schnürt dir die Kehle zu
Als ob du nie mehr geliebt werden solltest
Wenn du in früheren Zeiten lebtest gingst du ins Kloster
Ihr schämt euch, wenn ihr euch dabei ertappt ein Gebet zu sprechen
Du findest dich lächerlich und dein Gelächter prasselt wie Höllenfeuer
Die Funken deines Gelächters vergolden den Grund deines Lebens
Es ist ein Bild, dass in einem düstern Museum hängt
Und manchmal gehts du hin, es von nahem zu sehn”

Mehr ein Mythos als ein Buch, ein reich verziertes, riesiges Tor, dass nicht zum Eintreten, sondern zum Betrachten gedacht ist: die Sammlung „Alkohol“ von Guillaume Apollinaire, erschienen 1913, heute als der erste große Gedichtband des Jahrhunderts gefeiert.

Sie bleibt ein Mythos noch während man liest – und das ist das Einzigartige an Apollinaires Dichtung: ihr Verve, ihre Unabhaltbarkeit, ihr Brechen und Bersten, das auch noch Flügel bekommt. Dichtung, die ganz und gar Essenz und Willkür ist, Wortkragen, fest umgeschlagen; seine Verse sind wandelnde Fugen der Welt, ein Hohn und doch ein Segnen, jede Zeile wie ein Schluck. Dem zollt auch die Form ihren Anteil, man findet kein einziges Satzzeichen – neue Sätze sind, oft mitten im Vers beginnend, im Deutschen allerhöchstens noch an großen Wortanfängen ablesbar; als würden die Gedichte leben und sich schier nicht beschränken, gleich der Welt, die sich gerade, um Apollinaire herum, rasend verändert, während neue Strömungen der Literatur zusammenfließen und explosiv sind.

“Milchstraße lichte Schwester drüben
Der weißen Bäche Kanaans
der weißen Körper die sich lieben
Uns tote Schwimmer lässt dein Glanz
Zu immer neuen Nebeln stieben

Ich denke ein paar Jahre zurück
Es war April bei Morgenhelle
Des Jahres Liebesaugenblick
Da sang aus voller Manneskehle
Ich meine Liebe und mein Glück.”

Die Melancholie, sagt man, ist der größte Freund des Trinkers; Gold und Rot sind die wichtigsten Farben. Diese Gedichte sind beides, melancholisch und wie aus Gold und Rot (gegossen über Spiegel, Fotos, Fassaden) auf denen sich der Glanz vieler verschiedener Farben spiegelt. Sicher: Oft braucht es ein-zwei Anläufe eines dieser Gedichte zu lesen und manchmal kann man auch nicht anders, als sie einfach zu “trinken”. Man merkt schon, dass mich die riesige Metapher, der Mythos dieses Buches überrannt hat; aber es ist schwer, dies nicht geschehen zu lassen – zu viel Nacht, Wein, Reben, Gewalt und Flair ist in diesem Band zusammengeflossen. Er kann zärtlich sein, beobachtend, flanierend, tödlich und traurig, prunkvoll und still.

“Der Mai der schöne Mai schmückt die Ruinen mild
Mit Efeu Heckenrosen und wildem Weine
In Uferweiden spielt und wühlt der Wind vom Rheine
In Rebenblüten nackt und plauderhaftem Schilf”

Es soll jemand anderem überlassen bleiben, oder jedem selbst, diese Gedichte zu deuten, ihre religiösen Motive und unterschwelligen Sehnsüchte zu analysieren. Ich habe es gar nicht erst versucht; die leicht polierte Schönheit und abgeschreckte Kühnheit mancher Verse reicht mir.
Auf jeden Fall sind die Alcools ein Abenteuer für sich. Ein dichterischer Auswuchs, der einen prachtvollen Baum abgibt; es lohnt, seine Früchte zu kosten.

II – Wintern im Ehemals, Apollinaire

“Ich kenn Leute von allen Allüren
So schlecht wie ihr Schicksal sind sie nicht
Wie welke Blätter sich rühren
Zuckt ihnen im Aug halberloschenes Licht
Ihre Herzen gehen wie die Türen.”

Als die Zeitschrift “Das Gedicht” 1999 die 100 bedeutendsten internationalen Dichter kürte, landete der Mann, der die Begriffe Surrealismus und Symbolismus geprägt hatte, auf dem zweiten Platz. Sicherlich, so nah an die Sonne hätte ich Apollinaire nun nicht gesetzt. Aber ohne Zweifel ist er einer der bedeutendsten Dichter und auf jeden Fall einer der wichtigsten Erneuerer der Poesie.

“Lange blickt er hin auf die Küsten blasser und blasser
Am Horizont von Spielzeugschiffen bewacht
Und es schien als habe ein ganz kleiner Strauß auf dem Wasser
Der ziellos dahintrieb das Wasser zum Blühen gebracht”

Nach den Alcools hat Apollinaire nur noch Bildgedichte veröffentlicht und ein paar nachgelassene Gedichte gibt es auch noch. Sein schmales Werk ist eigentlich ein großes, schwül-gebrochenes Gedicht an das Leben und die unmögliche Erhöhung, ihren Versuch; eine große Sonate, wenn man so will, allerdings eine, die einen schon beim ersten Ton in eine Art Rausch versetzt. Dem entspringt dann wiederum ab und zu eine große Zärtlich- und Verletzlichkeit. Ihn zu lesen ist, als würde man einem Sturm lauschen: Manchmal ohrenbetäubend, dann wieder nur ein taubes Tosen, dann ein Abflauen, mit kleinen Böen und dann alles zusammen. Und dann vielleicht etwas Stille.

“Am Ufer eines Sees
ließ man zum Vergnügen
Flache Steinchen
Übers Wasser springen das kaum tanzte”

III – Unterm Point Mirabeau oder “Die Schattenkerze ist vom warmen Golde prächtig.”

“Unter Point Mirabeau fließt die Seine dahin
Unsere Liebe auch
Ist Erinnern Gewinn
Aus traurigem Sinn wird fröhlicher Sinn

Komm Dunkel Stunde eile
Die Tage gehn ich verweile”

Guillaume Apollinaire, der eine Vorliebe für alle Arten des Schönen und des Morbiden hatte, war ein polemischer und auch ein engagierter Dichter, aber mehr als das alles, war er schlicht ein Dichter, angefüllt von dieser Idee selbst. Seine teils surrealen, dann wieder mythischen, dann wieder barocken und schließlich romantischen Dichtungen gehorchen nur der eigenen, vollkommen Essenz und Ausrichtung. Sie sind Gesänge, die durch Katakomben irren, Bittverlesungen in ausgebrannten Kapellen, Klaviere in einem Sarg, Fahnenstangenaufraffungswörter.

“Die Schafe ziehn dahin im Schnee
Wollflocken zwischen Silberflocken
Soldaten ziehn und wann den je
Gehört mein Herz mir wieder stockend
Und wechselhaft und weiß ich je

Weiß ich wohin es geht dein Haar
Kraus wie das Meer bei frischem Wetter
Weiß ich wohin es geht dein Haar
Und deine Hände Herbstes Blätter
Der voll von unsern Schwüren war

Hin schritt ich an des Flusses Seite
Ein altes Buch in Händen noch
Gleich ist die Seine meinem Leide
Sie strömen unversieglich beide
Wie lang ist diese Woche doch”

Jedes Wort ist ein letzter Tropfen und der Geschmack ist gleichsam dicht und verführerisch, aber auch etwas fahl, etwas bitter. Wahrscheinlich sind es ein paar der unmittelbarsten Dichtungen, die es gibt.

“Schicksale, nimmer zu durchschauen
In Wüsten von Geschichte schwer
Könige in des Wahnsinns Klauen
Ein frostdurchbebtes Sternenheer
In euren Betten falsche Frauen”

Kurz zu Hemingways “Fiesta”


Wann immer ich einen Hemingway Roman lese, läuft es etwas nach dem gleichen Schema ab: Erst beginne ich und die Geschichte tröpfelt so dahin, dann kommt eine kurze Zeit, in der ich das Buch sehr langatmig finde und mich in den endlosen kurzen, knappen Dialogen verliere und den merkwürdigen Formulierungen und dann, dann werde ich plötzlich ergriffen von dem Sog und bin am Ende vollkommen überrascht, dass ich so berührt bin.

Ja, Hemingway hat mich immer wieder mit der Welt und mit sich selbst versöhnt. Man kann ihm, seinen Büchern und auch seinen Übersetzungen viel nach sagen, aber zweierlei wird mich immer an Hemingway faszinieren und mich ihn immer wieder einen Sprachmeister nennen lassen: Erstens seine knappe Sprache, die nicht karg ist, ganz im Gegenteil, sondern Räume erschafft, in denen so viel mehr gesagt wird, als in den blumigsten Sprachgebilden – und die unglaublich Dichte in jedem seiner Bücher.

Erklären kann ich das hier nicht, nur beschreiben und darauf vertrauen, dass jemand vielleicht weiß, was ich meine, wenn ich von einer Sprache spreche, die so bedacht ist auf ihren, viel offen-lassenden, spartanischen Charakter, dass sie durch diese subtile Kunst des Auslassens, Weglassens, dieser Kenntnis von Vielem, aber der Darstellung von Wenigem, eine so große Kraft des Unsagbaren erschafft, wie sie auch oft in Wirklichkeit empfunden wird. Es ist, als wären Stimmungen in Hemingways Büchern keine Frage des Ausdrucks der Wörter, sondern sie kämen allein aus einem selbst, wenn man versucht das nachzuempfinden, was seine Charaktere fühlen. Als würde Hemingway Romane schreiben, die uns dazu veranlassen, viel von uns selbst nach zu erleben, oder zumindest Ideen von Gefühlen – womit ich nicht pseudophilosophisch werden will, aber anders kann man es nicht formulieren.

Fiesta ist vor allem ein Dialogstück, fast 3/4 des Buches bestehen aus Dialogen. Es geht um Liebe und es geht um das fliehende Glück, die verstreichende Zeit und den Ort an dem man sich zu Hause fühlt und die verlorene Generation, die sich überall ein wenig verlassen fühlt. Man verbringt trunkene Nächte in Paris, der Stadt, in der soviel möglich ist, dass es unmöglich scheint hier irgendwann zu “werden” und nicht nur zu sein. Ein Ausflug nach Spanien, zur Fiesta, wird zum Spiel mit Gefühlen wie Sehnsucht und der Suche nach einem wirklich ausgereizten Leben, doch auch hier ist zwar alles auf die Spitze getrieben, aber auch hier lebt jeder sein leben und stirbt auch – und nicht nur am Ende. Überall wird gestorben, auch wenn man das Leben noch so sehr herausfordert – man könnte sagen: In Fiesta schreibt Hemingway sein eigenes Leben vor; wie Ödipus weiß er hier schon, hat es zwischen den Zeilen niedergeschrieben, dass man weiter nicht kommt, als bis Paris, bis zur Fiesta – und doch hat er es versucht.

-“Sieht man dich in Paris?”
“Nein. Mein Schiff geht am Siebzehnten. Auf Wiedersehen, alter Kerl.”
“Auf Wiedersehen, mein Junge.”
Er ging durch die Sperre an den Zug. Der Träger ging mit dem Gepäck voraus. Ich sah noch, wie der Zug sich in Bewegung setzte. Bill stand an einem der Fenster. Das Fenster verschwand, der Rest des Zuges verschwand – das Gleis war leer.
Ich ging zum Auto zurück.-

Ein Film ohne wirkliche Grenzen – ein Kultwerk, ein Meisterstück: Jim Jarmuschs “Night on Earth”…


Manche Filme sind einfach besonders, man kann es Ihnen nicht absprechen, nur auslegen kann man es, sowohl für, als auch gegen sie. In Jim Jarmuschs Ceuvre gibt es einige Filme, auf die diese Art des Anspruchs zutrifft, aber keiner ist so einzigartig anders und doch so wunderbar klassisch genial wie “Night on Earth”, der Film über fünf skurrile Taxifahrten in einer Nacht, rund um die Welt.

Blinde, Verrückte, Narren und Glücksuchende verstecken sich in diesem Film auf engstem Raum, auf der Vorder- und Rückbank eines Wagens. 5mal wird die Uhr rund um die Welt zurückgestellt und es geht in einer weiteren Stadt, von Abends in Los Angeles bis Frühmorgens in Helsinki. Das Taxi als Ort der zwei Meinungen, die aufeinanderprallen, der Begegnungen, der Beichte, der Geschichten – und das mitten in der Nacht, diese andere Seite der Welt, in der jeder noch mehr auf sich selbst zurückgeworfen ist. Mit diesen Werkzeugen erzeugt Jarmusch Stimmungen, Humor und Gefühl, schafft Innerstes, Berührendes und Amüsantes. Von all dem hat der Film viel zu bieten und doch bleibt er seiner Außenseiterrolle treu, so bestimmend und klar, als wäre der ganze Reigen der vorgeführt wird, eben nur eine Nacht auf der Erde – nichts weiter.

Allgemein ein Fan von bestimmten Schauspielern zu sein ist die eine Sache, aber manchmal wünscht man sich auch, dass ein ganz bestimmter Darsteller doch nur noch eine Szene lang, ein paar Minuten länger, diese eine Rolle verkörpern möge; am liebsten noch etliche Stunden lang, wenn es möglich wäre. Jarmusch hatte für die Rollen in seinen Filmen schon immer einen sehr guten Blick für Darsteller (man denke nur an Forest Whitacker in “Ghost Dog” oder Bill Murray in “Broken Flowers” undundund) und ich würde viel dafür geben noch eine Taxifahrt lang Winona Ryders ständig Zigaretten anzündendes Streetgirl zu erleben und ebenso viel für noch mehr Sünden aus dem Munde von Roberto Benigni.
Und es gibt auch Momente in diesem Film, wegen denen ich sehr froh bin, dass er nicht endlos weitergeht, weil man sich dann diese Stellen immer wieder ansehen kann – sei es der Moment in dem Winona Ryder davon spricht, dass sie auf jeden Fall eine Familie will, mit einer Klarheit, die die Naivität um eine Haaresbreite überflügelt (das wirkt so authentisch wie selten etwas) oder der erste Moment, wenn Armin Mueller Stahls Taxi huckelnd und zuckelnd herankommt; oder auch die herrliche, ungeschliffene Melancholie am Ende derselben Episode.

Man kann nicht sagen, dass Night on Earth etwas für jeden ist. Aber irgendwie hat dieser Film doch etwas omipräsentes, wahrhaftiges, in seiner ganzen unverstellten Schlichtheit und Größe. Jeder, der sich etwas aus Filmen macht, sollte ihn daher einmal gesehen haben. Er wird ihn vermutlich nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Und irgendwann, wenn es mal wieder lange her ist, kann er ihn einlegen, mitten in der Nacht und es ist einer dieser Augenblicke, wo man für alles dankbar ist, was einmal so schön und gut komponiert wurde…

Link zum Film: http://www.amazon.de/Night-Earth-Jim-Jarmusch/dp/3866150296/ref=cm_cr_pr_pb_t

*Diese Rezension ist bereits teilweise auf Amazon.de erschienen