besprochen beim Signaturen-Magazin
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Zu “Einsamer als der Wintersturm” von Ishikawa Takuboku
besprochen beim Signaturen-Magazin
Zu “Das Buch der klassischen Haiku”
„Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit.“
So heißt es bei Johann Wolfgang von Goethe. Lyrik allgemein, aber das Haiku im Besonderen, hat sich dieser Kostbarkeit des Augenblicks verschrieben, des unverfänglichen Eindrucks, der aus Millionen sich ausdrückenden Lebendigkeiten eine Facette ausgewählt, einfängt.
„Den roten Nelken
Scheint auf die Stengelknoten
Die Abendsonne“
(Seibi)
Die hier vorliegende Sammlung wurde zusammengestellt und übersetzt von dem im Jahr 2000 verstorbenen Jan Ulenbrook. Vom ihm stammt auch das erfreulich ausführliche Nachwort, in welchem er auch freimütig die Vor- und Nachteile seiner Übersetzungsmethoden anführt und viele Aspekte von Auswahl und der Idee des Haiku erläutert.
Die Sammlung ist unterteilt in fünf Kapitel: eines zum Neujahr und jeweils eines zu einer der vier Jahreszeiten. Innerhalb der Kapitel finden sich wiederum – nicht extra separierte, sondern lediglich durch das Aufeinanderfolgen gruppierte – Sammlungen zu Themen und Motiven der jeweiligen Jahreszeit.
„Vom grauen Himmel
Fällt Schnee auf Schnee herab:
Ein Schmuck den Häusern!“
(Kigô)
Die Haikus sind, wie es der Titel schon ausdrückt, klassisch und auch möglichst formgetreu übersetzt (Silbenanzahl, Wortstellung). Das kann man bemängeln, auch mit guten Argumenten. Aber letztlich muss man bei Gedichtübersetzungen immer Abstriche machen. Manche von Ulenbrooks Übertragungen wirken etwas hölzern, aber die meisten seiner Haikus sind immer noch schöne, gelungene Verdichtungen.
Obgleich es hauptsächlich klassische Haikus sind, stammen auch einige von Dichter*innen, die im 20. Jahrhundert lebten. Im Anhang kann man zu allen Verfasser*innen zumindest die Lebensdaten nachschlagen, Kurzbiographien von einem Satz sind nur wenigen vorbehalten.
„Für alle Türen
ist der Dreck der Holzschuhe
der Frühlingsanfang.“
(Issa)
Man wird schwerlich eine umfangreichere Sammlung finden: über tausend Haikus hat Ulenbrook zusammengetragen. Das heißt natürlich auch, dass man sich seine Lieblinge erst herauspicken muss. Wenn man sich damit zeitlassen will, was zu empfehlen ist, begleitet einen das Buch vermutlich eine ganze Weile. Es ist auch möglich, erst in der jeweiligen Jahreszeit zu dem Band zu greifen.
So oder so: ein Bändchen, das in keiner Büchersammlung fehlen sollte.
„Der Frühlingswind, horch,
Läuft durch die Weizenfelder
Wie Wasserrauschen.“
(Mokudô)
Zu “Eine leere Tasse/An empty cup” von Dennis Maloney
besprochen beim Signaturen-Magazin