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Zu “Dichter und Denker der Antike und ihre bedeutendsten Werke”
Es mutet natürlich kühn an, die wichtigsten Werke der Dichter und Denker der Antike in einem Band mit gerade einmal 700 Seiten vorstellen zu wollen. Diese Edition von Erich Ackermann kann sich allerdings durchaus sehen lassen und es ist ein bisschen ärgerlich, dass gerade in einem solch guten Kompendium/Lesebuch ein vernünftiges Stichwortverzeichnis fehlt.
Aber der Reihe nach. Das Buch beginnt mit einem kurzen, sehr übersichtlichen Vorwort und die folgende Werkschau ist in zwei Teile unterteilt: Griechenland und Rom. Griechenland wiederum ist unterteilt in: Das Epos, Asöp und die Fabel, Frühe griech. Lyrik, Griechische Philosophie, Drama (Tragödie und Komödie), Die Geschichtsschreibung, Rhetorik, Hellenistische Philosophen und hellenistische Dichtung.
Der Abschnitt des Epos widmet sich Homer und seine beiden Epen, sowie den Werken Hesiods. Es werden (wie auch in den folgenden Kapiteln) Ausschnitte aus den (rechtfreien Übersetzungen der) Werke zitiert, jeweils versehen mit kurzen Einleitungen, die die zitierten Stellen im Kontext der Geschichte verorten. Bei der Ilias werden bspw. u.a. die Klage des Achills gegenüber seiner Mutter und die Beschreibung von Achills Schleifen von Hektors Leiche vorgestellt.
Fabelfreunde kommen auf ihre Kosten, da rund zwanzig Texte zitiert werden. Bei den frühen griech. Lyriker*innen gibt es Texte von: Archilochos, Alkman, Sappho, Alkaios, Solon, Simonides, Ibykos, Theognis, Anakreon und Anakrontea, Bakchylides, Pindar, was eine maßgebliche Auswahl darstellt, obgleich von den meisten nur Fragmente und/oder sehr wenige Texte überliefert sind.
Bei der Philosophie sind neben den drei großen – Sokrates (wobei dieser nichts Schriftliches hinterließ), Platon (u.a. Höhlengleichnis) und Aristoteles (u.a. Ursprung und Wesen des Staates) – auch die Vorsokratiker (Texte von Anaximander, Xenophanes, Empedokles, Heraklit, Parmenides und Demokrit, nebst Erwähnungen von Thales, Pythagoras, Anaximenes und Leukipp) und die Sophisten (zitiert nur indirekt durch Platon) vertreten.
Das Drama-Kapitel besteht aus Texten von Aischylos, Sophokles und Euripides (Tragödie), sowie Aristophanes (Komödie), mit Ausschnitten aus den Stücken „Agamemnon“ und „Choephoren“ (Aischylos), „Antigone“ (Sophokles), „Medea“ (Euripides) und „Lysistrate“ (Aristophanes). Bei der Geschichtsschreibung wird aus den Werken von Herodot, Thukydides und Xenophon zitiert, außerdem ist der Eid des Hippokrates vertreten. Bei der Rhetorik sind es Demosthenes und Isokrates. Die hellenistischen Philosophien werden indirekt durch Cicero beleuchtet. Bei den hellenistischen Dichtungen gibt es Ausschnitte aus den Werken des Kallimachos und des Theokrit.
Der Abschnitt Rom eröffnet – nach einer sehr kurzen Einführung den Übergang vom Hellenismus zur römischen Kulturdominanz betreffend – mit Sallust als Vertreter der frühen römischen Geschichtsschreibung und Lukrez mit Ausschnitten aus „De rerum natura/Über die Natur der Dinge“. Danach folgen Cäsar („De bello gallico“) und Cicero (sowohl Schriften als Philosoph als auch als Redner), denen beiden viel Platz eingeräumt wird.
Danach folgt Catull und im Anschluss eine Auswahl der Vertreter der augusteischen Dichtung, namentlich Vergil (vertreten mit Ausschnitten aus „Bucolica“, „Georgica“ und „Aeneis“), Horaz (Epoden und Oden) und Ovid („Metamorphosen“ und „Amoris), nebst einem besonderen Abschnitt über die Liebeselegie, wodurch noch Texte von Tibull und Properz hinzukommen.
Den Abschluss bilden Texte von Livius und Tacitus (kaiserliche Geschichtsschreibung) und Seneca, Epiktet und Marc Aurel als Vertreter der Stoa in der Kaiserzeit, sowie Briefe von Plinius dem Jüngeren. Dann folgt noch eine Art Epilog über Augustinus.
Es fehlen:
Der Abschnitt über Griechenland kann durchaus eine gewisse Vollständigkeit für sich beanspruchen, zumindest was die Namen und deren wichtigste Werke angeht. Der Teil über Rom ist allerdings unvollständig, vor allem was das römische Drama (Plautus und Terenz) und die Lyrik (als wichtigster fehlt hier Martial) angeht.
Dennoch ist dieses Kompendium empfehlenswert, der größte Makel bleibt das fehlende Stichwortverzeichnis oder zumindest ein genaueres Inhaltsverzeichnis, in dem man nicht nur die Autoren, sondern auch Werke und zitierte Passagen auf einen Blick finden kann. Wer mit diesem Makel leben kann, der bekommt hier ein schönes Lesebuch, mit dem man einen umfassenden Eindruck von den unterschiedlichsten Werken der Antike erhalten kann.
Zu Klaus Anders wunderbarem neuem Gedichtband “Sappho träumt”
besprochen beim Signaturen-Magazin
(man sollte sich einmal im Jahr einen Band aus der großartigen Edition Rugerup zulegen – immer wieder tolle Lyrik!)