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Zu Florian Hartlebs “Einsame Wölfe”


Einsame Wölfe “Einem Einzeltäter traut man es scheinbar [anscheinend! – Anmerkung des Rezensenten] nicht zu, sich ohne direkte Anbindung an eine Gruppe zu radikalisieren und danach unter dem Denkmantel von politischem Fanatismus in Eigenregie loszuschlagen – als Ultima Ratio. […] Die Bezeichnung ‘Einzeltäter’ steht in diesen Fällen lediglich für die konkrete Tatplanung. Sie verneint nicht, dass die einschlägige Gewalt- und Ideologiefixierung der Täter Ursachen hat, dass ihre Taten Folge von Kommunikation und Interaktion mit Gleichgesinnten sein können und dass die Akteure sich angesichts von zunehmender Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft und des damit einhergehenden Diskurses motiviert fühlen. […] Sie wollen in erster Linie eine ethnische Minderheit im eigenen Land ins Mark treffen und stellvertretend die Gesellschaft als Ganzes. Gerade die Opferwahl unterscheidet den Rechtsterrorismus von anderen Varianten des Terrors – vom Linksterrorismus, der sich gegen Symbole des Kapitalismus richtet, und vom islamistischen Fundamentalismus, der den Westen und ‘Andersgläubige’ ins Visier nimmt. […] Dieses Buch will die längst notwendige Auseinandersetzung mit dem neuen rechten Terrorismus anstoßen, der gerade nicht importiert ist, sondern mitten unter uns entsteht.”

Einer der schlimmsten Terrorakte des 21. Jahrhundert wurde von einem rechtextremistischen Täter verübt: am 22. Juli 2011 zündete Anders Breivik im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe und erschoss anschließend 67 Menschen auf der Insel Utøya. Obwohl er zu einigen rechtsextremen Gruppen Kontakt hatte, plante er die Tat allein und führte sie auch allein aus. Genau fünf Jahre später erschoss der 18 jährige David Sonboly neun Menschen (die meisten mit Migrationshintergrund) im Olympia-Einkaufszentrum in München; auch er war ein Einzeltäter, der fast ausschließlich via Internet seine rechtsextremen Kontakte pflegte.

U.a. diese beiden miteinander verwobenen Terrorakte nimmt Florian Hartleb zum Anlass, in seinem Buch von einem Terrorismus der „einsamen Wölfe“ (von rechts) zu sprechen und ihn als eine der großen Gefahren unserer Zeit zu bezeichnen. Die Figuren, auf die er sich im Folgenden konzentriert (es sind etwa ein Dutzend konkrete Fälle) haben allesamt rassistisch oder ideologisch motivierte Straftaten begangen – von Amokläufern unterscheidet sie, dass nicht die persönliche Kränkung, sondern eine rechtsextreme Gesinnung, ein Weltbild oder ideologische Überzeugungen der Antrieb für die Taten waren; im einen Fall haben die Täter eine Sendungsauftrag, im anderen geht es ihnen nur um die Aufhebung ihrer Kränkung.

“Während bei islamistischen Tätern die Ideologie als zentraler Erklärungsansatz gilt, wird bei rechten Tätern die rassistische Gesinnung oft als Nebenaspekt abgetan.”

Hartleb durchleuchtet auch, in aller Kürze, die Ursprünge des rassistisch motivierten Terrors, die Standardwerke und Leitmotive dieser Szene, kommt auf den NSU und andere Formen des Terrors zu sprechen. Sein Buch ist ohne Frage ein wichtiger Beitrag und es weiß über weite Strecken mit seiner These zu überzeugen. Schwieriger wird es, wenn Hartleb die Psyche der einzelnen Täter zu analysieren beginnt – dabei häuft er teilweise zu viele Details an, manche davon werden einfach mal so in den Raum gestellt, manche genauestens hinterfragt; mitunter verirrt man sich in diesen Details und auch wenn Hartleb durch seine Darstellungsweise einen vielschichtigen Eindruck gewährt, wäre es doch besser gewesen, wenn er manchen Passagen ein einheitlicheres Narrativ gegeben hätte oder sie klarer sturkturiert hätte.

“Einsame Wölfe sind Teil eines globalisierten Rechtsterrorismus, eines virtuellen Netzwerks, in dem potenzielle Täter miteinander verbunden sind.”

Hartleb deckt einige klare Versäumnisse der Behörden auf und fördert Erschreckendes über die Vernetzung von Extremisten untereinander zutage. Sein Buch ist erfreulicherweise selbst kaum ideologisch aufgeladen, ihm geht es um die fehlende Auseinandersetzung und die Wichtigkeit seines Themas, nicht um die Einrichtung einer Front im Bedeutungskampf Rechtsterrorismus vs. islamistischer Terror (Julia Ebner hat in ihrem Buch „Wut“ eh schon gezeigt, wie wesensgleich diese beiden Extremismen sind).

Als Schlaglicht und übersichtlicher Einstieg taugt dieses Buch ganz wunderbar, zum Standardwerk dagegen nicht, dafür deckt es nicht genug ab, lässt einige Wege unbeschritten. An seinem Umfang gemessen ist es dennoch ausgesprochen informativ.

Die Spaltungen in der Gesellschaft (und generell unser Zeitalter) bringen eine höhere Anzahl radikalisierter Individuen hervor und darauf müssen Staat und Behörden vorbereitet sein, sie müssen möglichst früh eingreifen und bekannte Radikalisierungsprozesse irgendwie unterbinden. Hartleb nennt am Ende seines Buches ein paar gute Ansätze. Allein deswegen ist es lesenswert.

Zu “Weimarer Verhältnisse?”, einer Anthologie aus dem Reclam Verlag


Weimarer Verhältnisse „Die Rückkehr des Nationalismus und die Erfolge des Rechtspopulismus haben eine neue Debatte über die Grundlagen und Gefährdung der Demokratie in Gang gesetzt. Auch die etablierten Demokratien des Westens machen die Erfahrung, dass der politische Grundkonsens, auf dem sie ruhen, nicht mehr so selbstverständlich ist, wie noch bis vor kurzem angenommen.“

In der Bundesrepublik Deutschland hat der im Vorwort beschriebene »Rechtsruck« zu Debatten geführt, in denen immer wieder von „Weimarer Verhältnissen“ die Rede ist. Im Gegensatz zum Geschwafel von „spätrömischer Dekadenz“ wirkt dieser Rückgriff auf das Beispiel der ersten bundesdeutschen Demokratie seriös: Das Schicksal der Weimarer Republik war ein wichtiger Fehlerkatalog für die Ausarbeitung von Verfassung und Grundgesetzes der Bonner Bundesrepublik und bleibt ein Menetekel deutscher Geschichte.

Dennoch droht einem Vergleich der gegenwärtigen politischen Lage mit Weimar dasselbe, wie einem Vergleich von derzeitigen politischen Akteuren mit der Person von Joseph Goebbels: diese Vergleiche drohen zu hinken. Was können wir also wirklich bis heute aus Weimar lernen und was an diesem Rückgriff muss, bei näherer Betrachtung, zum bloßen Schreckgespenst verkommen?

Sieben Autorinnen und Autoren (namentlich Ute Daniel, Jürgen W. Falter, Hélène Miard-Delacroix, Horst Möller, Herfried Münkler, Werner Plumpe, Andreas Wirsching) gehen dieser Frage anhand von verschiedenen Facetten nach, bei deren ein Vergleich zwischen Weimar und der derzeitigen politischen Lage ansetzen könnte.

Die verschiedenen Gesichtspunkte sind durchaus interessant, wobei die beiden stärksten Texte vom Mitherausgeber Andreas Wirsching stammen, der auch neben Jürgen W. Falter am meisten Position zur Gegenwart bezieht. So liefert er bspw. eine gelungene Definition von Populismus:

„Populisten lehnen die politisch-soziale und kulturelle Vielgestaltigkeit demokratischer Gesellschaften ab. Sie behaupten hinter dem verfassungsmäßig zustande gekommenen politischen Willen gebe es ein anderes, ein »wahres«, »eigentliches« und in sich einiges Volk, das sie zu repräsentieren vorgeben. […] Sie lehnen es ab, die komplexe Realität zum Ausgangspunkt der Politik zu machen. Stattdessen zwängen sie die Konflikte moderner Gesellschaften in die Kategorien eines pseudomoralischen Rigorismus ein, der, konsequent zu Ende gedacht, nur Schuldige und Opfer kennt.“

Nach Wirschings Eingangstext beschreibt Werner Plumpe die wirtschaftlichen und Horst Möller die systempolitischen Probleme der Weimarer Republik. Ihr Resümee, obgleich vorsichtig mahnend, ist im Prinzip das Resümee der gesamten Anthologie: Ja, Weimar hat uns noch etwas zu sagen, aber ein Vergleich zwischen den Weimarer Verhältnissen und unsere politischen Lage hinkt nicht nur, er greift schlichtweg an einigen Stellen ins Leere, so sehr er auch mancherorts zu haften scheint.

Schon eher vergleichen kann man AfD und NSDAP, was Jürgen W. Falter anhand von deren Wählerschaft und Ideologie tut. Wohlgemerkt: es geht ums Vergleichen, nicht ums Gleichsetzen. Das Ergebnis ist in Sachen Wählergruppen doch sehr ähnlich, in der Ideologie aber stellenweise abweichend; und die verschiedenen Zeiten, in denen diese Parteien existierten, sowie die Erinnerungskultur der BRD, tun ihr Übriges. Die AfD muss natürlich auch keine NSDAP werden, um potenziell gefährliche oder potenziell antidemokratische Ausmaße anzunehmen. (Antidemokratisch waren beispielsweise auch die KPD der Weimarer Republik und andere Splitterparteien.)

Ute Daniel beschreibt in ihrem Text die Weimarer Presselandschaft und deren Dynamik, Herfried Münkler beleuchtet die euro- und geopolitischen Bedingungen, die sich in der Zwischenkriegszeit um die erste deutsche Demokratie herum entwickelten. Hélène Miard-Delacroix überfliegt dann noch einmal die deutsche Mentalität.

Ist das Büchlein lesenswert? Ja, aber nur zum Teil aus aktuellem Anlass. Manches darin taugt eben nur als Geschichtsstunde (die nie schaden kann), als politische Bildung, aber nicht als tagesaktuelle, politische Bildung. Denn letztlich: Mit Globalisierung, Umweltkrise, Digitalisierung, etc. steht unsere Zeit vor Problemen, die mit denen der Weimarer Zeit nicht vergleichbar sind – und umgekehrt! (Allenfalls die Entwertung der Arbeit ist vielleicht ein Überschneidungspunkt)

Wozu Weimars Beispiel weiter anhalten sollte sind allgemeine Wachsamkeit und die Bereitschaft im Ernstfall gemeinsam gegen extreme Positionen einzutreten. Auch wenn in Deutschland ein »Rechtsruck« spürbar ist, sind die Auswüchse derzeit weniger destabilisierend für das politische Gefüge als in vielen anderen europäischen Nationen – eben auch weil Weimar und seine Folgen bekannt sind. Es muss nun darum gehen, die Konflikte zu lösen und die Themen anzugehen, mit denen die Populisten derzeit noch ihren Wählerfang betreiben. Die Bühne, auf der das geschieht, bietet sich heute besser dar, als einst in Weimar.

„Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über eine langetablierte Tradition. Sie definiert sich nicht über machtstaatliche Ansprüche, weder nach innen noch nach außen, sondern ist geprägt von der verheerenden Erfahrung von Diktatur, Krieg und Verbrechen.“

Ein offener Brief an Herrn Gauland


Zitat Alexander Gauland: “haben wir das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen.” (In einer Rede am 02.09.2017, Videolink)

Lieber Herr Gauland,

da Sie so dreist sind, kurz vor der Wahl (und überhaupt!) solche Aussagen zu tätigen, wird es Sie sicher nicht stören, wenn ich kurz dazu Stellung beziehe.

Sie verweisen in Ihrer Rede darauf, dass ja auch die Briten und die Franzosen stolz auf ihre Anführer, ihre Soldaten seien – warum also nicht wir Deutschen!? Vergessen wir einmal ganz kurz (obwohl Sie es anscheinend wirklich vergessen haben oder komplett vergessen wollen), dass viele Soldaten der deutschen Wehrmacht an zahlreichen Massenerschießungen und anderen Kriegsgräueln beteiligt waren und einem Regime gefolgt sind, welches grundlos Nachbarländer überfallen, besetzt und teilweise auch ausgeplündert hat – das allein sollte schon ausreichen, ein Wort wie Stolz erst gar nicht in den Mund zu nehmen; vor allem im Nachhinein.

Niemand, der auch nur einen Funken Verstand hat, ist stolz darauf zu töten – wahrscheinlich verdienen manche Soldaten unser Mitleid und unseren Beistand, weil sie Dinge erleben mussten, denen sie psychisch nicht gewachsen waren. Aber worauf sollte jemand stolz sein, der andere Menschen über den Haufen schießt? Was hat er vollbracht? Im besten [sic!] Fall war er gezwungen, so zu handeln (oder glaubte es, denn auch darüber lässt sich streiten).

Es soll hier nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass die Verbrechen, die britische Soldaten z.B. in Teilen Afrikas oder die französischen Soldaten z.B. in Algerien begangen haben, ebenfalls abscheulich waren. Aber wenn die französische oder britische Bevölkerung/Nation auf diese Momente ihrer Geschichte stolz ist, ist das kein Grund, zu sagen: dann dürfen wir ja auch! Dann ist es viel, viel wichtiger zu sagen: ich falle auf diese Glorifizierung nicht mehr herein. Für mich gibt es nichts, was an den brutalen Episoden der Vergangenheit herrlich ist oder ein Gefühl wie „Stolz“ rechtfertigen kann.

Wie viele andere Menschen haben Sie, Herr Gauland, anscheinend die Zäsuren nicht begriffen, die Ausschwitz, die Gulags und die zwei Weltkriege (und Vietnam etc.) darstellen. Es hat sich ein Bewusstsein entwickelt, dahingehend, dass Krieg im Zeitalter unserer technischen Mittel endgültig ein Wahnsinn geworden ist, der auf jeden Fall und zu jederzeit verhindert werden muss. Und das Soldat*innen, die sich an Angriffskriegen beteiligen (müssen), keine Helden*innen sind (und es, rückblickend betrachtet, nie waren), sondern Schlachtvieh oder Mörder*innen – eine andere Möglichkeit gibt es nicht. (Man könnte höchstens darüber diskutieren, inwiefern Krisensicherungen und Friedenprozesse durch Militärpräsenz unterstützt werden können, etc.). Es geht mir nicht darum, irgendeinen Soldaten oder eine Soldatin zu verurteilen – es geht um die Realität, an der Sie sich offenbar vorbeiflüchten wollen in einen sinnlosen Kampf um die Deutung der Vergangenheit, die bitte schön anders in die Gegenwart hineinstrahlen soll. Eine solche Umdeutung würde an den gegenwärtigen Gegebenheiten derweil auch nichts ändern, da muss ich Sie enttäuschen.

Ich betrachte die heutige, aufgeklärte Position gegenüber der deutschen Vergangenheit (auch gegenüber den Taten der deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg) nicht als Stillstand oder Rückentwicklung, sondern als Evolution. Als einen Schritt hin zu einer Welt, in der wir vor jedem bewaffneten Konflikt zurückschrecken, weil wir wissen, welch grauenhafte Dynamiken und Auswüchse er mit sich bringt; kein menschliches Wesen, das aktiv an einem Krieg teilnimmt, hat irgendetwas davon. Die Protagonist*innen von Kriegen zu verherrlichen, führt weg von der zukunftsweisenden Idee, das Krieg keine Option mehr sein darf.

Sie sagen, wir müssten mit unser falschen Vergangenheit aufräumen – nein, das Gegenteil ist der Fall: die deutschen Nachkriegsgenerationen haben ihre Vergangenheit angenommen (und es hat lange gedauert) und das ist wichtig – die Franzosen und die Briten sollten dies im Übrigen auch tun, mit klarem Blick auf die Verbrechen, die im Namen ihrer Nationen verübt wurden. Womit ich nicht sagen will, dass die deutsche Gesellschaft weiter oder besser ist. Was ich meine: es ist wichtig, sogar unabdinglich, dass wir die Vergangenheit weiterhin in dem Licht sehen, das Sie so unbedingt verrücken möchten. Denn dieses Licht weist einen Weg (wenn auch noch lange nicht den besten oder klarsten) in ein weniger konfliktorientiertes, demütigeres Miteinander.

Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie stolz darauf, dass junge Menschen ausgeschickt wurden, um zu töten. Dann sage ich Ihnen: ich werde mich nicht von einem alten Idioten wie Ihnen irgendwo hinschicken lassen und zusehen, wie Sie die mühsame Aufarbeitungsarbeit von Friedensaktivist*innen zerstören. Und ich hoffe, dass viele Leute vor der Wahl noch begreifen, dass jemand, der ernsthaft propagiert, dass man auf Leute, die zum Töten entsandt wurden, stolz sein soll, nicht für irgendetwas steht, dass man im 21. Jahrhundert – in dem genug schwere Aufgaben auf uns zukommen (Klimawandel, Digitalisierung, neue Definition der Arbeit, Kolonialismus-Aufarbeitung, Globalisierte Gesellschaften) – noch vertreten kann.

Wenn Sie unbedingt auf jemanden stolz sein wollen, dann seien Sie es auf die Menschen, die in Deutschland jeden Tag für kleine Löhne alte Menschen betreuen, auf Kinder aufpassen oder diese unterrichten, die Integrationsprogramme leiten oder sich ehrenamtlich für Kultur, für Minderheiten und Bildung und gegen Hass und Diskriminierung engagieren (etc.); auf die Migrant*innen, die unser Wirtschaftswunder mit ermöglicht haben und lange wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden (und es teilweise noch werden) und die trotzdem geblieben sind; seien Sie stolz auf die freiwilligen Helfer*innen, die in den Geflüchteten-Unterkünften helfen; seien Sie, meinetwegen, stolz auf die Soldat*innen, die von der UNO auf Friedenmissionen geschickt werden (wobei auch darüber äußerst kritisch zu reden wäre, da auch diese Einsätze viele Übergriffe und viel Gewalt mit sich brachten). Ob Soldat*in sein eine Sache ist, für die man sich irgendwie rechtfertigen muss, ist etwas, das zu diskutieren wäre und vieles mehr zu diesem Thema wäre zu erörtern.

Aber eins weiß ich: stolz zu sein auf irgendetwas, das Soldaten an Kriegshandlungen je auf diesem Planteten begangen haben, zeugt von Narrheit, Dummheit, Stumpfsinn. Und wenn Ihre Partei dafür steht, mit Ihnen als Spitzenkandidat, dann, entschuldigen Sie vielmals, halte ich sie für unwählbar. Bedenken Sie vielleicht, was Heinrich Heine – den Sie (wiederum dreist) in Ihrer Rede erwähnen, ohne sich anscheinend je mit seiner zwiespältigen Position zur deutschen Kultur auseinandergesetzt zu haben – sagte, hier leicht abgewandelt wiedergegeben: „Eine Kultur, die sich auf Kriege und Gewalt beruft, wie kann sie je etwas anderes hervorbringen als Krieg und Gewalt.“

Sie haben es soweit gebracht mit Ihrer Partei, Herr Gauland, dass man Ihnen zurufen kann, was Thomas Mann an den Dekan der Universität Bonn – und das Naziregime, das ihn protegierte – schrieb (Link): “Deutschland, soll ich beschimpft haben, indem ich mich gegen sie bekannte! Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden.” Ich dachte, dieser Tag sei längst gekommen und hoffentlich ist er nicht mehr fern.