Die Welt ist unsicherer geworden. Nein, das stimmt eigentlich nicht, eigentlich ist sie sicherer geworden, zumindest für die meisten Menschen in Europa, vor allem in Westeuropa. Und doch erlebt gerade dieses Westeuropa, 70 Jahre nach dem letzten verheerenden Krieg, den eine populistische Partei anzettelte, eine neue Welle von Populismus, Antisemitismus und Extremismus.
Diese Übel wurden nicht, wie manche anmerken und propagieren (Propa(ganda)-gieren im wahrsten Sinne des Wortes), eingeschleppt. Sie haben ihren Ursprung in einem Gefühl der Machtlosigkeit, das trotz allem Wohlstand und aller Sicherheit in unseren Gesellschaften Einzug gehalten hat. Zwar leben wir in Europa in einer sicheren Welt, dank der medialen Omnipräsenz wissen wir aber, dass diese sichere Welt bereits wenige Zentimeter hinter unseren Grenzen enden kann. Und was im Moment noch draußen vor der Tür ist, kann plötzlich auch drinnen im Raum sein.
Wir leben also tatsächlich in einem “Königreich der Angst”. Noch nie konnte die Menschheit vor so vielen Dingen gleichzeitig Angst haben und noch nie konnte diese Angst gleichsam so signifikant und gleichsam irrational sein. Wir wissen Bescheid über das, was überall auf der Welt passiert und kennen auch die Gründe, warum es passiert – und warum auch wir davon betroffen sind/sein werden. Und doch sind die wenigsten Menschen in der Lage, etwas zu ändern oder sie zögern oder sie verdrängen schlicht, dass etwas getan werden müsste.
Tief drin kann der Mensch auf Angst nur auf zweierlei Weisen reagieren: Flucht oder Angriff. Resignation oder Wut. Und so nehmen einerseits die Schuldzuweisungen zu, andererseits die Ignoranz – die sich auch beide noch bedingen. Wie kann dieser Teufelskreis bezwungen werden?
Martha Nussbaum zeigt in ihrem großartigen Buch, wie die Mechanismen der Angst unser Denken und Handeln, unsere Politik und unser Weltbild durchdringen. Und sie zeigt auch auf, wie wir unseren Fokus verschieben und unser Denken und Fühlen neu ausrichten können. Jede/r sollte dieses Buch lesen!